Cabin of the Damned – Die Dämonen sind los

Die Rocksängerin Oscar hat es nicht einfach, zuerst wird sie aus der Band geworfen und dann verlässt sie auch noch ihr Freund. Um auf andere Gedanken zu kommen lässt sie sich von ihrer besten Freundin zu einem Wochenende mit Freunden in einer einsamen Waldhütte überreden. Aber dummerweise werden die Wälder von grausamen Dämonen heimgesucht, die menschliches Blut für ein satanisches Ritual benötigen, bei dem der Teufel höchstpersönlich wieder erweckt werden soll. Als ihre Freunde von den finsteren Mächten besessen werden, muss Oscar einen Kampf auf Leben und Tod mit der teuflischen Brut führen. Eisern kämpft sie gegen sämtliche Ausgeburten der Hölle, darunter auch ein dämonisches Einhorn, bis sie schließlich dem Herrn der Finsternis persönlich gegenüber steht… (Donau Film)

Independent Filme zu machen ist schwierig. Zunächst müssen Filmemacher mit knappem Geld, begrenzten Ressourcen, spontanen Wetterbedingungen, unbezahlten Schauspielern und unerfahrenen Crewmitgliedern arbeiten, die, ehrlich gesagt, wahrscheinlich nicht wissen, was sie die meiste Zeit über tun. Angesichts all dessen ist es immer erfreulich, wenn ein lokaler Regisseur trotzdem etwas Neues veröffentlicht. In diesem Fall handelt es sich dabei um Daniel Armstrong, ein in Melbourne ansässiger Autor, Regisseur und Redakteur, der die letzten fünf Jahre damit verbracht hat, seine eigenen Do-It-Yourself-Genrefilme zu kreieren. 2013 brachte Armstrongs Firma (Strongman Pictures) MurderDrome heraus, eine Retro-Hommage an Women’s Roller-Derbies, gefolgt vom fröhlich-albernen Sheborg Massacre (SheBorg – Halb Alien. Halb Maschine. Totale Bitch., 2016), einer Hommage an Sci-Fi, Cyborgs und Killer-Roboter der 80er à la Robocop (1989), The Guyver (Mutronics – Invasion der Supermutanten, 1991) oder Nemesis (1992). Seine neueste Kreation nennt sich Cabin of the Damned – Die Dämonen sind los (Tarnation), die eine Ode an die frühen Tage von schlockischem Satan-Horror darstellt – The Evil Dead trifft auf Troma.

Tarnation folgt der Geschichte von Oscar (Daisy Masterman), einem australisch-britischen Punk-Chick, das aus ihrer zweitklassigen Band rausgeschmissen und am selben Tag auch noch von ihrem Freund verlassen wird. Um Oscars Stimmung zu heben, wird sie von ihrer promiskuitiven Zimmergenossin Rain (Danae Swinburne) und deren Verlobtem (Joshua Diaz) zu einem schlüpfrigen Wochenende in einer abgelegenen Hütte in den Wäldern eingeladen – weil in einer Hütte im Wald niemals schreckliche Dinge passieren. Dort ankommen, entwickelt sich alles in Richtung Spaß und Spiel, bis Oscar und ihre Freunde von einem dämonischen Einhorn angegriffen werden (ja, man hat richtig gelesen), das Teil eines teuflischen Kults zu sein scheint, der höllisch heiß darauf ist ihre Seelen zu verschlingen. Als blutgetränkte Anarchie losbricht, findet sich Oscar schlagend, tretend, rappend (!?) und zerstörend auf dem Spielplatz des Teufels wieder, während sie versucht dem Einflussbereich der Hütte zu entfliehen und das Böse, das sich dort befindet, zu besiegen. Glücklicherweise nimmt sich Cabin of the Damned dabei selbst nie zu ernst. Der Film beginnt mit einem bizarren Auftritt im Übungsraum von Oscars Band (inklusive grotesquen Outfits), gefolgt von ein paar „amüsanten“ Witzen dem benebelten Hirn eines Mitchell Brotz entsprungen, zwar ziemlich schwach, doch die Ereignisse verlagern sich in den Overdrive, sobald Armstrong anfängt seinen verrückten Eigenheiten treu zu bleiben. Unsere temperamentvolle Protagonistin tauscht (später) Schläge mit einem Boxhandschuh-tragenden Zombie-Känguru aus, das durch leuchtend grünen Urin reanimiert wurde – ja genau, es ist diese Art von Film. Unnötig zu sagen, dass Tarnation stark auf praktische Gags, Gore und FX angewiesen ist, welche die VHS-Enthusiasten befriedigen sollen, die den heutigen CGI-überfluteten Horrorshows (mit Sicherheit) überdrüssig geworden sind. Armstrongs Beschränkungen beim Budget beschränken seine Vorstellungskraft nicht im geringsten; der zottelige Filmemacher benutzt schäbig aussehende Prothesen und Puppen, die Sam Raimis Evil Dead II (1987) parodieren – einige erinnern an diesen gruseligen, verzauberten Elchkopf.

Produktionstechnisch stellt Cabin of the Damned ein verrücktes Kaleidoskop von Farben dar, dessen hyperreale Ästhetik die surreal-artige Qualität der Erzählung wirklich verbessert, die am besten mit Noel Fieldings Luxury Comedy (2012-14) oder sogar Danny Perez‘ Antibirth (2016) zu vergleichen ist. Die Besetzung ist dagegen eine enorm gemischte Angelegenheit. Während Daisy Masterman und Emma Louise-Wilson (Utopia, 2014-17) recht solide spielen, übertreibt es Danae Swinburne (Cat Sick Blues, 2015) als Oscars besessene Freundin Rain zuweilen sehr. Auch das Streuschuss-Tempo des Streifens sorgt teilweise für Verwirrung, da einige Ereignisse auf dem Weg des Films leider ein wenig verloren gehen (bestimmte Handlungselemente addieren sich nicht auf), während andere nicht vollständig erklärt werden, wodurch sich die Erzählung ziemlich unfokussiert präsentiert. Was das Genre betrifft, so kann man bei Tarnation aus Komödie, Horror und Musical auswählen, oder entfaltet sich hier, wie bei Tromas Poultrygeist: Night of the Chicken Dead (2006), eine Mischung aus allen dreien!? Man kann sich ehrlich gesagt nicht ganz sicher sein. Eins steht jedoch fest, der Film ist eindeutig nicht auf die allgemeine Multiplex-Masse ausgerichtet. Wer auf Filme steht, die aus Leidenschaft und nicht aus Profitgier entstanden sind, liegt bei Cabin of the Damned genau richtig. Allerdings sollte man auch Troma bzw. Daniel Armstrongs Filmen zugeneigt sein, ansonsten könnte der Streuschuss auch leicht nach hinten losgehen.

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Darsteller: Emma-Louise Wilson, Sean McIntyre, Daisy Masterman
Regisseur: Daniel Armstrong
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Donau Film
Produktionsjahr: 2017
Spieldauer: 83 Minuten

Diese BluRay wurde uns freundlicherweise von Donau Film zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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