Emergency Declaration – Der Todesflug

Bisang seoneon (Emergency Declaration) ist ein koreanischer Katastrophenthriller aus dem Jahr 2021 von Han Jae-rim (u.a. für das Anwaltsdrama The King bekannt).

Der Polizist Koo In-ho (Song Kang-Ho) geht Hinweisen aus Social Media nach, dass ein junger Mann ein Attentat auf ein Flugzeug ankündigen zu scheint. Während seine Frau und Schwiegermutter im Flugzeug von Incheon nach Honolulu sitzen, stößt er auf verstörende und aber leider stichhaltige Beweise die Gefährlichkeit des Verdächtigen klar machen. Als er es schafft, die Behörden und Fluggesellschaft zu alarmieren, ist es bereits zu spät: der durchgeknallte Jin-seok (Yim si-wan) hat längst eine biologische Waffe gezündet und es bricht an Bord des Flugzeugs Panik aus. Es ist der Flug von Incheon nach Honolulu. Die Verkehrsministerin Sook-hee (Jeon Do-yeon) und In-ho am Boden, sowie der alleinerziehende Vater Jae-hyuk (Lee Byung-hun) seines Zeichens ehemaliger Pilot, die Kabinenleiterin Hee-jin (Kim So-jin) und der Jae-hyuks ehemaliger Kollege, der aktuelle Pilot Choi Hyun-soo (Kim Nam-gil) in der Luft, versuchen alles um Menschenleben zu retten…..

Emergency Declaration

Der Film ist eine ziemliche Wucht. Mit 140 Minuten wie die meisten koreanischen Filme eine halbe Stunde zu lang, aber gleichermaßen noch knapp unterhalb des dort etwas ausgeprägteren Sitzfleisches, rumpelt dieser Thriller mit Hochspannung vor sich hin und scheut sich nicht, dem Zuschauer mit teils dröhnender, nerviger oder piepsender Sounduntermalung auch mal zu illustrieren wie sich die Beteiligten auf dem Bildschirm vielleicht gerade fühlen könnten. Es ist eine Tour-de-Force, nicht nur weil die Katastrophe sehr für klar wird, sondern die ausweglose Situation trotz eines erhofften Happy Ends bis ins unterträgliche gestreckt wird. Und das funktioniert gut.

Hilflos ist die Politik am Boden, und der unermüdliche Cop, gespielt von Koreas Allzweckwaffe Song Kang-Ho (Parasite, A Taxi Driver, etc.). Etwas unterbenutzt, und leider nicht eine Art Liam Neeson Sky-Marshall ist Lee Byung-hun (The Good, the Bad and the Weird, A Bittersweet Life, etc.), der unsere Identifikationsfigur über den Wolken ist. Eine reihe gut besetzter Nebenrollen, allen voran die furchtlose Stewardess und die Ministerin, machen den Film zu einem gewissen Ensemble-Erlebnis ohne wahre Hauptrolle. Aber das macht nichts. Ähnlich wie bei der Airport Filmreihe geht es mehr um das allgemeine Spektakel. Und was für eins. Dazu gehören auch nervenaufreibende beinahe-Abstürze, Handgemenge an Bord und am Boden, Verfolgungsjagden und vieles mehr. Es ist unterm strich ein spannender, adrenalinbehafteter Thriller der aber auch seine ruhigen Momente ausspielt und auch mal nur Tinitus-Geräusche von sich gibt weil Zuschauer sich sehr gut im Kopf ausmalen können was Sache ist (das wusste schon der gute Hitch).

