Sartana … kommt! / Una nuvola di polvere … un grido di morte … arriva Sartana! / Light the Fuse … Sartana Is Coming!

Grande Full ist ein skrupelloser Abenteurer, der wegen Verdachts auf Ermordung seines Partners Johnson im sichersten Gefängnis des Wilden Westen unter Verschluss gehalten wird. Der Scharfschütze Sartana wird angeheuert, um ihn zu befreien, denn 500.000 Dollar in Gold warten in ihrem nur Grande Full bekannten Versteck auf Abholung. Da diese Summe viele Leute anzieht, hat Sartana es mit vielen Angriffen und Mordversuchen zu tun. Seine einzige Hilfe ist Belle, die Witwe des Getöteten. Nachdem Sartana alle Gegner aus dem Weg geräumt hat, findet er heraus, dass Johnson tatsächlich von Grande Full ermordet wurde, mit Belle als Komplizin … (Colosseo Film)

Sartana … kommt! repräsentiert den vierten und letzten Sartana-Film mit Gianni Garko und stellt auch ohne Zweifel gleichzeitig den verrücktesten von allen dar. Sartana ist hier mit einer neuen Reihe von Waffen und Geräten ausgestattet worden, darunter ein Miniaturroboter in Form eines Totems namens Alfie, der zum Töten programmiert werden kann. In dieser Geschichte sucht unser beliebter Anti-Held nach einer halben Million Dollar in Gold und zwei Millionen Dollar Falschgeld, die von einem ehemaligen Freund namens Grandeville Fuller, kurz Grande Full (Piero Lulli), veruntreut worden sind. Grande Full wurde verhaftet, weswegen sich auch Sartana im Staatsgefängnis einlochen lässt, um seinen alten Kumpel aus dem Knast befreien zu können. Neben den beiden interessieren sich auch noch eine trickreiche Witwe (Nieves Navarro als Susan Scott gelistet), ein einäugiger Herumtreiber (Frank Braña), ein korrupter Sheriff (Massimo Serato) und ein tauber sowie geistesgestörter Revolutionsgeneral (José Jaspe) für das Gold bzw. Geld.

Das Drehbuch wurde wie eine Detektivgeschichte angelegt, wobei Sartana auch etwas vom trockenen Humor des klassischen Detektivs abbekommen hat. Was ihm recht gut steht. Er tritt nicht mehr als der gespenstische Rächer auf, sondern als ein bodenständigerer Charakter, der beinahe eine Art Anker in einer Serie verkörpert, die langsam beginnt ihre Anziehungskraft zu verlieren. Das Skript bietet die übliche Ansammlung von Doppelkreuzungen und Hinterhältigkeiten: Freunde werden zu Gegnern und sogar Ehemann sowie Ehefrau können zu tödlichen Feinden werden. Sartanas einziger vertrauenswürdiger Verbündeter in dieser eher nihilistisch gestalteten Welt ist ein Oldtimer namens Plon Plon (Franco Pesce), der einen symbolischen Hinweis auf das Versteck des Geldes ausfindig macht, aber leider ermordet wird, bevor er seine Entdeckung an Sartana weitergeben kann…

Man könnte diesen Film als einen der fruchtbarsten Ausflüge bezeichnen, die die Entwicklung des italienischen Westerns illustrieren. Gefilmt im ironischen Stil der Serie, hat der Streifen etwas von der Gewalt und Trostlosigkeit aus Sergio Leones bahnbrechenden Dollar-Filmen geerbt, übernimmt jedoch auch die eher parodistischen Aspekte des Genres, die gegen dessen Ende in Mode kamen. Die frühen Szenen im Staatsgefängnis sind als ungewöhnlich finster und fies zu beschreiben, in denen ein Wärter auf Sartana uriniert und Piero Lulli von Massimo Serato mit Säure bespritzt wird, doch es gibt auch eine gewisse Szene zu bestaunen, in der ein Mann – der angeblich schnellste Schütze der Stadt – entwaffnet wird, indem ihm sein Gürtel und seine Hosen weggeschossen werden. Diese Sequenz repräsentiert somit all die Albernheiten, die bereits Einzug in das Genre gehalten hatten, als dieser Film gedreht wurde. Glücklicherweise hält sich der Streifen mit solchen Torheiten weitgehend zurück.

