Drei gegen Sacramento / Duello nel Texas / Gunfight at Red Sands

Im amerikanisch-mexikanischen Grenzstädtchen Carterville lebt eine kleine mexikanische Familie, die aus Don Diego, seinen Kindern Manuel und Lisa und dem amerikanischen Adoptivsohn Ricardo besteht, den alle „Gringo“ nennen. Eines Nachts wird die Farm der Familie überfallen, Don Diego getötet und das Gold, das er im Laufe der Jahre ansammeln konnte, gestohlen. Gringo macht sich auf, die Gangster zu suchen. Er findet mit der Zeit heraus, dass die gesamte Gegend von einer Bande terrorisiert wird, deren Hintermänner Gringo nach und nach entlarven kann… (Explosive Media)

Drei gegen Sacramento nimmt in der Geschichte des Italo-Western eine Schlüsselrolle ein. Der Film repräsentiert den ersten Western, der von Jolly Films produziert worden ist, nämlich Arrigo Colombos und Giorgio Papis Produktionsfirma, die ein Jahr später auch den bahnbrechenden Per un pugno di dollari (Für eine Handvoll Dollar, 1964) herausbringen sollte. Deswegen wird der Streifen oft als DER erste Spaghetti-Western bezeichnet. Europäische Pferdeopern früheren Datums (es existiert eine ganze Menge davon) stellen entweder rein spanische Produktionen dar oder haben nicht genügend charakteristische Elemente aufzuweisen, um rückblickend als sogenannte Italo-Western eingeordnet werden zu können. Der Film wurde von einem gewissen Albert Band – einem wiederkehrenden Namen in den Anfängen des Genres – mitgeschrieben und mitproduziert, während zwei weitere an der Produktion beteiligte Personen auch einen erheblichen Beitrag zu Sergio Leones bereits erwähntem Für eine Handvoll Dollar leisteten: Kameramann Massimo Dallamano (als Jack Dalmas gelistet) und Komponist Ennio Morricone (als Dan Savio aufgeführt).

Dieser Pre-Leone-Western spielt bereits in und um eine amerikanisch-mexikanische Grenzstadt, die wahrscheinlich ausgewählt wurde, um das Aussehen der spanischen Darsteller und Statisten rechtfertigen zu können, bot den Drehbuchautoren allerdings auch die Möglichkeit die Geschichte mit einer Prise Antirassismus zu würzen. Richard Harrison übernimmt die Rolle von Ricardo/Gringo Martinez, einem „weißen“ Mann, der als Kind von einer nördlich der Grenze lebenden mexikanischen Familie adoptiert wurde. Zwischenzeitlich hatte er im mexikanischen Bürgerkrieg für die Armen gekämpft und muss nach seiner Heimkehr feststellen, dass sein Vater erschossen und das hart erschürfte Gold der Familie gestohlen wurde. Sein Adoptivbruder Manuel (Daniel Martín als Dan Martin gelistet) wird bei der Verfolgung der drei für das Verbrechen verantwortlichen Männer verwundet, könnte sie jedoch eventuell wiedererkennen. Allerdings werden Mexikaner in Texas als zweitklassige oder minderwertige Bürger angesehen, weswegen Sheriff Lance Corbett (Giacomo Rossi Stuart als G.R. Stuart aufgeführt) nicht dazu bereit ist den Fall angemessen zu untersuchen.

Drei gegen Sacramento ist als eine Art Übergangsfilm zu beschreiben, der sich zwar immer noch auf traditionellem Westerngebiet befindet, jedoch bereits mit den antirassistischen Sentimentalitäten der KarlMay-Filme und der Rache-Philosophie des italienischen Westerns angereichert wurde. Harrisons Charakter eines „weißen“ Mannes, der mit Menschen sympathisiert, die rassistischen Vorurteilen ausgesetzt sind, scheint ein weites Echo von Karl Mays Old Shatterhand zu sein, doch die Geschichte verwandelt ihn in einen ausgesprochenen Spaghetti-Western-Rächer. Der Film weist natürlich auch schon die typisch schurkischen Geschäftsleute und Würdenträger auf, die zu einem wiederkehrenden Genreelement werden sollten. Mit einem kichernden Handlanger und sogar einigen Zapata-Vibes (auf mexikanischem Boden) wirkt der Film fast wie eine Ouvertüre, die schon die meisten Genremerkmale beinhaltet, diese aber noch in einer rudimentären, unvollkommenen Form widerspiegelt. Das Ganze spielt zwar in einer Grenzstadt, doch diese ist voller Leben und stellt keine Geisterstadt dar. Richard Harrison ist kein zynischer Einzelgänger, sondern ein liebevoller Sohn und Bruder, während Giacomo Rossi Stuart jemandem ähnelt, der davon träumt, zum lokalen Elvis (Presley) zu werden.

Einige Szenen in der Stadt – in denen hübsche Señoritas ihre nackten Schultern und ihr strahlendes Lächeln zeigen, während sie mit Passanten flirten – sind ziemlich gut geraten, doch Regisseur Ricardo Blasco (als Richard Blasco aufgeführt) wusste offenbar nicht, wie man Actionszenen dreht, weswegen Mario Caiano eingeflogen wurde. Caiano verbrachte Berichten zufolge fünf oder sechs Tage mit Kameramann Dallamano, um diese Actionsequenzen zu realisieren. Das finale Duell zwischen Harrison und Rossi-Stuart erweist sich als eine typische Konfrontation auf der Hauptstraße des Städtchens mit seltsamen Kamerawinkeln und Nahaufnahmen, die sich näher an dem befinden, was Dallamano mit Leone gemacht hat, als was Caiano in Le pistole non discutono (Die Letzten Zwei vom Rio Bravo, 1964), seinem nächsten Projekt für Jolly Films, anstellen würde. Ennio Morricones Musik wird hier eher klassisch gehalten und unterstützt die Handlung des Films mehr, als sie zu illustrieren. Der von Peter Tevis (als Dicky Jones gelistet) gesungene Titelsong A Gringo like Me geht wirklich gut ins Ohr, erweist sich gleichzeitig aber auch mehr als nur ein wenig kitschig.

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Seitenverhältnis: 16:9 – 1.66:1
Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur: Blasco, Riccardo
Medienformat:‎ Breitbild
Laufzeit: 1 Stunde und 35 Minuten
Darsteller:‎ Harrison, Richard, Rossi-Stuart, Giacomo, Lezana, Sara, Martin, Daniel, Barri, Barta
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Studio: ‎Explosive Media

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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