Nacht der Vampire / La noche de Walpurgis / The Werewolf Versus the Vampire Woman / Shadow of the Werewolf

Elvira reist mit ihrer Freundin Genevieve durch Frankreich. Gemeinsam sind sie auf der Suche nach dem verschollenen Grab einer mittelalterlichen Satansanbeterin und möglichen Vampirin namens Gräfin Wandessa. Auf ihrer Reise stoßen die beiden auf eine alte Burg, die von Waldemar Daninsky bewohnt wird. Dieser lädt die Frauen dazu ein, so lange bei ihm unterzukommen, wie sie wollen. Schon bald gelingt es ihnen mit Waldemars Hilfe das vermeintliche Grab der Gräfin aufzuspüren sowie zu öffnen, wobei Genevieve die Vampirin zufällig zu neuem Leben erweckt. Deren Gier nach Blut gestaltet sich nun größer als je zuvor. Gleichzeitig hütet Daninsky selbst ein fürchterliches Geheimnis. Wird es ihm gelingen, die beiden jungen Frauen vor der blutrünstigen Wandessa zu bewahren und sich zudem von dem auf ihm lastenden Fluch zu befreien?

Der Autor und Schauspieler Jacinto Molina Álvarez aka Paul Naschy löste mit seinem fünften Abenteuer als tragischer Werwolf Waldemar Daninsky den spanischen Horrorboom der frühen Siebzigerjahre erst so richtig aus. Als ahnungslose Gerichtsmediziner eine Silberkugel aus Daninskys Leichnam entfernen, springt er plötzlich vom Zessiertisch und bringt die Männer auf „grausamste“ Art und Weise zu Tode. Beim Toben im Wald „zerfleischt“ der haarige Unhold dann erstmal noch ein Rotkäppchen im Minirock, wobei die Kamera auf ihren blutbespritzten Brüsten verweilt und ein wirklich grooviger Titelsong angestimmt wird. In der Zwischenzeit begeben wir uns nach der Ansicht einiger Postkarten von Eifelturm und Arc de Triomphe – was der Zuschauerschafft den Eindruck vermitteln soll, dass man sich in der französischen Hauptstadt befindet – in einen schicken Nachtclub, wo sich der suave Inspektor Marcel (Andrés Resino) gerade von seiner studierenden Freundin Elvira (Gaby Fuchs) verabschiedet. Er hat einem Auftrag in Istanbul nachzugehen („Mach Dir keine Sorgen. Ich habe so viele James-Bond-Filme gesehen, ich kenne alle Tricks.“), während sie an ihrer Hausarbeit über Gräfin Wandessa (Patty Shepard) arbeitet, die eine berüchtigte ungarische Okkultistin aus dem 11. Jahrhundert gewesen sein soll.

Psychedelisch gestaltete Rückblenden zeigen, wie die schöne Vampirkönigin wilde satanische Rituale durchführte und das Blut nackter Jungfrauen trank, bis ein silberner Dolch in Form eines Kreuzes ihr Dasein beendete. Elvira und ihre sexy Freundin Genevieve (Barbara Capell) reisen in den Norden des Landes, wo der freundliche Waldemar – der glaubt sich mit Hilfe des Kreuz-Dolches von seinem Werwolf-Fluch befreien zu können – sie einlädt eine Zeit lang auf seinem gruseligen Anwesen zu verweilen. Das Trio stolpert dann etwas später über Wandessas Grab und als Genevieve törichterweise den Silberdolch aus dem verwesten Körper der Gräfin entfernt, zieht sie sich eine Wunde zu, aus der Blut auf die Gebeine der ungarischen Adligen tropfen, wodurch diese wieder zum „Leben“ erweckt wird. Währenddessen Waldemar mit seinen lykanthropischen Trieben zu kämpfen hat, setzt Gräfin Wandessa bei Genevieve den Vampirbiss an und beschwört somit Blutdurst, lesbische Liebe sowie schwarze Magie herauf, um Satan selbst zur Walpurgisnacht herbeirufen zu können! Nacht der Vampire ist als ein wahres Juwel des europäischen Horrorfilms zu bezeichnen, das die deliriösen Freuden eines groovigen Zeitalters veranschaulicht, in dem Sex, Psychedelia und Gothic-Stil das Genre kurzzeitig in eine Scooby-Doo Variante für Erwachsene verwandelten.

Der Film macht ganz einfach Spaß und erweist sich als überraschend stilvoll. Der in Argentinien geborene Regisseur Leon Klimovsky peppt dieses abgefahrene Gruselfest mit schauerlichen Akzenten auf, wie die geheimnisvoll in Nebel gehüllte Wandessa, vergammeltes Spielzeug und verträumte Zeitlupenaufnahmen für die Sequenzen mit den Vampirmädchen, die sogar eine spürbare Erotik ausstrahlen. Wie in diversen Hammer-Flicks wird Vampirismus hier zu einer dunklen Form von sexueller Befreiung. Genevieve gurrt und zittert vor Ekstase, wenn sich ihre sowie Wandessas Lippen berühren. „Ich bin glücklich.“, sagt sie zu Elvira, „Es ist wunderschön. Begleite mich, komm mit uns und lerne wahres Vergnügen kennen.“ Während sie Hand in Hand durch die Gegend hüpfen, tun die Mädchen allerdings nichts besonders Bösartiges, außer zu kichern, auf spielerische Art und Weise ihre Reißzähne zu präsentieren und rumzuknutschen. Genevieve verführt sogar kurzzeitig die brave Elvira, die ihrem „Stöhnen“ nach zu urteilen das Ganze sogar zu genießen scheint, bis Waldemar enorm heldenhaft einschreitet. Was ein Spielverderber!

