Il Giorno del Cobra / Der Tag der Cobra

Polizio Der Tag der Cobra

„I don’t give a damn, I am the Cobra! No one can tell me what to do!“

Larry Stanzianni (Franco Nero), alias ‚Die Cobra‘, wird nach drei Jahren aus dem Zuchthaus von San Francisco entlassen. Mit seiner Vergangenheit im Nacken will er ganz von vorne beginnen. Ein Kellerraum wird zu seinem neuen Büro, die kleinen Leute aus der Vorstadt seine Kunden – ab sofort ist er ‚Privatdetektiv‘. Als die Aufträge schlecht laufen meldet sich ein Schatten aus Stanziannis Vergangenheit. Jack Goldsmith, der oberste Chef des FBI, unterbreitet ihm ein Angebot das er nicht abschlagen kann:
Er braucht einen Mann, der im Leben nichts anderes als das Töten gelernt hat. Er braucht einen Killer auf Staatskosten, der bereit ist den mächtigsten Mann im Heroingeschäft Genuas zu finden und zu beseitigen. Das Ziel der Cobra ist Leo Kandinsky, der oberste Boss. In Genua angekommen überschlagen sich die Ereignisse. Kandinsky wird von allein Seiten gedeckt und Stanzianni gerät schnell in einen scheinbar unaufhaltsamen Strudel der Gewalt. Wird er Kandinsky aufspüren? Oder hat die Cobra beim Annehmen des Auftrags bereits ihr eigenes Todesurteil unterschrieben? (filmArt)

Der Tag der Cobra

Vergleicht man Der Tag der Cobra“ mit den beiden vorangegangenen Poliziotteschi des Duos Castellari/Nero„High Crime“ („La Polizia incrimine la legge assolve“, 1973) und „Street Law“ („Il Cittadino Si Ribella“, 1974), so kommt man zu dem Ergebnis, dass es sich hierbei mit Sicherheit nicht um ein Meisterwerk des italienischen Polizei- und Gangsterfilms aber dennoch um ein sehr unterhaltsames Exemplar des Genres handelt. Als „Il Giorno del Cobra“ 1980 in die Kinos kam war die Blütezeit des Poliziottesco bereits vorbei und das merkt man dem Film schon ein wenig an, denn er vermag es kaum neue Ideen zu entwickeln. Auf den ersten Blick könnte man sogar meinen es  handele sich um eine Neuverfilmung von „High Crime“ , da beide Filme in Genua spielen, in beiden Filmen Franco Nero den „hardboiled“ Gesetzeshüter mimt, in beiden Filmen ein Kind von einem Auto überfahren wird und in beiden Filmen ein Gangster einen Schuss zwischen die Beine abbekommt. Glücklicherweise kann Franco Neros Auftritt über den Mangel an Originalität hinweghelfen und obwohl einige der „twists and turns“ doch ziemlich vorhersehbar sind, weiss Enzo G. Castellari diese sehr stilistisch in Szene zu setzen.

Der Tag der Cobra

Nero verkörpert Larry Stanziani, einen italienischen Privatdetektiv, der in San Francisco mit der Beschattung von untreuen Ehefrauen und der Wiederbeschaffung von verlorengegangenen Hunden beschäftigt ist, bis „Die Cobra“ von seinem früheren Chef und Kopf der Drogenfahndung (William Berger) zurück in seine Heimatstadt Genua geschickt wird, um dort den homosexuellen Drogenhändler und Mörder Kandinski aufzuspüren. Kandinski ist nicht nur ein ruchloser Verbrecher, sondern auch dafür verantwortlich, dass Stanziani drei Jahre unschuldig  im Gefängnis verbringen durfte, was die ganze Sache gleichzeitig zu einem persönlichen Rachefeldzug werden läßt.

