Die letzte Rechnung schreibt der Tod / Milano violenta

Polizio Die letzte Rechnung schreibt der Tod

Ein Raubüberfall auf ein großes Industriegebäude. Die Polizei umstellt das Haus. Zwei der Gangster können mit dem Geld fliehen, die beiden anderen erzwingen durch Geiselnahme ein Fluchtauto. Doch sie kommen nicht weit, denn das Benzin geht aus. Einer der Gangster wird an der Tankstelle erwischt, der andere, aus Zuhälterkreisen, flüchtet verletzt zu einer Prostituierten. Von ihr erfährt er, dass die mit dem Geld geflüchteten Komplizen in einem alten Schlachthof untergetaucht sind. Die Jagd nach dem Geld beginnt, ein Komplize traut dem anderen nicht über den Weg, jeder will den Hauptanteil. Wer im Weg steht wird kaltblütig liquidiert. Die letzte Rechnung zahlt der Tod… (filmArt)

Milano Violenta / Die letzte Rechnung schreibt der Tod

Regisseur Mario Caiano gehört mit Bestimmtheit nicht zu den bekanntesten italienischen Filmemachern aber er gehört sicherlich zu den am meisten unterschätzten und hat bewiesen, dass er mehr als fähig ist gute Ware abzuliefern. Mir fallen da Filme wie …a tutte le auto della polizia (Calling All Police Cars), Amanti d’oltretomba (Night of the Doomed) und neben diesen noch einige seiner Italo-Western ein: Una bara per lo Sceriffo, Il mio nome e Shanghai Joe, Le pistole non discutono und Un treno per Durango.

Milano Violenta / Die letzte Rechnung schreibt der Tod

Das Poliziesco Genre ist am besten für seine unterhaltsamen Action-Flicks mit dem Schwerpunkt auf Verfolgungsjagden und Schießereien bekannt. In diesem Film nimmt Caiano auch diese Themen auf und würzt sie mit einer extrem düsteren Atmosphäre, was dem Plot sehr gut zu Gesicht steht. In dem geht es um einen missglückten Raub, was zu ernsten Konflikten zwischen den Kriminellen und einer polizeilichen Untersuchung (die aber eher zweitrangig ist) führt. Der Film ist nicht so mit Aktion vollgepackt wie viele andere Vertreter des Genres, weiß aber trotzdem bestens zu unterhalten. Die Hauptcharaktere sind alle sehr gut entwickelt und lassen den Zuschauer auch schon mal etwas tiefer in dessen Seelen schauen als man es von solchen Filmen gewohnt ist. Das trägt natürlich zum guten Gesamteindruck bei. In diesem Zusammenhang scheint mir besonders Claudio Cassinelli erwähnenswert, der als unmoralischer und skrupelloser Verbrecherboss Raul Montalbani glänzt. Ihn kennt man eventuell aus Filmen von Paolo und Vittorio Taviani, Liliana Cavani, Pasquale Festa Campanile und Damiano Damiani. Cassinelli trat in einigen weiteren poliziotteschi und anderen Genre Filmen wie Der Tod trägt schwarzes Leder (La polizia chiede aiuto), Castigata – Die Gezüchtigte (Flavia, la monaca musulmana), Das Schlitzohr und der Bulle (Il trucido e lo sbirro), Die weiße Göttin der Kannibalen (La montagna del Dio cannibale) und Lawinenexpress (Avalanche Express) auf. Leider verstarb er bei den Dreharbeiten von Sergio Martinos Vendetta dal futuro (Paco – Kampfmaschine des Todes), als er bei einem Hubschrauberunfall von den Rotorblättern geköpft wurde, viel zu früh. In Milano Violenta bekommt er noch sehr kompetente Unterstützung von seinen Kollegen Vittorio Mezzogiorno (Walter), Elio Zamuto (Commissario Foschi), Silvia Dionisio (Leila), John Steiner (Fausto), Biagio Pelligra (Tropea) und Salvatore Puntillo (Ispettore Tucci).

Milano Violenta / Die letzte Rechnung schreibt der Tod

Mitte der siebziger Jahre, als die Zeit des Giallo schon langsam zu Ende ging, verstand es Caiano (wie schon ein Jahr vorher mit Calling All Police Cars) immer noch einige Szenen im Stile des Giallo in Milano Violenta zu integrieren, was dem Film sicherlich nicht schadet. Es finden einige Morde durch Erstechen, Erschießen und Verbrennen statt, die dem Streifen seine fiese Note verleihen. Es wird schon bald klar, dass es kein „Happy End“ geben wird, wobei Caiano genau die Art von bedrückendem Finale liefert, das man von diesem Film erwarten würde.

Milano Violenta / Die letzte Rechnung schreibt der Tod

Alles in Allem mag Die letzte Rechnung schreibt der Tod nicht zu den Besten poliziotteschi gehören, kann aber trotzdem sehr gut gefallen und sollte besonders für Fans des Genres ein absolutes Muss sein.

Die DVD: Das Bild wird uns im 1,85:1 anamorphen Format präsentiert und sieht, abgesehen von kleineren Schwächen, recht gut aus. Bildschäden konnten weitestgehend entfernt werden aber leider erscheint das Bild zuweilen einen mehr oder minder starken „Hellstich“ zu haben. Dies ist mit Sicherheit dem Alter des Ausgangsmaterials geschuldet und abgesehen davon gibt es beim Bild nichts zu beanstanden. Leider muss man auch beim Ton Abstriche machen, denn es ist „nur“ eine deutsche Tonspur (1.0 Mono) vorhanden. Allerdings war es filmArt wegen Lizenzvereinbarungen nicht möglich bzw. verboten den Originalton zu verwenden. Für nichtsynchronisierte Szenen sind deutsche Untertitel eingearbeitet. Als Extras wurden der italienischen Kinotrailer, eine Trailer Show von anderen filmArt Titeln und ein sehr ausführliches sowie interessantes Booklet von Heiko Hartmann in bzw. auf die DVD gepackt. Während die „Giallo Edition“ von filmArt in einer passenden gelben Amaray ausgeliefert wird, entschied man sich bei der „Polizieschi Edition“ für eine rote Amaray.

Milano Violenta DVD / Die letzte Rechnung schreibt der Tod

Urteil: Nachdem filmArt bereits mit der „Giallo Edition“ eine Reihe für italienische Genrefilme gestartet hat, rufen sie mit Die letzte Rechnung schreibt der Tod auch den ersten Teil ihrer eigenen „Polizieschi Edition“ ins Leben. Dieser Poliziesco von 1976 erschien in Deutschland bisher nur gekürzt auf VHS und wird uns nun endlich ungekürzt auf DVD beschert. Die Veröffentlichung kann als gelungen bezeichnet werden und sollte in keinem Sammleregal fehlen. Weiter so filmArt! Wir freuen uns auf viele weitere tolle Filme in beiden Editionen.

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Diese DVD wurde freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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