Die 27. Etage

Die 27. Etage (Mirage) ist ein Thriller mit Gregory Peck in der Hauptrolle, aus der Hand von Edward Dmytryk (Shalako, Anzio) und erschienen im Jahr 1965.

Der Film erzählt die Geschichte von David Stillwell (Peck), der nach einem Stromausfall in einem Manhattaner Bürogebäude das Gefühl hat, um ihn herum wollen ihm die Leute einen Streich spielen. Zuerst Shela (Biane Baker), der er in den Keller folgt, nur um am nächsten Tag festzustellen dass es dort keinen gibt. Außerdem stirbt sein Boss an einem Selbstmord. Egal was er macht, er läuft Menschen über den Weg an die er sich nicht erinnert, irgend etwas scheint nicht zu stimmen: der Mann leidet an einer Amnesie. Was das mit dem Selbstmord seines Chefs zu tun hat, und warum er plötzlich von Killern verfolgt wird (u.a. George Kennedy), will er mit Hilfe des Privatdetektivs Ted Caselle (Walter Matthau) feststellen, doch erst einmal zum Psychologen….

Mirage - Die 27. Etage

Je weniger man über den Film weiß, letztlich desto besser. Dass es sich um einen Fall von Amnesie handelt wird aber relativ bald klar und kann man auch verraten. Was den Film so irrsinnig macht ist, dass wir als Zuschauer von Anfang bis Ende Stillwell folgen, und zunächst ähnlich ahnungslos und verdattert wie Alice im Wunderland durch den Hasenbau irren. Es ist irgendwie zunächst klar, dass man es auf ihn abgesehen hat, aber weshalb und ob er nun unschuldig ist oder auch irgendwas getan hat was zu diesen Folgen führt, ist lange Zeit unklar. Als dann Shela und Caselle ins Spiel kommen, kann er auch durch sein eigenes Umtreiben einige Puzzelstücke langsam zusammensetzen, aber auch das heißt noch lange nicht dass er diesen Personen trauen kann. Genaugenommen traut er nur Caselle, ein totaler Neuling, denn er hat ihn durch Zufall angeheuert, der kann ja gar nichts gewusst haben – oder doch?

Mirage - Die 27. Etage

Diese Art von Verwirrspiel ist immer ein gutes Genre gewesen, und war damals nicht nur beliebt, sondern war auch eines das viel Raum zum Austoben sowohl für Schauspieler als auch für Regisseure bot. Hitchcock baute eine Karriere darauf, und vor allem in der Mitte der 60er erfreute sich diese Art von Psychothriller an den Kinokassen auch großer Beliebtheit. Ein weiterer Vertreter des Genres im weiteren Sinne wäre Blindfold mit Rock Hudson, bei dem – ebenso wie hier – keine harte Trennlinie zum Agentenfilm verläuft.

Mirage - Die 27. Etage

Mirage bietet etwas Humor, teilweise auch eine ironische Note, ist sehr spannend erzählt und ist zu keiner Zeit langweilig oder aufgetragen. Ein wenig fühlte ich mich an Vampire’s Kiss erinnert, indem ja auch ein Büromensch an der Realität zu zweifeln beginnt, allerdings mit anderen Folgen. Eine modernere Interpretation wäre allerdings Nolans Memento, bei dem die Hauptfigur auch gegen alle Widerstände versucht, der Realität Herr zu werden. Aber hier ist es nicht so systematisch wie bei Nolan. Peck ist ein verlorenes Reh, kein Antiheld aus den 90ern.

Mirage - Die 27. Etage

Während Memento mit viel originellen Aha-Effekten und einer labyrinthartigen Erzählweise den Schauauer foppte, ist es hier ein großartig erzählter, fantastischer Film der ganz alleine durch die Perspektive lebt, und am Ende eine große Sache auflöst, ohne irgendwie ins Cliché zu verfallen. Mirage war einer der letzten großen Filme von Universal, die außerdem bewusst ins schwarz-weiß gedreht wurden, was den Film nochmal besonders bedrückend und kunstvoll zugleich macht.

Mirage - Die 27. Etage

Die BluRay bietet sehr solides Bild dieses schwarz-weiß Films, auch wenn der Transfer in den leider einigen dunklen Szenen doch sehr schwächelt. Der Ton (Englisch getestet, es gibt auch die Synchronfassung, Untertitel in beiden) klingt total in Ordnung. Als Extras gibt es einen großartigen und exzellent bemannten Audiokommentar von Nathaniel Thompson von Mondo Digital, meinem Bekannten und Filmemacher – bzw. Experten Howard S. Berger sowie Steve Mitchell (King Cohen) in dem man sehr viel über den Film und Kino allgemein lernt und der wirklich unterhaltsam ist Außerdem ein angenehmes Interview mit Diane Baker (14min), der Originaltrailer und eine Bildergalerie.

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com