The Hateful Eight: Ein Etwas Anderer Tarantino Soundtrack

Ennio Morricone gilt vielen, auch mir, als der beste Komponist von Filmmusik … der Welt. Seine Musik zu weltbekannten Italowestern (beispielsweise The Good, The Bad and The Ugly) ist genauso einmalig und legendär wie die für Filme wie The Untouchables, Once Upon a Time in America oder The Mission. Jeder Cineast ist Fan seiner Musik. Darunter auch Filmemacher Quentin Tarantino, dessen Soundtracks schon mehr als einmal Stücke von Morricone beinhalteten, „zweckentfremdet“ könnte man fast sagen. Während Musik für Tarantino mehr ist als nur Untermalung von Szenen, sondern fast schon teil seiner Bildkomposition, hat er über die Jahre dennoch mehr und mehr sich der Idee erwärmt, auch speziell komponierte Musik in seinen Filmen zu verwenden, statt bekannter oder weniger bekannter Stücke aus seiner Plattensammlung. Robert Rodriguez (Machete Kills) und The RZA (The Man With The Iron Fists) haben schon Musik zu seinen Filmen beigesteuert, und bei Django Unchained war sogar ein eigens von Ennio Morricone komponiertes Stück mit dabei. Die beiden scheinen sich aber jahrelang umtanzt zu haben.

Tarantinos The Hateful Eight, der am ersten Weihnachtsfeiertag in den USA auf 100 Leinwänden in einer 70mm Roadshow Version gestartet ist, und am 1. Januar landesweit startet (in Deutschland am 28. Januar, davon nur 4 Kinos mit 70mm Vorführungen- Tickets unter diesem Link), ist ein epischer Western auf kleinstem Raum, der von acht zwielichten Gestalten erzählt die unfreiwillig in einer Berghütte gefangen sind während draußen ein bedrohlicher Schneesturm tobt. Wie geschaffen also für eine bedrohliche Tonkulisse. Nach etwas hin- und her ließ sich der Altmeister Morricone trotz zeitlicher Verpflichtungen für Giuseppe Tornatore dazu hinreißen, Tarantino nicht nur unbenutzte Musik aus dem Film The Thing (John Carpenter verwendete am Ende nur die Titelmelodie) zu vermachen, sondern komponierte quasi über Nacht auf einem musikalischen Motiv der Bedrohung und Verfolgung basierend noch weitere Tracks.

The Hateful Eight SoundtrackSeit Mitte Dezember ist dieser Soundtrack im Handel (u.a. auch auf Vinyl), und eine CD haben wir auch hier schon verlost. Im Folgenden ein kurzer Ritt durch den Soundtrack (der auch Popmusik enthält), Achtung das enthält möglicherweise leichte Spoiler was die Haupthandlung des Films angeht.

