Blind Woman’s Curse – Die verfluchte Schwertkämpferin mit dem Drachentattoo / Hîchirimen bâkuto – Nôbarydu takahadâ

Akemi (Meiko Kaji) ist eine mit Drachen tätowierte Anführerin des Tachibana Yakuza-Clans. In einem Duell mit einer rivalisierenden Bande schlägt Akemi einer Gegnerin die Augen aus. Eine schwarze Katze erscheint, die das Blut aus der sprudelnden Wunde zu lecken scheint. Die Katze verfolgt zusammen mit dem Augenopfer, Akemis Bande aus Rache und hinterlässt eine Spur von toten Yakuza-Mädchen, deren Drachentattoos von ihren Körpern gehäutet sind. (Rapid Eye Movies)

„Ich möchte dein Gesicht sehen.“
„Alle die sich anschicken zu töten, sehen aus wie der Teufel“

Während eines Bandenkrieges mit dem verfeindeten Goda Clan, tötet Akemi (Meiko Kaji), Anführerin des Tachibana Clans, Boss Goda. Allerdings erwischt sie mit ihrem vernichtenden Schwerthieb Aiko (Hoki Tokuda), Godas Schwester, die sich schützend vor ihren Bruder wirft und durch Akemis Schwerthieb von nun an blind ist. Während ihres darauffolgenden drei jährigen Gefängnisaufenthalts wird Akemi von Alpträumen geplagt. Immer wieder sieht sie eine schwarze Katze, die das Blut von den erblindeten Augen Aikos leckt und glaubt, dass von nun an ein Fluch auf ihr lastet. Im Gefängnis allerdings findet sie neue Gefolgsleute unter den ausschließlich weiblichen Insassen, die ihre gefallenen Mitstreiter ersetzten wollen und sich genau wie Akemi auch ein Drachen-Tattoo auf den Rücken stechen lassen.

Sie hat als Oberhaupt den Kopf des Drachen tätowiert und die anderen die restlichen Glieder, bis hin zum Schwanz. Wieder zurück aus dem Gefängnis versucht Akemi den Tachibana Clan ehrenhafter werden zu lassen und handelt von nun an viel bedachter und weniger gewaltbereit. Dabei wird sie allerdings im Laufe der Handlung auf die Probe gestellt, denn sowohl der verfeindete Dobashi Clan als auch die rüpelhafte Aozora Gang versuchen das Tachibana Territorium für sich zu beanspruchen. Zudem gibt es Verräter in Ihren eigenen Reihen. Aber was ihr am meisten zu schaffen macht ist, dass ihre neuen Mitstreiterinnen eine nach der anderen von einer, ihr unbekannten Person, getötet und ihre tätowierten Rücken gehäutet werden. Vom Schwanz des Drachens angefangen, arbeitet der Killer sich langsam zum Kopf vor. Und dann taucht immer wieder eine schwarze Katze auf. Lastet immer noch ein Fluch auf Akemi?

Teruo Ishii, der in den 70er Jahren eines der großen Aushängeschilder des japanischen Filmstudios Toei war, dürfte eigentlich jedem, der sich schon mal mit dem Pinku eiga (dt. pinker Film) und dessen Subgenres Pinky Violence und Ero guro (Erotic Grotesque) auseinander gesetzt hat, ein Begriff sein. Blind Woman’s Curse allerdings erschien bei dem nicht minder bekannten und ebenso berüchtigten Film Studio Nikkatsu, welches in den 70er Jahren vor allem für seine Roman Porno Filme bekannt war und das den Regisseuren meist freie Hand gewährte, diese dafür allerdings alle 10 Minuten eine Sexszene zeigen mussten. An sich bietet Blind Woman’s Curse eine eher geradlinige, klischeehafte und für die Zeit übliche Yakuza Rache Story, allerdings wird diese, wie auch schon in Ishiis Vorgängerwerken (z.B. Shogun’s Joy of Torture, Horrors of Malformed Men) mit einer guten Prise groteskem Horror gewürzt, so dass man hier leicht über inhaltliche Schwächen hinwegsehen kann und stellenweise das Gefühl bekommt auf einem LSD Trip zu sein, denn auf audiovisueller Ebene macht der Film schon einiges her.

