Diabolik

Diabolik ist eine italienische Comicbook-Verfilmung aus dem Jahr 2021.

Diabolik (Luca Marinelli) verbreitet in Clearville Angst und Schrecken. Der rücksichtslose Dieb ist von nichts aufzuhalten. Als die reiche Erbin Eva Kant (Miriam Leone) in der Stadt ankommt wird sie mit ihren Edelsteinen schnell zur Zielscheibe des Diebs, aber von ihm zu erfahren macht sie auch neugierig. Alsbald er zuschlägt, schafft sie es den Mann hinter der Maske nicht nur kennen zu lernen, sondern ihn auch zu bezirzen. Ihre Einlassung mit dem Dieb macht ihre quasi-Verlobung mit dem Vize-Justizminister Caron (Alessandro Roja) besonders komplex, und Kommissar Ginko (Valerio Mastandrea) ist Diabolik eng auf den Spuren. Gemeinsam hecken sie einen verrückten Plan…..

Ich bin großer Fan von Mario Bavas Verfilmung Danger: Diabolik! aus dem Jahr 1968 mit John Philipp Law und Marisa Mell in den Hauptrollen. Ein stylischer, wilder, leichtherziger Reißer der eher als Persiflage zu verstehen ist. Der hatte mit Adolfo Celi auch einen richtigen Bösi. Aber das ist hier kein Remake dieses Klassikers, sondern eine gänzlich eigene Verfilmung der Vorlage, so ehrlich muss man sein. Aber, ich kenne die Comics (Fumetti wie sie in Italien heißen) leider nicht. Diese neue Verfilmung hat einen gänzlich anderen Ton und Stil, zwar ist es unverkennbar eine Comic-Interpretation (die leeren Sets, die abstrusen Orts- und Personennamen, die Abkehr von Realismus, die Offensichtlichkeit der Story für die Zuschauenden) aber sie ist nicht so schrill, quietschbunt, leichtherzig oder semi-lächerlich als Bavas Vision. Diabolik hier wirkt kühl, ernster, und ist durchaus brutal.

Ich fand Diabolik durchaus unterhaltsam, doch er zog sich mit über zwei Stunden Laufzeit doch sehr, und wirkt insgesamt ein sehr langsamer Film. Ein stiller Film, leerer Film. Man bekommt recht wenig auf der Leinwand oder den Lautsprechern geboten, sei es Action, großartige Dialoge, Stunts, Effekte oder eingängigen Soundtrack. Während Bava damals eher ein Feuerwerk entzündete, lassen die Regiebrüder Marco und Antonio Manetti vor der Kamera alle durch das Drehbuch schlafwandeln. Einziger Lichtblick ist Miriam Leone (Die Augen von Marilyn), die dem Film einen Hauch Pepp und auch Erotik verleiht, der dem Film sonst gänzlich fehlt.

Pepp, denn der Schurke selbst wird von einem unglaublich faden, emotionslosen, charmebefreiten Schauspieler namens Luca Marinelli (The Old Guard) gespielt, der die Figur gänzlich zu einem gefühlskalten Arschloch verkommen lässt (Law war als Diabolik nun auch kein James Bond, aber er war menschlicher und weniger Arschloch, auch wenn er dennoch ein rücksichtsloser Dieb ist). Man versteht gar nicht was Eva an ihm findet und sie wird damit zur Identifikationsfigur des Films. Er, der seine Fassade von Ehe betreibt wie ein Gefängniswärter, bekommt plötzlich ungefragt Unterstützung von einer Pfiffigen Dame die so gar nicht unterwürfig ist wie seine offizielle Frau. Dieser Aspekt ist das einzig halbwegs interessante an dem Film, der Rest ist Heist Film nach Schema.

Nun bin ich auf die Fortsetzung gespannt. Denn ein klein wenig enttäuscht war ich hier logischerweise. Der Film hätte mehr Pfiff, Humor, Leinwandgeschehen und einen besseren Diabolik gebraucht. Vielleicht kommt das in der Fortsetzung (mittlerweile gibt es auch schon einen dritten Film) stärker zur Geltung. Man muss aber auch feststellen, dass das heutige italienische Kino einen Stil entwickelt hat, der grundsätzlich distanziert und kühl wirkt, ist euch das schon mal aufgefallen? Insofern ist das hier ja auch kein Ausreißer. Empfehle ich Diabolik? Wie gesagt, unterhaltsam war er durchaus, aber seinen Erfolg kann ich mir kaum erklären.

Plaion Pictures bietet den Film als reguläre BluRay oder als 2-Disc Sammleredition mit Comic (den erstmals auf Deutsch) an, leider aber nicht in einer 4K UHD Variante.

Das Bild sieht recht gut aus, allerdings hat man vermutlich als Retro-Stilmittel ein recht weiches Bild erzeugt, und ohnehin stammt vieles aus dem Computer, das zwar gute Kontraste bietet aber insgesamt eben eher ein wenig nach Technicolor in den 60ern aussieht als nach State-of-the-Art Kameratechnik der 2020er Jahre. Das ist schon in Ordnung, aber es gibt Stellen da vermisst man schlicht etwas Schärfe. Und ja, es wäre schön gewesen von dem Film auch eine 4K UltraHD BluRay Variante zu haben.

Der Ton (Italienisch getestet, es gibt auch die deutsche Synchronfassung an Bord) klingt okay, ist aber eher leise und zurückhaltend, damit auch nicht so Raumfüllend wie ich es mir erhofft hätte. Der Film ist insgesamt ja auch eher ruhig, da ist ein Surroundmix gefordert, auch mit subtilem Einsatz Räumlichkeit zu erzeugen, das gelingt hier nur begrenzt. Dafür sind die Dialoge gut verständlich. Insgesamt eine unaufregende Spur. Es gibt deutsche Untertitel.

Ein paar Extras sind dabei (mir lag nur die reguläre Edition vor): Da wäre einmal der „VFX Breakdown“ (2:30) zeigt etwas digitale Retusche am Werk. Besser ist „Sotto La Maschera – Hinter der Maske“ (47min) ist ein etwas umfangreicherer Blick hinter die Kulissen, mit Interviews und auch Befassung mit dem Thema des Wegs vom Comic zum Film generell. Das ist schon spannend, aber stellte mich nicht dahingehend zufrieden, warum der Film letztlich so wurde wie er wurde. Hinzu kommen Character Trailer zu Diabolik, Eva und Ginkgo, also Trailer mit Fokus auf diese Charaktere, aber eher kurze und inhaltslose Teaser eigentlich. Dann gibt es noch den Originaltrailer und den deutschen Trailer (der Film lief aber hier eh nie im Kino).

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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