Bloody Mama / Il clan dei Barker

Kate Barker liebt ihre vier Söhne mehr als alles andere auf der Welt. Um den Jungs ein besseres Leben zu ermöglichen, führt sie sie auf eine krude und kompromisslose Odyssee aus Gewalt, Bankraub, Mord und Entführungen. Mit ihren vier erwachsenen Söhnen im Rücken avanciert die von Staat und Banken um ihre Habe geprellte „Ma“ Barker in den 30er-Jahren zum gefürchtetsten Outlaw Amerikas. (Wicked Vision)

Als sie ein junges Teenager-Mädchen war, wurde Kate Barker (Shelley Winters) oft von ihrem Vater vergewaltigt, während ihre Brüder sie für ihn festhielten. Je öfter dies geschah, desto mehr nahm sie sich sein Festhalten an Blutsbindungen zu Herzen und schwor, einst eine eigene Familie zu haben und zwar sollten all ihre Kinder Söhne sein. Sie wuchs heran und Jahre später sollte sie tatsächlich vier Söhne haben, die ihr gegenüber alle sehr loyal waren, da sie sie bis zur Besessenheit bemutterte. Allerdings waren die vier weit davon entfernt Engeln zu sein und als der Sheriff eines Tages wegen einer Vergewaltigungsanklage gegen alle vier seine Aufwartung bei der Familie Barker macht, denkt sich Ma Barker, es sei nun an der Zeit, die Stadt zu verlassen – was sie auch tut. Sie schnappt sich ihre Nachkommen und verlässt ihren Ehemann.

Wenn Kriminelle aus dem wirklichen Leben ihre eigenen Biografien erhalten, werden die Filmemacher häufig beschuldigt, deren Missetaten zu verherrlichen. Doch niemand kann Regisseur Roger Corman vorwerfen, die Geschichte von Ma Barker und ihrer Bande in Bloody Mama verherrlicht zu haben. Da dieser Haufen von Verbrechern so unsympathisch und verwerflich war, wie man nur sein konnte, wurde ein Versuch sie zu Volkshelden zu machen, überhaupt nicht in Betracht gezogen. Anders als bei Bonnie und Clyde (1967), dem Film, der diese Art von Gangsterfilm überhaupt erst inspiriert hat, findet in Bloody Mama keine Romantisierung (die essenziell für Arthur Penns Werk gewesen ist) im Sinne von „They’re young, they’re in love and they kill people“ statt.

Sicherlich hämmert einem das Ende von Bonnie und Clyde ein, wie hässlich sich die Gewalt darstellt, aber trotzdem werden diese Charaktere immer noch als Märtyrer für den Blutrausch der Behörden aufgebaut, während dies mit der Barker Bande nicht geschieht. Es wäre schön berichten zu können, dass dies auch zu einem besseren Film führt, doch die Wahrheit ist, vieles von Bloody Mama fühlt sich so an, als hätten Corman und sein Drehbuchautor Robert Thom eine Liste von Verderbtheiten erstellt, die sie unbedingt in den Film einfließen lassen wollten. Jeder der Brüder bekommt eine Persönlichkeits-Eigenart verpasst, um ihre Charaktere „farbenfroher“ zu gestalten, was diese vollkommen zweifelhafte Geschichte in eine Reihe von set-pieces mit schlechtestem Geschmack verwandelt – für 1970 war dies jedenfalls schon ziemlich starker Tobak, weswegen der Streifen zum Teil stark geschnitten wurde.