Emergency Declaration

In besonderem Maße profitieren dürfte der Film von der Tatsache, dass seine Thematik unglaublich aktuell wirkt. Zwar verzögerte sich der Film wegen der Covid19-Pandemie, erwies sich dann 2022 aber dennoch als absoluter Kassenschlager. Gekonnt spielt der Film mit den uns heute allzu bekannten Ängsten vor hustenden Fremden in den Nachbarsitzen, vor Virenausbrüchen auf engstem Raum, unsauberer Luft und vielem mehr. Und gerade weil der Film in dieser Zeit enstand und erschien wiegen seine Schwächen umso stärker: Denn was dem Film unglaublich schadet sind diverse Unsauberkeiten. Nun mag es daran liegen, dass „Impfstoff“ und „Gegenmittel“ in den Untertiteln etwas durcheinander gerieten, aber dass in der heutigen Welt DrechbuchautorInnen nicht wissen was ein Impfstoff ist und wie er funktioniert (und wie nicht), ist wenig plausibel. Auch wenn nicht das Wort Impfstoff gemeint war, so leidet der Film letztlich daran, dass es irgendwie in letzter Minute ein Wundermittel gibt das alle heilt die bereits infiziert sind. Das 2022er Kinopublikum dürfte aber mehr Virologie-Kenntnisse haben als die Autoren des Films. Das ist einfach bitter. Außerdem unplausibel, ohne von der Story viel vorweg zu nehmen: dass es trotz der doch recht soliden Beweismittel keinen Durchsuchungsbefehl beim Pharmaunternehmen gab…. wie dem auch sei.

Unterm Strich ist Emergency Declaration ein sehr unterhaltsamer, spannender und weitgehend gut gemachter Thriller, der lediglich etwas überdramatisiert ist und einige wirklich arge inhaltliche Drehbuchschwächen aufweist in den Abteilungen Justiz und Epidemiologie. Es ist ansonsten ein recht akribischer Film, der sich auch Zeit lässt die Welt in der er spielt auszukleiden, da gibt es für den ex-Piloten eine Hintergrundgeschichte, des Cops Familie ist im Flieger, die Entscheidungen der Ministerin haben ein parlamentarisches Nachspiel, und so weiter. Wer viel koreanisches Kino guckt weiß: dort lautet die Devise mehr ist mehr, und so kann man sich auch hier auf viel teuer produzierten Stoff einstellen. Dazu gehört auch eine atemberaubende Beinahe-Absturzsequenz bei der man sie an der Armlehne der eigenen Couch festkrallen will. Unterm Strich hervorragende Thrillerware, wenn auch mit leichten Abstrichen beim Drehbuch.

Emergency Declaration

Die BluRay von Plaion Pictures (die 4K UHD stand mir nicht zur Verfügung, nur die BluRay) bietet exzellentes Bild, wie man es sich erwarten könnte. Der Film ist teuer produziert, das sieht man, allerdings ist auch viel Computeranimation im Einsatz, und leider sieht man auch das mit geübten Augen. Einiges an stilistischen Elementen dient dazu, den Film teilweise dann auch absichtlich etwas mehr TV-Look zu gebe, ähnlich eines Dokudramas. Die 4K Edition punktet natürlich noch mit HDR und Dolby Vision. Der 7.1 Ton rummst zwar gut und bietet ebenso auch sachte Töne, aber die Surround-Kulisse beschränkt sich auf atmosphärische Klänge, Musik und das Gerummel von Flugzeugdüsen. Dialog und sonstiges sind auf den Center beschränkt und sowohl zu leise als auch räumlich zu weit weg verortet. Eine eigentlich durchweg schlechte Abmischung wenn man es genau nimmt, da hätte ich mir echt mehr erwartet. Ich musste richtig laut aufdrehen um dem ganzen gut zu folgen, aber das machte das Erlebnis nicht realer, und dann sind auch die sieben Kanäle für die Katz.

Der deutsche Synchronton liegt in 5.1 vor. Weil es ebene eine Synchro ist, ist hier die Dialogverständlichkeit zwar besser, aber grundsätzlich sind die Probleme hier die gleichen. Deutsche Untertitel sind optional, englische gibt es leider nicht. Die Extras bestehen neben dem Trailer aus einem Making Of (6min, OmU, bestehend aus Aufnahmen vom Dreh und Interviews), einem Video mit Eindrücken von der Premiere am Cannes Film Festival (3:40min, OmU), einigen Interviews mit Fokus auf die Figuren des Films (3min, OmU) und dem Featurette „The 360° Shot“ (3min, OmU) das sich mit dem Dreh der aufwendigsten Szene des Films befasst.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Die im Artikel verwendeten Bilder sind die Pressefotos von Amazon und nicht unbedingt repräsentativ für die Qualität des Produkts.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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