Die schwarzen Zombies von Sugar Hill / Sugar Hill

Sugar Hill (Marki Bey), die smarte Schönheit, ist erfüllt von Hass und Rachegelüsten. Seit ihr Freund von Gangstern brutal ermordet wurde, kennt sie keine anderen Gedanken mehr. Mit Hilfe von Mama Maitresse (Zara Cully), einer alten Voodoo-Zauberin, ruft sie Baron Samedi (Don Pedro Colley), den Herrn über die Untoten. Mit Hilfe von Baron Samedi und einer Armee von Zombies startet sie ihren Rachefeldzug gegen die Organisation des Gangsterboss Morgan (Robert Quarry). Sugar lässt den Mördern ihres Freundes keine ruhige Minute mehr. Sie sollen den Schmerz erfahren, den ihr Freund erleiden musste: blutige und gnadenlose Gewalt bis auf die Knochen! (Wicked Vision Distribution GmbH)

Zu Beginn von Sugar Hill (nicht zu verwechseln mit Leon Ichasos Sugar Hill von 1993) wird der Zuschauerschafft eine Voodoo-Zeremonie präsentiert, in der die Anhänger eines Kultes im Kreis tanzen, Trommeln schlagen und ein Huhn opfern, während die angespannte Atmosphäre an Intensität zunimmt, bis … die Nachtclubshow zu Ende ist und alle den Bühnenbereich verlassen, um den Kunden die Möglichkeit zu geben sich mit dem einen oder anderen Getränk zu erfrischen. Langston (Larry Don Johnson) ist der Besitzer dieser speziellen Lokalität und sehr zufrieden mit seinem Leben, nicht zuletzt, weil er sich auf die Unterstützung seiner schönen Freundin, der Fotografin Diana „Sugar“ Hill (Marki Bey) verlassen kann. Doch leider gibt es auch einigen Ärger für Langston, denn der örtliche Gangsterboss Morgan (Robert Quarry) will dessen Geschäft mit aller Macht übernehmen und schreckt dabei auch nicht vor Gewalt sowie Mord zurück.

Ach, es gibt doch nichts Schöneres, als bei der Opferung eines Huhns zuzusehen und dabei seinen Durst zu stillen. Naja, zumindest diesem Blaxploitation-Hybriden entsprechend, der einen der Versuche von American International Pictures darstellt das Black Cinema mit etwas Horror zu würzen, denn immerhin hatten sie mit Blacula (1972) ziemlich großen Erfolg gehabt. Deshalb ließ man auch die Fortsetzung Scream Blacula Scream (Der Schrei des Todes, 1973) und ähnliche sogenannte knock-offs wie Abby (1974), Blackenstein (1973), Dr. Black, Mr. Hyde (Das Monster von London, 1976) oder J.D.’s Revenge (Rache aus dem Jenseits, 1976) folgen. Allerdings beschäftigen sich diese Streifen nur sehr wenig oder überhaupt nicht mit dem Voodoo-Kult, der im Film bis dahin höchstens in White Zombie (Im Bann des weißen Zombies, 1932) mit Bela Lugosi vernünftig behandelt worden war.

Da existiert also eine kleine Lücke, was jedoch nicht bedeutet es hätte während dieser Zeit überhaupt keinen Voodoo im Horrorfilm gegeben und Sugar Hill wäre für seine Etablierung in der Unterhaltungsbranche verantwortlich gewesen. Seit George A. Romeros Die Nacht der lebenden Toten (1968) waren Zombies zum Synonym für fleischfressende Untote geworden, doch die Zombies in Sugar Hill haben kein Interesse daran irgendjemanden ein Stückchen Fleisch aus dem Leib zu beißen. Nein, sie erledigen ihre Opfer mit viel konventionelleren Mordmethoden, wie mit Macheten zerstückeln oder bloßen Händen strangulieren. Doch es werden auch eher ungewöhnlichere Vorgehensweisen zur Anwendung gebracht, denn einer der Gangster wird in einen Pferch mit hungrigen Schweinen geworfen, um von diesen aufgefressen zu werden, während ein anderer in einen Sarg voller Giftschlangen verfrachtet wird.

Sugar will ihren ermordeten Freund Langston rächen und sucht deshalb die Voodoo-Priesterin Mama Maitresse (Zara Cully aus der Sitcom Die Jeffersons, 1975-1985) auf, die den finsteren Baron Samedi heraufbeschwört. Ungefähr ein Jahr nachdem der James-Bond-Film Leben und sterben lassen diese von Geoffrey Holder gespielte Figur in der Öffentlichkeit „etabliert“ hatte, wurde das mit Zylinderhut, Goldzähnen sowie Zigarre ausgestattete und oft lachende Wesen aus der Unterwelt nun von Don Pedro Colley mehr als angemessen verkörpert. Der Baron verlangt lediglich eine Opfergabe von Sugar, um für sie Rache auszuüben, wobei ihm die Seelen all der zu erledigenden Bösewichte scheinbar nicht ausreichen. Er will am liebsten für alle Ewigkeit mit Sugars Seele spielen dürfen, doch ob er die am Ende bekommt oder auf andere Art und Weise für seine Hilfe belohnt wird, soll hier nicht verraten werden.