Seltsamerweise wird Bloody Mama, obwohl sich der Streifen in kranken Vorfällen wälzt, dank eines Touches von Pantomime, der über der gesamten Angelegenheit schwebt, nie richtig beleidigend oder widerwärtig. Vor allem Shelley Winters hat keine Bedenken die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, egal ob sie sich eine Tommy-Gun schnappt und herumballert oder sich solchen Verrücktheiten hingibt, wie mit ihrem Leinwand-Sohn in einer inzestuösen Anwandlung zu schlafen. Ihre Söhne erweisen sich als kein bisschen zurückhaltender. Robert De Niro umarmt seine Rolle als Junkie, der ein junges Mädchen mit nach Hause bringt, zwecks Folter und eventuellen Mordes (diese Entscheidung bleibt Ma überlassen, die als das Gehirn der Bande dargestellt wird), während sich Don Stroud als exzellenter Schauspieler erweist, der als Psychopath Herman seine Opfer danach aussucht, ob sie die Augen seines Vaters haben.

Später wird Bruce Dern in die Bande der Bankräuber aufgenommen, nachdem er Freddie (Robert Walden) kennengelernt hat. Indem er Freddie „vergewaltigt“, macht er ihn zu seinem „Freund“ und ist am Ende ein beinahe ebenso gefährlicher Psychopath wie Herman. Mit Diane Varsi kommt sogar eine Gangsterbraut (oder Prostituierte, wie auch immer man das sehen möchte) vor, Mona, Hermans Freundin, doch alle verneigen sich vor Winters in ihrer überlebensgroßen Rolle, die aber stets glaubwürdig rüberkommt. Natürlich ist die Vorstellung, die tatsächliche Kate Barker sei eine ähnliche Persönlichkeit gewesen, weit von der Wahrheit entfernt, obwohl die Titelkarte, die dem Publikum zu Beginn des Films präsentiert wird, folgende Aussage trifft: „Any similaritiy to Kate Barker and her sons is intentional.“ In Wirklichkeit war sie eher eine Art Köchin für ihre Söhne, als mit ihnen Banküberfälle zu begehen, doch die Wirklichkeit lieferte in diesem Fall kein aufregendes Drama. Corman versuchte noch mit der Brechstange einiges an sozialem Kommentar in den Film einfließen zu lassen, indem er Archivmaterial verwendete, um das ganze Land so zu zeigen, wie die Barkers, nämlich vollkommen verrückt und korrupt. Auch wenn sich Bloody Mama nicht ganz so unterhaltsam gestaltet, wie er hätte sein können, geht der Film schon ein ganzes Stück weiter, als es sich viele Regisseure und Produzenten 1970 gewagt hätten.

Wicked-Vision veröffentlicht Bloody Mama als Nummer 42 ihrer Collector’s Edition im Mediabook (BluRay und DVD), mit drei verschiedenen Cover-Motiven, die jeweils unterschiedlich limitiert sind. Bild (1,85:1 1080p / 1,85:1 anamorph) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0) bewegen sich auf ziemlich hohem Niveau, da kann man sich nicht beschweren. Deutsche oder englische Untertitel können ebenfalls zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Bloody Mama wieder einmal um eine äußerst gelungene Mediabook-Edition mit umfangreichem sowie interessantem Bonusmaterial. Erlebt den Klassiker als europäische HD-Premiere sowie erstmals auf DVD & Blu-ray in Deutschland!

Bonusmaterial:
• 24-seitiges Booklet mit einem Essay von David Renske
• Audiokommentar mit Robert Zion
• Interview mit Regisseur Roger Corman
• Deutscher Kinotrailer
• Original Kinotrailer
• Bildergalerie

Beim Wicked-Shop oder bei Amazon bestellen

  • Seitenverhältnis : 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung : Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur : Corman, Roger
  • Laufzeit : 1 Stunde und 31 Minuten
  • Darsteller : De Niro, Robert, Winters, Shelley, Hingle, Pat, Dern, Bruce, Stroud, Don
  • Untertitel: : Deutsch
  • Studio : Wicked Vision Distribution GmbH
https://www.youtube.com/watch?v=U9n6-QJr2O4

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Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Wicked Vision zur Verfügung gestellt.

Das Bildmaterial stammt nicht von dieser Edition!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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