Die Rache des Pharao / The Curse of the Mummy’s Tomb

Im Jahr 1900 entdecken Ägyptologen den Sarkophag des Prinzen Ra-Antef, den sein Bruder heimtückisch ermordet hat. Der Finanzier der Expedition hat allerdings mit Wissenschaft nicht viel im Sinn. Er will Kasse machen, indem er den Fund weltweit ausstellt. Aber die Magie eines Amuletts weckt die Mumie nächtens zu neuem Leben. Sie steht auf und rächt sich an allen, die ihre Ruhe gestört haben – bis sie ihren Bruder am Wickel hat, der immer noch unter den Lebenden weilt. (Anolis Entertainment)

In den späten 50er Jahren gelang es Hammer die populären Filmmonster von Universal Pictures, wie Frankenstein, Dracula und die Mumie, neu zu erfinden und die dadurch entstandenen Streifen schnell hintereinander zu veröffentlichen. Doch es dauerte fünf Jahre bis ein zweiter Ausflug mit der eingewickelten ägyptischen Bedrohung, die durch London stapft, unternommen wurde. Die Rache des Pharao lässt die lebhaften Farben und die tragische Romantik aus Terence Fishers Original Die Rache der Pharaonen (The Mummy, 1959) zugunsten funktionaler Bildkompositionen und viel ägyptischem Lokalkolorit (der allerdings das Flair von Diavorträgen versprüht) fallen, während einige schockierende Momente der Gewalt (einschließlich einer Handamputation) ein modernes Publikum ansprechen sollen. Genauso wie Die Ausgekochten (Maniac, 1963) wurde dieser Film vom ehemaligen Hammer-Produzenten Michael Carreras inszeniert, der nach dem Tod von Regisseur Seth Holt im Jahr 1971 auch Hammers vierten und letzten Mumienfilm Das Grab der blutigen Mumie (Blood from the Mummy’s Tomb) übernehmen sollte.

Die Handlung von Die Rache des Pharao repräsentiert im Grunde eine Wiederholung der bekannten Formel, bei der es sich um drei Engländer auf einer Expedition in Ägypten handelt, die ein kürzlich entdecktes Grab ausplündern. Der Ägyptologe und Nominalheld John Bray (Ronald Howard) und die „mehr als nur dekorative“ Annette Dubois (Jeanne Roland), Brays Verlobte und Assistentin, beschließen die entdeckten Schätze sowie eine Mumie nach England mitzunehmen, um ihren Fund dort auszustellen. Natürlich dauert es nicht lange, bis ein undurchsichtiger, exotischer Kerl namens Adam Beauchamp (Terence Morgan) eine gewichtige Rolle bei der Wiederbelebung der Mumie spielt, einem einst mächtigen Pharao, der mit dem amerikanischen Schausteller Alexander King (Fred Clark) und allen anderen, die seine ewige Ruhe gestört haben, abrechnen will. Obwohl es Die Rache des Pharao wahrscheinlich nie nach ganz Oben auf der Favoritenliste der Hammer-Fans geschafft hat, erlangte der Film trotzdem einen relativ hohen Bekanntheitsgrad, da er seit Jahrzehnten immer mal wieder im Fernsehen ausgestrahlt wird. Grundsätzlich handelt es sich hier um einen mittelmäßigen Hammer-Streifen, der jedoch gut genug funktioniert und mit genügend Grausamkeiten (einschließlich eines hübsch düsteren Endes) angereichert ist, um Eindrücke zu hinterlassen, die für eine Weile haften bleiben.

Allen guten Eindrücken zum Trotz wurde Die Rache des Pharao nicht sehr gut strukturiert und einige Dinge ergeben ganz einfach keinen Sinn, weswegen Michael Carreras‘ Drehbuch eventuell ein wenig Feintuning von anderer Hand hätte gebrauchen können. Man erfährt niemals, warum sich das Amulett (welches die Toten wiedererwecken kann), plötzlich in Annettes Besitz befindet, wobei dies nur ein Beispiel für einige Vorgänge darstellt, die das Publikum ein wenig irritieren könnten. Außerdem fühlt sich das letzte Drittel des Films etwas gehetzt an. Ein Großteil der Mumiensequenzen wurde jedoch sehr ansprechend inszeniert, obwohl Carreras mit einem unscheinbaren Rächer arbeiten musste, der mit seinen intensiven Atemgeräuschen eher an Darth Vader erinnert, als eine Jahrtausend alte Mumie. Das Budget fühlt sich hier sogar noch niedriger an, als gewohnt und so wirkt der Film trotz aller Bemühungen des Kameramanns Otto Heller und des Bühnenbildners Bernard Robinson etwas „altersschwach“, ganz besonders in der Wüstenszene, die im Studio aufgenommen, nur wenig überzeugend aussieht.