Da es sich bei Sugar Hill um PG-Horror im Stil des Kinos der Siebzigerjahre handelt, gibt es keine Nacktheit und kaum Blut zu erspähen. Was heutzutage allerdings als viel schockierender empfunden werden könnte, sind die von den Bösewichten ausgesprochenen rassistischen Beleidigungen. Robert Quarry und Betty Anne Rees (die seine „Freundin“ Celeste spielt) tuen sich dabei besonders hervor, indem sie im Verlauf des Films – inklusive passendem Südstaaten-Akzent – viele Vorurteile, die noch aus der Zeit vor dem Rezessionskrieg stammen, verlauten lassen. Marki Bey kommt eigentlich recht charismatisch rüber, sodass man sich wundert warum sie keine längere Zeit als Schauspielerin verbracht hat, doch wahrscheinlich lag es daran, dass sie als rein dekorative Person angesehen wurde. In Sugar Hill muss man neben den Zombie Einsätzen viel Polstermaterial ertragen, weswegen sich der Streifen zuweilen etwas ziehen kann, doch letztendlich ist der Film als unterhaltsam zu bezeichnen, wenn auch mit ein paar Abstrichen. Die Musik von Dino Fekaris und Nick Zesses sollte noch erwähnt werden, den die lässt sich wunderbar hören, vor allem der Titelsong Supernatural Voodoo Woman (gesungen von The Originals) geht gut ins Ohr.

Wicked-Vision veröffentlicht Die schwarzen Zombies von Sugar Hill als Nummer 15 ihrer Black Cinema Collection in einer Scanavo BD-Box (Blu-ray und DVD auf 1.500 Stück limitiert). Bild (1.85:1 1080p / 1.85:1 anamorph) und Ton (Deutsch + Englisch DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0) bewegen sich wieder einmal auf recht hohem Niveau, da gibt es absolut keinen Grund zur Beschwerde. Auf Wunsch können deutsche oder englische Untertitel zugeschaltet werden (auch bei den Extras). Außerdem ist die Nummer 15 der Black Cinema Collection mit ordentlichem Bonusmaterial ausgestattet worden. Insgesamt handelt es sich bei Die schwarzen Zombies von Sugar Hill wieder einmal um eine äußerst gelungene Edition, die bei Liebhabern und Freunden des Black Cinema enorm gut ankommen sollte.

Extras:

• 32-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach —> Wie passt der Streifen in den Blaxploitation-Boom der 70er-Jahre? Auf welche Weise werden hier rassistische Klischees ad absurdum geführt und sogar gegen die eigentlichen Fieslinge des Films eingesetzt? Was waren die Hintergründe der Produktion und welche Hürden mussten beim Dreh des Horror-Kults überwunden werden? Diesen und weiteren Fragen geht der Autor hier auf den Grund.
• Diese Edition enthält zwei Versionen des Films: Widescreen (1.85:1) unter dem Titel Sugar Hill und Open Matte (1.33:1) unter dem Titel Voodoo Girl [nur BD]
• Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Matthias Künnecke —> das Gespräch zwischen den drei Herren gestaltet sich, wie gewohnt, sehr informativ und unterhaltsam. Herr Naumann stellt zu Beginn des Films die Frage: „Ist es denn überhaupt statthaft diesen Film in die Blaxploitation-Gattung miteinzubeziehen?“ und beantwortet sie gleich selbst mit einem schlichten sowie einfachen: „Ich bin der Meinung, ja!“, worauf er selbstverständlich noch eine Begründung folgen lässt.
• Audiokommentar mit Regisseur Paul Maslansky und Bill Olsen (Code Red) —> erweist sich als ein sehr angenehmes und unterhaltsames Gespräch
• Interview mit Regisseur Paul Maslansky
• Interview mit Darsteller Richard Lawson
• Interview mit Darsteller Charles Robinson
• Interview mit Darsteller Don Pedro Colley

—> die vier Herrschaften berichten alle von den Dreharbeiten an Sugar Hill sowie ihre jeweilige Situation im Filmbusiness

• Deutscher Titelvorspann
• TV-Spot
• Radio-Spots
• Originaltrailer
• Bildergalerie
Black History Month mit Justin Murray über Sugar Hill

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Originaltitel: Sugar Hill
Land / Jahr: USA 1974
Regie: Paul Maslansky
Darsteller: Marki Bey, Robert Quarry, Richard Lawson, Charles Robinson, Don Pedro Colley, Betty Anne Rees u. a.
Freigabe: ab 16 Jahre
Ländercode: A,B,C / 0
Laufzeit: 91 Minuten / 87 Minuten
Bildformat: 1.85:1 (1080p) / 1.85:1 (anamorph)
Sprache: Deutsch, Englisch
Tonformat: DTS-HD Master Audio 2.0 / Dolby Digital 2.0
Untertitel: Deutsch, Engisch
Untertitel Extras: Deutsch, Englisch
Verpackung: Scanavo BD-Box
Discs: 2
Format: Blu-ray & DVD
Studio / Vertrieb: Wicked Vision Distribution GmbH

https://www.youtube.com/watch?v=_GiOSq5BRIU

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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