Mit seinen ungewöhnlichen grubenähnlichen Gefängniszellen und dem ausgefallenen Kostümdesign hat der Film ein schönes, raffiniertes Aussehen erhalten. Zu den gelungensten Anspielungen auf die Dollar-Filme gehört die Anwesenheit von Mara Krupp (die Dame mit der großen Nase und den prallen „Klopfern“, die von einem der Hilfssheriffs als „Du geile Milchkuh!“ betitelt wird), die ihre Rolle als horny Hotelfrau aus Per qualche dollaro in più (Für ein paar Dollar mehr, 1965) wiederholt. Einige Kritiker halten Sartana … kommt! für den besten Film der Reihe, was wir so nicht vollkommen unterschreiben können. Der Film ist als barock sowie extravagant zu bezeichnen und er wird so gut wie nie langweilig, doch die ultimative Übertriebenheit einiger Gadgets lassen aus dem Flick ein teilweise verwirrendes Filmerlebnis entstehen. Das Finale, in dem Gianni Garko die Hauptstraße des Ortes mit seiner Orgel vom Abschaum befreit, kann als witzige Referenz auf die Szene aus Sergio Corbuccis Django interpretiert werden (in der Franco Nero sein Maschinengewehr aus dem Sarg holt), überschreitet allerdings auch die Grenze zwischen Parodie und Travestie.

Genauso wie der Film, scheint auch Bruno Nicolais Musik traditionellere sowie modernere Elemente zu vereinen. Nicht alle Stücke verstehen es zu beeindrucken, doch die Titelmusik ist als besonders gut gelungen zu bezeichnen. Franco Pesce als Plon Plon und Nieves Navarro als eine köstlich verruchte Witwe stechen in einer erstklassigen Italo-Western-Besetzung neben Bruno Corazzari, Lino Coletta sowie den o.g. Schauspielern heraus. Gianni Garko ist mittlerweile ganz einfach Sartana, während José Jaspes General Monk vielleicht den wahnsinnigsten Charakter darstellt, der jemals westlich der Rocky Mountains gesichtet worden ist. Übrigens, wir mögen Alfie nicht so besonders … Sartana kommt! allerdings sehr!

Colosseo Film ist mit Sartana … kommt! eine klasse Veröffentlichung eines wirklich ungewöhnlichen und unterhaltsamen Italo-Western geglückt. Der Film wurde neu abgetastet und im deutschsprachigen Raum zum ersten Mal auf Blu-Ray herausgebracht. Vom technischen Standpunkt aus kann man sehr zufrieden sein. Das Bild wird uns im 2.35:1/1080p Format präsentiert und sieht absolut klasse aus (die Neuabtastung hat sich mehr als gelohnt), während auch beim Ton kein Grund zur Beschwerde besteht. Hier kann man zwischen der italienischen, englischen und deutschen Spur (alle DTS-MA 2.0) wählen, die sich alle klasse hören lassen. Möchte man sich den Film lieber im Originalton ansehen, so stehen deutsche und englische Untertitel zur Verfügung. Als Extras beinhaltet die Scheibe den Kinotrailer, eine Bildergalerie seltener Artworks und ein Interview mit Gianni Garko (Mondo Garko & Die Söhne des Leone) sowie ein Interview mit Giuliano Carnimeo & Ernesto Gastaldi. Schon alleine die mit sehr viel Liebe zum Detail ausgestattete Aufmachung des Pappschubers und des Booklets (16seitig, verfasst von unserem Autorenfreund Frank Faltin von Italo-Cinema.de) ist eine Menge Lob wert. Hier merkt man, dass wahre Liebhaber ihre Finger mit im Spiel haben. Abschließend bleibt festzuhalten, dass kein Italo-Western Fan oder gar Sammler an dieser Veröffentlichung vorbeikommt. Der Film ist bisher in noch keiner besseren Verfassung erhältlich gewesen und wird es vermutlich auch in Zukunft nicht sein. Hier kann man nicht anders, als einen unbedingten Kaufbefehl auszusprechen.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: ‎Carnimeo, Giuliano
  • Medienformat: ‎Breitbild
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 40 Minuten
  • Darsteller: ‎Garko, Gianni, Navarro, Nieves, Serrato, Massimo, Lulli, Piero, Brana, Frank
  • Untertitel: ‎Deutsch
  • Sprache: ‎Italienisch (DTS-HD Master Audio 2.0), Englisch (DTS-HD Master Audio 2.0), Deutsch (DTS-HD Master Audio 2.0)
  • Studio: Colosseo Film
„Du geile Milchkuh! Welches Zimmer hat der Fremde?“

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Vor etlichen Jahren wurde der Film unter dem Titel Sartana – Schwarzer Rächer des Todes von einem anderen Label in einer großen Hartbox herausgebracht. Auf der Bonus DVD befinden sich ca. zwei Stunden an Italo-Western Trailer-Material. Abgesehen davon, dass diese Edition damals relativ schnell ausverkauft war und heutzutage nur noch zu Mondpreisen (wenn überhaupt) erhältlich sein dürfte, kann sie selbstverständlich nicht im Entferntesten mit der technischen Qualität der Blu-Ray von Colosseo Film mithalten.

Diese Edition sowie die Screenshots wurden uns freundlicherweise von Colosseo Film zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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