Zum Ausgleich lässt die Handlung Elvira fairer Weise auch mit dem gutaussehenden Helden „kuscheln“, um sie letztendlich trotzdem mit ihrem Freund Marcel in den Sonnenuntergang spazieren zu lassen. Nacht der Vampire bietet dem geneigten Publikum eben freie Liebe im Zeitalter des groovigen Horrorfilms. Während die wunderschöne Patty Shepard und die äußerst attraktive Barbara Capell ein extrem verführerisches Paar von Vampirinnen abgeben, weckt Naschy noch immer Mitgefühl für den armen, unglückseligen Waldemar, der gegen seinen Willen den Tod bringt, wohin er auch geht. Er ist nicht der ausdrucksstärkste Schauspieler, verleiht seiner tragischen Werwolf Figur aber einen grüblerischen Touch, der ihn zu einem James Dean mit breitem Brustkorb und Yak-Haar-Make-up macht. Welches sich, genauso wie die Spezialeffekte, als ziemlich altmodisch aber unheimlich effektiv erweist, mit einem denkwürdigen, von Maden zerfressenen sowie schmelzenden Gesicht, einem schattenhaften Cameo-Auftritt von Satan und jeder Menge purpurrotem Blut.

Unfreiwillige Komik wird generiert, indem Elvira sowie Genevieve wiederholt von Waldemars wahnsinniger Schwester Elizabeth (Yelena Samarina) belästigt bzw. angegriffen werden und Elvira vom verschrobenen Lebensmittellieferanten Pierre (José Marco) vollgequatscht wird, der seltsame Monologe hält („Du denkst doch nicht, dass ich verrückt bin, oder? Es ärgert mich, wenn die Leute denken, ich sei verrückt … Du bist wunderschön, ich mag Deine langen, roten Haare. Schneide sie niemals ab. Warum schneiden Frauen ihre Haare kurz? Vielleicht glauben sie es würde sie schöner aussehen lassen, was es aber überhaupt nicht tut. Weißt Du, ich könnte Dich mögen. Es gibt viele Frauen, die ich überhaupt nicht mag.“), wozu sie mehr oder weniger angewidert ihre Augen verdreht. Allerdings variiert Pierres Geschwafel von Fassung zu Fassung, denn in einer anderen Version berichtet er lediglich über die düstere Vergangenheit des Daninsky Anwesens etc. und kommt dabei kein bisschen schräg rüber. Klimovsky versteht es bestens die spanische Landschaft, bildliche Symbolik sowie einen Soundtrack voller atonaler Geräusche und grölenden Monsterstimmen vorzüglich zum Einsatz zu bringen. Der große Showdown zwischen Wandessa und Waldemar wird zwar eher kurz und einseitig gehalten, bringt aber eine Menge Spaß, wenn die Reißzähne von Vampirin sowie Werwolf gefletscht werden und (ein wenig) die Fetzen fliegen. Doch wird es Waldemar letztendlich gelingen seinen Fluch abzulegen und somit seine Seele befreien zu können? Naschy und Klimovsky ließen auf Nacht der Vampire den ungeheuerlichen Doctor Jekyll y el Hombre Lobo (Die Nacht der blutigen Wölfe, 1972) folgen.

Extras und Besonderheiten:

• 4K Ultra HD / Region Free Blu-ray Set
• 4K UHD presented in High-Dynamic-Range
• Newly scanned & restored in 4K from its 35mm original camera negative
• Presented in its International Export Nude Version (UHD & Blu-ray) with the original Spanish language soundtrack and newly translated English subtitles as well as an English dub; its Spanish Clothed Version (Blu-ray only) with its original Spanish language soundtrack; and its Spanish Nude Integral Version (Blu-ray only) with its original Spanish language soundtrack.
The Man Who Saw Frankenstein Cry: Paul Naschy, the Life and Legend of a Horror Icon (80 min) – a feature length documentary featuring Mick Garris, John Landis, Javier Botet, Joe Dante, Caroline Munro, Paul Naschy and more!
• Brand new video interview with Sergio Molina, the son of Paul Naschy
• Original theatrical trailer under the title WEREWOLF SHADOW
• Original theatrical trailer under the title WEREWOLF VERSUS THE VAMPIRE WOMAN
• Three alternate title and end credit sequences
• Extensive still gallery featuring promotional images, archival articles and behind-the-scenes photographs
• Reversible cover artwork
• Newly translated English subtitles

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Directed by: León Klimovsky
Starring: Paul Naschy, Gaby Fuchs, Barbara Capell, Andrés Resino, Yelena Samarina, Patty Shepard
Year: 1971
Format: 1.85:1

  • International Export Version (87 min) with Spanish & English Mono Sound
  • Spanish Clothed Version (94 min) with Spanish Mono Sound
  • Spanish Integral Version (95 min) with Spanish Mono Sound

Leider ist die Edition von Subkultur Entertainment nicht mehr im regulären Handel erhältlich !!!

Die Screenshots stammen von Vinegar Syndrome

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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