In einer Szene besuchen Mitglieder des Tachibana Clans eine Art Zirkus oder Gruselkabinett. Die Kamera schwenkt von rechts nach links und zeigt zuerst eine getötete Frau in Mitten grotesker Gestalten, dann weinende Kinder in Weidekörben und schließlich einen hämisch grinsenden alten Mann der einen Eintopf aus Spielzeugpuppen und abgerissenen Gliedmaßen kocht, worin man dann auch eine gewisse Gesellschaftskritik hineininterpretieren könnte. Dann gibt es noch den „Buckligen“, Aikos Handlanger, gespielt von Tatsumi Hijikata der auch schon in Horrors of Malformed Men eine ähnlich skurrile Rolle gespielt hat und der den Film durch seine bizarre Performance wieder ein gutes Stück aufwertet. Auch sehr skurril ist die Rolle des Aozora (Ryôhei Uchida), der hier mit seiner Melone, dem Gehstock und seinem Lendenschurz wie eine Direktvorlage von Alex aus Clockwork Orange wirkt und einen Charakter darstellt, den man förmlich durch den Bildschirm riechen kann. Die Kulisse kann hier auch überzeugen. Besonders in der finalen Szene, in der sich Akemi und Aiko gegenüberstehen, wird es malerisch. Getragen wird der Film aber sicherlich durch seine zwei Hauptdarstellerinnen, allen voran Meiko Kaji, die vor allem durch ihre Paraderolle als Lady Snowblood eigentlich jedem ein Begriff sein dürfte, der sich schon mal mit dem japanischen Kino auseinandergesetzt hat. Aber auch die hier zu Lande weniger bekannte Hoki Tokuda überzeugt in ihrer Rolle als blinde, immer gefasste und meist überlegene Rächerin auf ganzer Linie.

Das Thema des blinden Schwertkämpfers bzw. der blinden Schwertkämpferin ist im japanischen Film gar nicht mehr wegzudenken. Denken wir doch an die zahlreichen Zatoichi Verfilmungen, angefangen 1962 mit The Tale of Zatoichi oder Die blinde schwertschwingende Frau mit Yôko Matsuyama in der Hauptrolle aus dem Jahr 1969 und sicherlich steckt da eine gewisse Faszination in diesem Mythos, der dann später auch das westliche Kino infiziert hat, wie in Blinde Wut (1989) mit Rutger Hauer. Abschließend sollte man noch den Titelsong des Films „Lullaby of Honour“ erwähnen der dem Film eine wunderschöne melancholische Note verleiht und eigens von Meiko Kaji eingesungen wurde, was sie ja auch schon für die Titelsongs aus Lady Snowblood und den Sasori Filmen getan hat.

Uns wurde zur Besprechung des Films freundlicherweise die DVD von Rapid Eye Movies zur Verfügung gestellt, die in einem schicken Digipack mit hochwertigen Artcards und einem wunderschönen Coverdesign daher kommt. Die Bildqualität des Films ist auf hohem Niveau und der Ton liegt in Originalsprache mit Untertiteln vor. Wieder einmal eine wunderschöne und längst überfällige Veröffentlichung aus dem Hause Rapid Eye Movies, ein Lable, das für Fans des fernöstlichen Kinos längst nicht mehr wegzudenken ist.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung: ‎Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Ishii, Teruo
  • Medienformat: Dolby, PAL, Breitbild
  • Laufzeit: ‎1 Stunde und 21 Minuten
  • Darsteller: ‎Kaji, Meiko, Satô, Makoto, Tokuda
  • Untertitel:‎ Deutsch
  • Sprache: ‎Japanisch (Mono)
  • Studio: ‎Rapid Eye Movies

Diese Edition wurde uns freundlicherweise von Rapid Eye Movies zur Verfügung gestellt.

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Mike

Mike ist leidenschaftlicher Teilzeitcineast und hat sich auf die freizügigere Art des Bahnhofskinos spezialisiert. Von Porn Chic und dem Pinku Eiga der 70er bis hin zum aktuellen erotischen Kinos nimmt er die verruchtesten Filme unter die Lupe.

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