Der Junge Mr. Lincoln

Young Mr. Lincoln ist ein Historienepos von John Ford aus dem Jahr 1939 mit Henry Fonda in der Hauptrolle als Abraham Lincoln. Der Film erschien im gleichen Jahr wie Stagecoach und ein Jahr vor seinem großen Epos The Grapes of Wrath. Nachdem er lange Zeit bei mir im Regal stand, war ich durch Drums Along The Mohawk, zu dem ich letzte Woche hier einen Artikel verfasst hatte, motiviert ihn endlich zu gucken.

Der Film erzählt (stark dramatisiert, es ist ja keine Doku) von dem jungen Abraham, der in den 30er Jahren des 19. Jahrhunderts sich aus eigenen Kräften als Rechtsanwalt in Springfield, Illinois einen Namen macht. Quasi durch Zufall und persönliche Rückschläge getrieben, studiert er Jura und eröffnet eine Kanzlei. In den unruhigen Zeiten der Stadt schafft er sich als scharfzüngiger aber bodenständiger Mitbürger einen Namen und als Anwalt seinen Respekt. Als zwei Buben eines Mordes beschuldigt werden, hält er die aufgebrachte Meute davon ab sie umgehend aufzuknüpfen, und zieht als ihr Verteidiger vor Gericht um in einem ordentlichen Verfahren vor der Jury zu beweisen wer den Mord wirklich beging…..

Bei Zanucks junger 20th Century Fox (was Daryl wohl zu der drohenden Übernahme durch Disney sagen würde?) konnte Ford sich weiter austoben. Der ebenfalls junge Henry Fonda mimt hier sehr überzeugend einen jungen aufstrebenden Self-Made-Man, einen fleißigen Mann des Volkes mit einem pragmatischen Sinn für Gerechtigkeit. Ich habe keine Biografie von Abraham Lincoln gelesen, somit kann ich nicht beurteilen wie authentisch das Portrait des jungen Herrn, der zu einer der prägendsten US-Präsidenten der Republik wurde, wirklich ist. Beindruckend ist wie das kleinstädtische Leben den jungen Lincoln formt, der sowohl beim Wettbewerb im Kuchenessen vorne dabei ist, als auch vor Gericht junge Leute verteidigt mit denen die aufgebrachte Menge eigentlich schon gleich kurzen Prozess gemacht hätte.

Ford lässt die große Politik und die große Geschichte völlig außen vor und konzentriert sich auf die Anfangszeit eines Menschen der, scheinbar gebeutelt von persönlichen Rückschlägen oder durch glückliche Zufällen oder gar göttlicher Vorsehung, zu dem aufstrebenden jungen Anwalt wird der später eimal das Land durch einen Bürgerkrieg führen sollte. Ford malt mit eindrucksvollen schwarz-weiß Bildern ein konfuses, umtriebiges semi-urbanes Amerika auf die Leinwand getrieben von konservativen Werten, streben nach Individualismus und Unabhängigkeit, bei gleichzeitigem Konflikt zwischen Recht und Emotionen. Gar nicht so weit weg von der heutigen Zeit eigentlich. Ein schöner, gelungener Film mit einem hervorragenden Plädoyer von Fonda vor der aufgebrachten Menge das mans ich fast auf ein TShirt drucken könnte, und am Ende ein flammender Einsatz für das sogenannte innocent until proven guilty, vor Gericht. Ein großartiger Film.

Die DVD erschien 2013 bei Explosive Media (eine BluRay scheint bislang nicht auf dem Radar zu sein – es gibt für Fans allerdings bereits eine aus der Criterion Collection). Die Scheibe präsentiert den Film in gut aussehendem Bild (Vollbild, s/w), das abgesehen von der Tatsache dass es nicht HD ist, guten Filmgenuss verspricht. Es ist ein sauberes, halbwegs kontrastreiches Bild ohne merkliche Schäden. Als Tonspuren gibt es Deutsch und Englisch 2.0 mono, allerdings keine Untertitel. Die englische Spur (getestet) klingt solide, mit einem wohligen Knacksen hier und dort, insgesamt gut. An Extras gibt es hier nur die Bildergalerie und Trailer, wer also mehr will muss zu Criterion.

Jetzt bei Amazon bestellen

Die DVD wurde uns freundlicherweise von Explosive Media zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

Das könnte dich auch interessieren …

Eine Antwort

  1. Frankman sagt:

    Das mag ich so an Nischenkino. Es werden wirkliche Klassiker bedprochen. Und nicht nur solche , die sich dafür halten. Danke dafür.