  1. Es beginnt mit L’Ultima Dillegenzia di Red Rock, ein bedrohliches Crescendo das sehr an einen Horrofilm erinnert, und in bester Morricone Manier, gegen Mitte richtig explodiert, und das zentrale Thema transportiert dass Morricone Tarantino vorschlug: Der Ritt der Postkutsche in Richtung einer unbestimmten Zukunft, während etwas bedrohliches wirkt. Die Oboen, Morricones Lieblingsinstrument, schnarr genüsslich vor sich hin und gibt das Trapsen des nahenden Unheils wieder. Ein wirklicher Morricone Reisser, aber weniger in seiner alten Italowestern Tradition
  2. Dann die Overture. Der Film beginnt ja in der Roadshow Version mit einem Eröffnungsaktion, während die Leute den Platz gefunden haben. Damit wird die Stimmung etabliert. Auch hier die Oboen, und viel Bedrohliches Szenario, aber auch etwas Orgel und Glockenspiel (keine Überraschung, das ist Morricones Werkzeug für Schicksale). Dass dem Zuschauer hier gleich 3 Stunden brachiale Westerngewalt erwarten, wird hier gut eingeläutet, ja fast schon angedroht.
  3. Ein Dialogschnipsel. „Major Marquis Warren meet Daisy Domergue“. Kurt Russell, Jennifer Jason Leigh und Samuel L. Jackson werden in der Postkutsche einander vorgestellt.
  4. Narratore Letterario. Das Thema aus der Overture ist zurück, vermischt sich mit der Titelmelodie und gibt das Tempo der Postkutsche vor. Das Klangbild des Soundtracks verdichtet sich an dieser Stelle und man erkennt den roten Faden den Maestro Morricone aufspannt und dann bis fast zum zerreissen bringt.
  5. Apple Blossom – The White Stripes. Ein wenig Pop Musik muss sein, es ist Tarantino! Wie von ihm bekannt stammt auch dieser Track nicht vom Label, sondern aus seiner eigenen Plattensammlung, inklusive Kratzern und Rauschen. Ein schöner, minimalistischer und etwas schräger Kracher, da sich das Klavier verstimmt anhört. Der Einsatz der E-Gitarre ist es aber wohl, wieso Tarantino sich dafür entschieden hat, dieser Twang passt wunderbar in die Musikwelt von Tarantino und hat ein wenig Western/Saloon Hauch.
  6. Dialogschnipsel „Frontier Justice“ mit Tim Roth und Kurt Russell, diskuttieren die Moral von Gerichtigkeit und Bestrafung.
  7. L’Ultima Dilligenza di Red Rock. Die sagen wir mal kompakte Fassung des Titeltracks, ist auch nur halb so lang und springt gleich zur Sache.
  8. Neve. Der Western spielt im Schnee. Dieses Motiv findet sich hier wieder. Aber es ist kein romantischer Schneefall, sondern eine bedrohliche Kulisse, zum einen bedeckt Schnee alles und lässt es sauber aussehen, zum anderen hält der Schneesturm die Protagonisten gefangen, und schafft so erst das bedrohliche Szenario. Der Track ist mit über 12 Minuten auch nicht zimperlich. Das Musikalische Leitthema taucht auch hier leicht immer wieder auf. Ein sehr schöner, atmospherischer Track.
  9. „This here is Daisy Domergue“, Kurt Russels großmauliger Charakter stellt seine angekettete Gefangene den anderen vor. Michael Madsens Charakter fühlt sich angesprochen.
  10. Sei Cavalli. Sechs Pferde sind vor die Postkutsche gespannt als sie durch die winterlichen Berge braust. Ein wenig Thema aus der Titelmelodie findet sich hier wieder, in Mitten der Paukenschläge und Streichergewitter.
  11. Reggi die Sole sulla Montagna. Aber auch die Sonne scheint zwischendurch in den schneeverwehten Bergen. Ein trügerisches Bild.
  12. „Son of the bloody nigger…“. Die Dialoge im Film sind rassistisch aufgeladen, das zeigt auch dieser Schnipsel. Bruce Dern ist einfach klasse!
  13. Jim Jones at Botany Bay wird von Jennifer Jason Leigh gespielt und gesungen. Im Hintergrund nageln die Jungs die Bude zu, wegen dem drohenden Schneesturm.
  14. Neve #2. Schneesturm im Anmarsch
  15. „Uncle Charlies Stew“, mehr Dialog, diesmal zu essen.
  16. I Quattro Passegeri. Das Hauptthema aus der Titelmelodie ist zurück. Jetzt wissen wir aber schon in etwa was uns hier vielleicht blüht, kennen vier der acht Leute. Irgendwas stimmt hier absolut nicht.
  17. La Musica Prima Del Massacro. In Mitten der schneeverwehten Hütte also, acht zwielichtige Gestalten, Waffen, Hass, Misstrauen. Die Ruhe ist verdächtig. Der Track ist ruhig, langsam, fast schon unheimlich. Irgendwas schwebt in der Luft.
  18. LInferno Bianco. Spätestens jetzt sollte allen Beteiligten klar sein, dass es hier nicht die Idylle ist, sondern die Hölle. Es gibt hier keinen Ausweg, wohl nur überleben. Morricone spielt hier nochmal Psychotheater auf, denn unter der harten Oberfläche der Männer macht sich eine Angst und Erkenntnis breit.
  19. „The Suggestive Oswaldo Mobray“, Dialog des kleinen Mobray, aber worauf ist der eigentlich aus?
  20. Now Youre all alone, von David Hass, ist ein weiterer Pop Song. Eine liebhafte kleine Ballade, alles ist ruhig, gemütlich fast? Doch dann fällt ein Schuss.
  21. Sangue e Neve. Schnee ist weiß, Blut ist rot. Jetzt haben wir den Salat.
  22. LInferno Bianco #2. Die beklemmende Panik in Minnies Haberdashery ist in vollem Schwung. Gibt es ein entrinnen? Wer ist die Bedrohung?
  23. Neve #3. Der verdammte Schnee.
  24. „Daisys Speech“. Dialog. Daisy hat vielleicht mehr Ahnung als alle? Oder nicht….
  25. La Lettera di Lincoln. Patriotische Vergangenheitsbewältigung a la Chris Mannix? Immerhin spielt der Film nur wenige Jahre nach dem Bürgerkrieg.
  26. „La Lettera di Lincoln“. Dialog mit Walton Goggins.
  27. There Wont be Many Coming home von Roy Orbison ist der einzige Song den man auf CD findet aber auf Spotify leider nicht, beispielsweise. Der dritte Popsong im Bunde. Eindrucksvoll singt Roy davon, dass aus dem Krieg wohl nicht viele zurück kehren werden. Das gilt auch für die verschneite Berghütte.
  28. La Puntura della Morte. Aus die Maus.

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Vielen Dank an Universal Music für das Rezensionsexemplar.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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