Geheimagent Barrett greift ein / The Satan Bug

 

Der Biochemiker Dr. Baxter hat einen tödlichen Virus entwickelt, der das Gleichgewicht des Schreckens zugunsten der westlichen Welt verschieben soll. Als der Virus aus dem geheimen Forschungslabor entwendet wird, soll Geheimagent Lee Barrett (George Maharis) den Kampfstoff wiederbeschaffen. (Anolis)

Die Agenten des multi-millionenschweren Superschurken Charles Ainsley überwinden den Sicherheitsdienst von Station 3, einer super geheimen Forschungsanlage für chemische Kriegsführung, in der Wüste östlich von Los Angeles. Sie stehlen Flakons mit biologischen Kampfstoffen wie „Botulitis“ und dem noch gefährlicheren „Satan Bug“, der jeden lebenden Organismus auf der Erde in wenigen Wochen töten kann. Der kürzlich entlassene Sicherheitschef, frühere Hubschrauberpilot und unangepasste US-Geheimagent Lee Barrett (George Maharis, Route 66, Die Meute), wird nun reaktiviert, um den Einbruch zu untersuchen und die fehlenden Supertoxine zu lokalisieren. Auf ein mysteriöses Telegramm antwortend, trifft sich Barrett mit General Williams (Dana Andrews, Der Fluch des Dämonen, Hot Rods to Hell) und seiner Tochter Ann (Anne Francis, So jung und so verdorben, Die Saat der Gewalt) im Desert Inn Motel, um die Ermittlungen zu reflektieren, während der neu eingestellte Dr. Gregor Hoffman (Richard Basehart, Das Geheimnis der Dame in Schwarz, Die Insel des Dr. Moreau) als möglicher „Inside-Man“ des Bruchs in Verdacht gerät.

Eine Lösegeldforderung von Ainsley, die mit einer „Verseuchung“ droht, wird abgegeben und die Entscheidung getroffen, die Ermittlungen ruhig zu halten, um keine potenziellen Verdächtigen in den Untergrund zu vertreiben. Ein weiterer mutmaßlicher Insider wird später am Boden eines Schwimmbeckens tot aufgefunden, und wie angedroht, wird in Key West ein Botulitis-Angriff durchgeführt, der ein Massensterben verursacht. Barrett und Ann Williams werden von Ainsleys schmierigen Schlägern, dem Milch trinkenden Donald (Frank Sutton, Am Rande der Straße, Gomer Pyle: USMC) und Veretti (Ed Asner, Mitternacht – Canale Grande) als Geiseln genommen, während General Williams‘ Team mitgeteilt bekommt, dass ein mit Satan Bug-Bakterien manipuliertes Gerät irgendwo in LA platziert wurde. Ein Rennen gegen die Zeit beginnt, um das Gerät zu finden und zu deaktivieren, bevor es vom psychopathischen Ainsley ausgelöst werden kann.

Von Edward Anhalt (Der Frauenmörder von Boston) und James Clavell (Die Fliege, Shogun) nach dem Roman von Alistair MacLean (Die Kanonen von Navarone, Eisstation Zebra unter dem Pseudonym Ian Stuart) gescripted, wurde The Satan Bug von Regisseur John Sturges für die Mirisch Corporation produziert, die schon viele große Hits wie zum Beispiel Das Appartement, West Side Story und Ein Schuß im Dunkeln herausgebracht hatte. Zeitgenössische Kritiker zählten den Streifen ungerechterweise zu der Welle von billigen, actionlastigen James Bond-Derivaten und Parodien, die Anfang 1965 amerikanische Kinos überfluteten. Aufgrund seines realistischeren und ernsteren Tones wurde Geheimagent Barrett greift ein von manchen sogar als eine Enttäuschung angesehen, zumal John Sturges bereits eine Reihe von kommerziell und kritisch erfolgreichen Filmen wie Stadt in Angst, Die glorreichen Sieben und Gesprengte Ketten gelungen war. Bei The Satan Bug handelt es sich allerdings um einen atmospährisch dichten und spannenden Thriller, der trotz einiger Längen und Logiklöcher recht gut zu unterhalten weiß und sicherlich eine Neubewertung von interessierten Genre-Fans verdient hat.

