Vom Satan gezeugt / Wer bist Du? / Chi sei? / Beyond the Door / The Devil Within Her

Jessica Barrett und ihr Mann leben mit ihren beiden Kindern in San Francisco, als sie zu ihrer Überraschung feststellt, dass sie wieder schwanger ist. Die Schwangerschaft verläuft aber nicht wie gewünscht, denn der Embryo wächst mit übernatürlicher Geschwindigkeit. Und auch Jessica verhält sich immer merkwürdiger. Ihr Mann befürchtet, sie sei vom Teufel besessen. Dann taucht ein seltsamer Mann auf, der aber mehr zu wissen scheint. Doch was hat er mit Jessica und dem Kind vor? (filmArt)

Sollte es einen Film geben, der überproportional viele schlechte Rip-offs hervorgebracht hat, dann dürfte es sich dabei um William Friedkins Der Exorzist von 1973 handeln. Ein klassisches Beispiel für solche schlecht gemachten Imitationen stellt zum einen William Girdlers Abby (1974) dar, der als eine Blaxploitation-Version von Der Exorzist zu bezeichnen ist und zumindest die Tatsache anerkennt, dass das Ganze einen einzigen großen Witz repräsentiert, der einen in einer Diskothek durchgeführten Exorzismus inklusive explodierenden Discokugeln und riesigen Afros beinhaltet. Zum anderen gibt es da auch noch Vom Satan gezeugt, der im selben Jahr veröffentlicht worden ist, überraschenderweise zu einem wahren Kassenschlager avancierte und trotz einer Plagiatsklage von Warner Brothers mehr als 17 Millionen Dollar einspielte.

Vom Satan gezeugt ist jedoch als ein weitaus schlimmerer Fall von Plagiarismus zu beschreiben als Abby, weil die ganze Chose ernstgenommen werden soll und seinem Publikum erbrochene Erbsensuppe, schwebende Personen, Körperhorror, übelste Schimpfworte, Kopfdrehen sowie die Stimme des Teufels präsentiert. Dabei klaut der Streifen nicht nur von Der Exorzist, sondern auch ganz gehörig von Roman Polanskis Rosemaries Baby (1968) und sogar Robert Wises Bis das Blut gefriert (1963). Zu Beginn des Films wird der geneigten Zuschauerschafft Jessica Barrett (Juliet Mills) vorgestellt, Mutter zweier unflätiger Kinder (die deutsche Synchronfassung hält hier einige denkwürdige Dialogzeilen bereit, die einem schlicht und einfach die Kinnlade runterklappen lassen), die mit ihrem Ehemann Robert (Gabriele Lavia) in San Francisco lebt. Als Jessica erfährt, dass sie mit einem dritten Kind schwanger ist, verwandelt sie sich in eine dämonisch besessene Bestie a la Linda Blair. Außerdem taucht auch noch ihr ehemaliger Freund und Teufelsanbeter Dimitri (Richard Johnson) auf, der das Kind an sich nehmen will, um es dem Teufel zu opfern, damit er Dimitris Leben verlängert.

Vom Satan gezeugt wurde von Ovidio G. Assonitis (als O. Hellman gelistet) und Roberto D’Ettorre Piazzoli (als R. Barrett aufgeführt) – die auch beide am Drehbuch mitgeschrieben haben – eher schlecht als recht inszeniert. Das Schauspiel lässt zuweilen doch sehr zu wünschen übrig, während der Streifen teilweise recht grob synchronisiert und zusammenhangslos geschnitten wurde. Dieselben Markenzeichen, mit denen Herr Assonitis auch eines seiner weiteren Rip-offs ausstattete; Tentacoli aka Angriff aus der Tiefe aus dem Jahr 1977, der ebenfalls ein unvergessliches Filmerlebnis darstellt, indem er auf enorm unbeholfene Art und Weise versucht Der Weiße Hai (1975) zu imitieren. Vom Satan gezeugt hat unter einem ziemlich uneinheitlichen Drehbuch zu leiden, das ernst genommen werden will und gleichzeitig versucht, hip, witzig sowie schockierend zu sein. Die Elemente des Besessen Seins werden dabei mit solch feierlicher Ernsthaftigkeit behandelt, sodass sie unbeabsichtigt komisch rüberkommen. Die Eröffnungssequenz enthält ein Voice-Over (allerdings nur in der englischen Fassung), das dem Publikum mit aller Macht weismachen will, wie sehr es sich während des Konsums des Films fürchten wird. Außerdem lässt sich eine unausstehliche dämonische Stimme alle fünf Minuten lachend über Dimitris Schicksal aus. Der Satan äußert währenddessen Zeilen, die sich ungefähr so gestalten: „Schmerz? Was weißt du schon über Schmerz? Was weißt du über den Schmerz endlosen Hasses und das Wissen, dass Du niemals Du selbst sein wirst?“. Was viel eher belustigend auf die Zuschauer einwirkt, als wahren Schrecken zu generieren.

