Massaker in Klasse 13 / Massacre at Central High

Student David hat es nicht leicht. Tagtäglich wird der Alltag an der Central High nicht nur für ihn zur Belastungsprobe. Eine Bande von rücksichtslosen Schlägern terrorisiert und schikaniert nicht nur ihn, sondern auch alle anderen, die sich auf dem Gelände aufhalten. Als David versucht für einige der Opfer einzustehen, kommt es zu einem folgenschweren Vorfall. David wird schwer verletzt und muss sich schmerzlich eingestehen, dass es gegen diese Bestien in Menschengestalt scheinbar nur eine einzige Lösung gibt. Er heckt einen teuflischen Plan aus um sich an seinen Peinigern zu rächen und entfacht eine Gewaltspirale, bei der nicht klar ist, wer seinen Abschluss an der Central High noch erleben darf. (filmArt)

David (Derrel Maury) kommt an seiner neuen High School an und muss herausfinden, dass sein bester Freund Mark (Andrew Stevens) zu einer Bande von Tyrannen gehört, die über den Ort herrscht und alle Schüler schikaniert. David möchte sich gerne seinem Freund anschließen, hat aber auch ein starkes Gefühl für Gerechtigkeit und kann es nicht mit ansehen, wie die drei Bullies ihre Mitschüler behandeln, was bis hin zu körperlicher Gewalt reicht und zwar nur um des Spaßes willen. Mark rät ihm sich den Tyrannen anzuschließen und das einfache Leben als einer der Elitemitglieder der Schule zu genießen, doch David kann nicht tatenlos zusehen, wie seine Schulkameraden aufs heftigste unterdrückt werden. Massaker in Klasse 13 repräsentiert einen schrägen Proto-Slasher, bei dem der Mörder zunächst eine heldenhafte Rolle einnimmt, um sich dann zu einer richtig bedrohlichen Präsenz zu entwickeln, wobei das nicht einfach so aus heiterem Himmel geschieht, da das Publikum auch verstehen soll, wodurch er zu seinen Taten getrieben wird, um eventuell sogar mit seinen Methoden der Rache zu sympathisieren.

Bei diesen Methoden handelt es sich allerdings regelrecht um Mord, doch die drei Mobber – David wendet sich erst so richtig von ihnen ab, als sie ihr extremstes Verhalten an den Tag legen – wurden im Drehbuch so angelegt, sodass sie aufgrund ihrer Vorgehensweise förmlich um eine Bestrafung betteln, wobei man erst später bemerkt, wie Regisseur Renee Dalder mit den Gedanken des Publikums herumspielt. Bei Massaker in Klasse 13 handelt es sich um so etwas, wie eine politische Satire in der Art von „Der König ist tot, es lebe der König“, wobei man viele Parallelen zur Handlung von George Orwells klassischer Allegorie Animal Farm – Aufstand der Tiere entdecken kann. Doch während dieser Klassiker unverhohlen Vergleiche zur Russischen Revolution und ihren Nachwirkungen zieht, gestalten sich Dalders Anspielungen nicht so offensichtlich, da er eine düsterere Betrachtung der menschlichen Natur zum Anlass nimmt und andeutet, dass alle Menschen das Zeug zum Tyrannen in sich tragen, sollte sich eine günstige Gelegenheit dazu ergeben. Wahrscheinlich haben den Regisseur hier weniger politische Angelegenheiten beschäftigt, sondern eher soziale Strukturen.

Die Kulisse einer amerikanischen High School, die in etlichen Filmen auf unterschiedlichste Art und Weise dargestellt wird (positiv sowie negativ), ist hier als sehr passend zu bezeichnen. Insgesamt ist der Streifen als düster gefilmt zu beschreiben, während er eine recht seltsame Atmosphäre innehat – Lehrer sind keine zu sehen, die Polizei scheint die Todesfälle nie zu untersuchen (und taucht erst ganz am Ende auf), niemand besucht jemals den Unterricht, doch zumindest lernt man die Bibliothek kennen. Die einzige Szene, die sich in einem Klassenzimmer abspielt, ist die, in der das Schrecken-verbreitende Trio versucht ein paar Schulkameradinnen zu vergewaltigen, die nach ihrem harten, ungeschriebenen Kodex als Außenseiter gelten. Dieser abscheuliche Vorgang wird erst durch Marks Freundin Theresa (Kimberly Beck) unterbrochen, da sie sich den Unterdrückern tapfer widersetzt und nur dank ihrer Verbindung zu Mark ungeschoren davonkommt. David beendet letztendlich den unrühmlichen Übergriff der Bande, indem er die drei Jungs schlichtweg verprügelt. Er fühlt sich zu Theresa hingezogen, will seinem Freund Mark aber keinen Schaden zufügen – Moralvorstellungen, die spätestens dann aus dem Fenster fliegen, als ein Auto auf seinen Beinen landet.

In seiner Funktion als Mechaniker liegt er nämlich gerade arbeitend unter diesem Auto, während einer der drei Tyrannen den Wagenheber wegschubst, als ihnen sein Wohlwollen den anderen Schülern gegenüber größer wird, als sie es ertragen können. Dieser Vorfall scheint nun Davids Verstand negativ zu beeinflussen, denn er bleibt körperlich verkrüppelt zurück, wobei wohl auch sein Sinn für Recht und Unrecht in Mitleidenschaft gezogen worden ist. Massaker in Klasse 13 stellt sehr wahrscheinlich eine Inspiration für Heathers (1988, mit Winona Rider und Christian Slater) dar, da dieser Film eine ähnliche Prämisse verfolgt und ein beinahe identisches Ende zu bieten hat. Allerdings hat der Kultklassiker aus den Achtzigern ein weitaus schickeres Aussehen verpasst bekommen. Massaker in Klasse 13 ist dagegen, als ein seltsameres Werk zu bezeichnen, das sein Publikum auf subtilere Art und Weise beunruhigt, da es hier so erscheint, als würde sich auf Davids Seite geschlagen werden und zwar nicht nur, wenn er sich für die Unterdrückten einsetzt, sondern auch, wenn er drastische Maßnahmen ergreift, um sicherzustellen, dass seine „Feinde“ ein teils blutiges, jedoch in jedem Fall verheerendes Ende finden. Was nämlich in der zweiten Hälfte des Films noch weitergeführt wird, als die Gemobbten den Spieß umdrehen und beginnen sich erst abscheulich und dann gemeingefährlich zu verhalten. Natürlich stellt sich heraus, dass sich dieses, nun bösartige Verhalten, der ehemals Unterdrückten als recht gesundheitsgefährdend für sie erweist. Ein großes Plus des Films: Es wird eine Menge an Denkanstößen abgeliefert. Die Musik ist von Tommy Leonetti, dessen zuckersüßer Titelsong ziemlich unangemessen rüberkommt.

Bonusmaterial:

  • Deutscher Kinotrailer (1,66:1)
  • Deutscher Kinotrailer (4:3)
  • Original Kinotrailer
  • Radio Spot
  • TV-Spot
  • 4:3 Open Matte Fassung
  • Filmvorstellung bei ZELLULOID
  • Bildergalerie mit dem originalen deutschen Kinoaushang

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Seitenverhältnis: 16:9 – 1.85:1
Alterseinstufung: Nicht geprüft
Regisseur: ‎Daalder, Rene
Medienformat:‎ Letterbox
Laufzeit:‎ 1 Stunde und 28 Minuten
Darsteller:‎ Maury, Derrel, Stevens, Andrew, Carradine, Robert, Beck, Kimberley, Bond, Steve
Untertitel: ‎Deutsch
Studio: filmArt

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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