Geheimagent Barrett greift ein mag auch bei Publikum und Kritikern gelitten haben, da er nicht genau in ein bestimmtes Filmgenre hineingepasst hat. Zwar gibt es Elemente des Science-Fiction und Bondsche Intrigen in dem Film, doch präsentiert er sich eher wie ein Politthriller nach dem Muster von Botschafter der Angst oder Sieben Tage im Mai, mit genügend Wendungen und Doppel-Twists, um Fans solcher Kost(barkeiten) zufriedenzustellen. Die erste Stunde oder so ist ein wenig dialoglastig und langsam, doch wird stetig Spannung aufgebaut und im letzten Drittel fängt der Film dann Feuer mit guter Aktion und einem wirklich spannenden Höhepunkt. Humor und ironische Anspielungen existieren so gut wie gar nicht, da die Geschichte absolut geradlinig gespielt wird und glücklicherweise fehlen auch schwermütige Predigten über die Moral, biologische Waffen herzustellen, welche den Streifen nur noch mehr verlangsamt hätten. Moderne Zuschauer können sich jedoch über die scheinbar laschen Laborprozeduren und den unvorsichtigen Umgang sowie der primitiven Lagerung der virulenten Bakterien während des gesamten Films amüsieren. Wertvolle Trümpfe für den Film sind die überwältigenden Süd-Californischen Vistas und die aufwendigen, detailliert ausgelleuchteten Interieurs, die von Robert Surtees‘ (Ben Hur) Panavision Kinematografie wunderbar eingefangen werden. Auch Jerry Goldsmiths‘ (Solo für O.N.K.E.L., Planet der Affen) unverwechselbare, von Synthesizern geprägte Partitur sowie DePatie-Frelengs‘ (Der rosarote Panther) schlau animierte Eröffnungstitel stellen wahre Pluspunkte dar.

Eine zusätzliche Quelle des Vergnügens für scharfäugige Filmfans und Fernsehsüchtige ist die Besetzung von vertrauten Namen und Gesichtern – von den Hauptdarstellern bis zu nicht rezensierten kleinen Schauspielern – ein virtuelles ‚Who’s Who‘ der B-Movie Charaktertypen und TV-Regulars, einschließlich Simon Oakland (Bullitt, The Night Stalker) in einer uncharakteristischen Rolle als Wissenschaftler, John Anderson (Wenn es Nacht wird in Manhattan) als Geheimagent Reagan, Hari Rhodes (Schock-Korridor) als Wachmann, James Hong (The Bamboo Saucer, Big Trouble in Little China) als Dr. Yang, William Bryant (King Dinosaur) und Pre-TREK James „Scotty“ Doohan als SDI-Agenten (beide mit Sterbeszenen vor der Kamera), Harold Gould (Project X) als todgeweihter Dr. Ostrer, John Hubbard (The Mummy’s Tomb) als Wächter, Lawrence Montaigne (The Psycho Lover, Star Trek) als Radartechniker, Komiker und Regisseur Noam Pitlik (Nancy, ein eiskaltes Playgirl) als Motelangestellter, Russ Bender (Gigant des Grauens), Tol Avery (Außer Rand und Band mit Twist) sowie der legendäre Stunt Künstler / Fahrer Carey Loftin, der in Dutzenden von Republic– und Columbia-Serien und einer Reihe klassischer Universal-Horrorfilme als Geheimdienstagent auftrat.

Anolis Entertainment bringt Geheimagent Barrett greift ein im Rahmen ihrer Die 60er Reihe als Nummer 1 in einer DVD/BluRay-Edition heraus und leistet damit, wie bereits gewohnt, hervorragende Arbeit. Das Bild präsentiert sich im 2,35:1 / 16:9 (1920x1080p) Format und sieht absolut klasse aus. Es zeigt sich sehr gut restauriert, farbenfroh, enorm scharf und wunderbar detail- und kontrastreich. Beim Ton kann man zwischen den Sprachen Deutsch und Englisch (beide DTS-HD-MA 2.0 Mono) wählen, wobei deutsche Untertitel zuschaltbar sind. Außerdem gibt es neben der deutschen „Grindhouse“-Kinofassung, dem deutschen und amerikanischen Kinotrailer, amerikanischen Radio Spots, einem deutschen Werberatschlag, einem Filmogramm, einer Bildergalerie und einer John Sturges Filmografie noch das 24-seitige Booklet, von Mike Siegel interessant gestaltet und toll geschrieben, zu bestaunen. Der Audiokommentar mit Prof. Dr. Marcus Stiglegger gehört eindeutig zu den Höhepunkten der Veröffentlichung, versorgt er den geneigten Zuschauer doch mit einer Fülle an interessanten Informationen über den Film. Fans von altmodischen Thrillern werden großen Spaß mit The Satan Bug haben.

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Darsteller: George Maharis, Richard Basehart, Anne Francis, Dana Andrews, Edward Asner
Regisseur: John Sturges
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
FSK: Freigegeben ab 12 Jahren
Studio: Anolis Entertainment
Produktionsjahr: 1965
Spieldauer: 115 Minuten

Diese Edition sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Anolis zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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