Der Tag der Cobra

„Der Tag der Cobra“ ist vor allem ein Film, der den vielen Franco Nero Fans zu gefallen weiss, denn der ist cooler als cool als „Die Cobra“. Mit Vorliebe wirft er einen kleinen Gummiball gegen die Köpfe seiner Gegner, ruiniert absichtlich eine große Menge Kokain (oder Heroin!?) direkt vor den Augen der Dealer, klebt seine Kaugummis an deren Stirn, schlägt Frauen ins Gesicht und trotzdem werfen sie sich kurze Zeit später zu seinen Füßen. Neros lebhaftes Schauspiel macht einen beinahe vergessen, dass die Handlung eigentlich nur mittelmäßig ist und nichts was man nicht schon ein Dutzend Mal zuvor gesehen hat. Trotzdem läßt Castellari gelegentlich etwas Brillianz aufblitzen, wie zum Beispiel bei dem „Kung-Fu“ Kampf mit einem Transvestiten.

Der Tag der Cobra

Franco Nero passt einfach wunderbar in seine Rolle des leicht schmuddeligen aber harten und super-coolen Privatdetektivs, während Sexy Sybil Danning großartig die weibliche Hauptrolle übernimmt (wir bekommen ein wenig nackte Haut zu sehen und erfahren, dass sie doch tatsächlich High Heels im Bett trägt), William Berger in einem eher kleineren Part den Kopf des Rauschgiftdezernats spielen darf und Ennio Girolami (der Bruder des Regisseurs) einen finsteren Killer verkörpert. Überhaupt ist „Il Giorno del Cobra“ excellent besetzt, denn mit Rocco Lerro, Massimo Vanni, Angelo Ragusa und Romano Puppo gibt sich die Oberliga der italienischen Stuntmännner die Ehre und zeigt was sie so alles drauf hat. Die Aktionsequenzen sind nicht nur deswegen hervorragend inszeniert, denn auch die Kameraführung ist ausgezeichnet. Natürlich darf ein zugkräftiger Titelsong, der in diesem Fall verkündet:„Mir scheißegal, ich bin die Kobra! Niemand kann mir sagen was ich zu tun habe!“, nicht fehlen. Auch der Rest des Soundtracks kann sich hören lassen, obwohl sich die Musik während des Films ein wenig zu oft wiederholt und kaum variiert. Das Gespann Castellari/Nero hat bestimmt schon bessere Filme als diesen hier geschaffen (ich denke da z.B. an den tollen „Twilight“ Italo-Western „Keoma“), was aber nicht heißen soll „Cobra Day“ wäre kein guter Film. Schraubt man seine Erwartungen nicht allzu hoch, so bekommt man einen unterhaltsamen Film präsentiert, den es sich wirklich lohnt anzuschauen. Für Freunde von Franco Nero und des Italo-Kinos sowieso unverzichtbar!

Der Tag der Cobra

Mit der Nummer 004 ihrer Polizieschi Edition beschert uns das Label filmArt eine Blu-Ray Weltpremiere von „Il Giorno del Cobra“ mit neuer Abtastung in 1080p (1,66:1) Full-HD. Das Bild ist vielleicht nicht ganz perfekt aber mehr als brauchbar, da Bildschäden fast komplett entfernt werden konnten und nur hin und wieder eine Körnung, vor allem bei Nachtszenen, auftritt. Ansonsten würde ich sagen „top“. Beim Ton stehen drei Spuren zur Auswahl, nämlich zwei deutsche (Lightton, Magnetton) und eine englische 1.0 (2.0 PCM Mono), die meiner Meinung nach alle gut klingen. Ich bin da aber auch kein Fachmann. Ein deutscher Trailer, eine Fotogalerie und ein Booklet, das den kompletten Aushangsatz des Films beinhaltet, machen die Extras aus. Untertitel stehen keine zur Verfügung.  Was soll’s … „I don’t give a damn, I am Bluntwolf!“ Alles in Allem bin ich sehr mit dieser Veröffentlichung zufrieden, obwohl Franco Neros Originalstimme im Englischen wegen seines schweren Akzents zuerst sehr gewöhnungsbedürftig ist (sein Sohn ist da noch schlimmer!) und auch seine deutsche Synchronstimme eher zu Carlo Pedersoli passt als zu ihm. Doch dafür kann ja filmArt nichts und die haben mal wieder alles richtig gemacht! Nur weiter so, wir freuen uns schon auf die nächsten Veröffentlichungen im Bereich des Polizieschi.

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Diese DVD wurde freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

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https://www.youtube.com/watch?v=sHqg49RnfPM

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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