Was Der Exorzist so beängstigend machte, war hauptsächlich die Tatsache, dass das Publikum so etwas noch nie zuvor gesehen hatte. In Vom Satan gezeugt passiert nichts Originelles, alles, was man präsentiert bekommt, hat man mehr oder weniger bereits in der Vorlage durchleben dürfen. Der Film versucht lediglich die viszeralen Schocks seines Vorbilds zu übertreffen, indem er den Zuschauern relativ lahme Variationen der gleichen Vorfälle aus dem Originalfilm vorsetzt, allerdings mit gegenteiligem Effekt. Was aus Vom Satan gezeugt eine teilweise lächerliche, unfreiwillige Komödie macht. Jessica leckt sich die erbrochene Erbsensuppe von den Lippen, während sie übermäßig betont: „Na komm schon, komm schon! Los, leck die Kotze von dieser Hure!“. Anstatt eine 12-jährige Linda Blair Obszönitäten schreien zu lassen, versorgt das Plagiat Jessicas Kinder mit etlichen Profanitäten und „hyperhippen“ Siebziger-Slang, was total schlecht rüberkommt und viel zu unecht klingt. Die deutsche Synchronfassung muss diesbezüglich als eine wahre Kuriosität beschrieben werden, die aufgrund ihrer ungewöhnlichen Ausdrücklichkeit aus Kindermund stark überrascht und wohl eher unbeabsichtigt zum „Spaßfaktor“ des Streifens beiträgt.

Doch selbst in diesem Durcheinander lassen sich einige clevere Details entdecken, die es verdienen, erwähnt zu werden. Als Hommage an Linda Blairs Magenprobleme weist Jessicas Sohn Ken (David Colin Jr.) eine Leidenschaft für Campbell‘s Erbsensuppe auf, während Jessicas Tochter Gail (Barbara Fiorini) – als ironischen Kommentar zur schwierigen Ehe ihrer Eltern – Erich Segals Roman Love Story liest und gleich mehrere Exemplare des Buches mit sich führt. Hätte der Film einige dieser Ideen weiter sondiert und sich als ehrliche Satire präsentiert, wäre aus Vom Satan gezeugt vielleicht etwas ganz anderes, besseres geworden. Roberto D’Ettorre Piazzolis Fotografie repliziert effektiv das nicht-gotische, klinische Aussehen der Vorlage, allerdings ohne den Vorteil der eindringlichen Bilder des Originals. Das Ende ist so vorhersehbar, in die Länge gezogen und überflüssig gestaltet worden, sodass selbst mit dem lauten Rock-Score, dem Vibrasound und den sehr lauten, abscheulich synchronisierten Dämonen-Lach-Effekten auch der eingefleischteste Horror-Fan nicht wach bleiben wird. Franco Micalizzis funkig, jazziger Score lässt sich dagegen sehr angenehm hören.

Extras und Besonderheiten:

  • Audiokommentar mit Manuel Magno und Christoph N. Kellerbach —> wurde sehr unterhaltsam sowie informativ eingesprochen
  • Featurette: The Child must be born (26min.)
  • Interview mit David Colin Jr. (ca. 54min.)
  • Alte deutsche Fassung
  • Italienischer Original Vorspann
  • Alternativer Englischer Trailer
  • Italienischer Trailer
  • Japanischer Trailer
  • US Trailer
  • US TV-Spot
  • Bildergalerie
  • Wendecover

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Seitenverhältnis: ‎16:9 – 1.85:1
Alterseinstufung:‎ Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur: ‎Barrett, Richard, Hellman, Oliver, Barrett, Robert, G. Assonitis, Ovidio
Medienformat: Letterbox
Laufzeit: 1 Stunde und 32 Minuten
Darsteller: Johnson, Richard, Lavia, Gabriele, Mills, Juliet, Colin Jr., David, Fiorini, Barbara Sprachen: Deutsch, Englisch (beide DTS-HD Master Audio 2.0
Untertitel: ‎Deutsch
Studio: filmArt

Ein Beispiel der „enorm gelungenen“ deutschen Synchronisation !!!

Die Screenshots stammen nicht von dieser Edition !!!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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