The Curse Of The Mummy’s Tomb wurde weitestgehend ohne die übliche Hammer-Crew aus unbekannten Gründen in den Elstree-Studios gedreht. Die beiden männlichen Hauptdarsteller (die beide viel älter sind als die Heldin) spielen ein bisschen flach, während Jeanne Roland (trotz ihres Namens burmesisch, englischer Abstammung) eine Fehlbesetzung darstellt, was bei der Synchronisation mit einem französischen Akzent zu kompensieren versucht wurde. Der Akzent ist jedoch so stark, dass man sie nicht immer verstehen kann, was ziemlich nervt. Fred Clark spielt als Alexander King großartig auf, indem er seinem Charakter etwas gierig ausbeuterisches aber auch irgendwie Kindliches einhaucht. Jedenfalls kommt er lustiger rüber, als die beiden Arbeiter, die offensichtlich für comic relief sorgen sollen, daran jedoch kläglich scheitern. Die Rolle des Ra wurde von Hammer-Stuntman Dickie Owen übernommen, weil es das Studio nicht für nötig und lohnenswert erachtete einen großen Star zu engagieren, der unter den vielen Bandagen dann sowieso nicht zu erkennen gewesen wäre. Carlo Martellis Musik greift zweimal Teile von Franz Reizensteins großartigem Soundtrack zu The Mummy auf, doch da sich Stil und Orchestrierung ziemlich ähnlich sind, fällt das gar nicht weiter ins Gewicht. Wenn auch nicht so einprägsam, präsentiert sie sich auf typische Hammer-Art aufregend und lebendig. Die Rache des Pharao bleibt ein relativ kleiner Repräsentant des Hammer-Horror-Films, der nicht fehlerfrei ist, es aber dennoch versteht gut zu unterhalten. Mit einem besseren Drehbuch hätte vielleicht etwas richtig Besonderes daraus werden können.

Die Rache des Pharao erscheint als Mediabook sowie als Softbox im Hause Anolis Entertainment, wobei man dem Label zu dieser gelungenen Veröffentlichung wieder einmal gratulieren kann. Die Scheibe weiß nicht nur auf technischem Gebiet zu überzeugen, sondern hat wie immer auch wieder Einiges an interessanten Extras zu bieten. Das Bild wird in High Definition Widescreen (16:9; 2,35:1) 1920x1080p präsentiert und sieht wirklich klasse aus. Es zeigt sich sehr gut restauriert, farbenfroh, enorm scharf und wunderbar detail- und kontrastreich. Bei der Qualität der beiden angebotenen Tonspuren (Deutsch und Englisch DTS HD-MA 2.0 Mono) gibt es ebenfalls keine Beschwerden anzumelden. Wer den Film in der Originalsprache anschauen möchte, dem Englischen aber nicht mächtig ist, hat die Möglichkeit deutsche Untertitel zuzuschalten. Neben dem Audiokommentar von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad, der wie gewohnt sehr informativ ist, sind noch folgende Extras auf die Scheibe gepackt worden: Hammers Frauen: Jeanne Roland / Interview mit Michael McStay / Interview mit Carlo Martelli / Britischer Kinotrailer / Deutscher Kinotrailer / US Double Feature Trailer / Französische Titelsequenz / Super-8-Fassung / Werberatschlag / Filmprogramm / Bildergalerie / Deutscher Kinotrailer „Der Fluch der Mumie“. Das 32-seitige Booklet, geschrieben von Dr. Rolf Giesen und Uwe Sommerlad ist exklusiv nur im Mediabook enthalten und liegt zu einer Beurteilung leider nicht vor. Wir bedanken uns für diese tolle Veröffentlichung und freuen uns bereits auf viele weitere „Gruselfilme“ aus dem Hause Hammer beziehungsweise Anolis!

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Darsteller: Fred Clark, Jeanne Roland, Ronald Howard, Terence Morgan
Regisseur(e): Michael Carreras
Format: Breitbild
Untertitel: Deutsch
Region: Region B/2
Bildseitenformat: 16:9 – 2.35:1
FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
Studio: Anolis Entertainment
Produktionsjahr: 1964
Spieldauer: 80 Minuten

Diese Edition sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Anolis Entertainment zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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