Die Sieben Pistolen des MacGregor / Sette pistole per i MacGregor / Seven Guns for the MacGregors

Die MacGregors sind ein hart arbeitender, hart spielender, Whisky trinkender schottischer Clan – mit sieben Söhnen – die eine Pferderanch nahe der Grenze zwischen Texas und Mexiko besitzen. Nach einem Überfall von Pferdedieben auf ihr Land entschließen sie sich einen Teil ihres Viehs zu verkaufen. Unter der Führung des ältesten Sohnes, Gregor, reiten die Brüder in die Stadt Las Mesas, wo sie einen guten Preis für ihre Pferde erwarten. Was sie aber in der Stadt erwartet, ist Korruption und Zwietracht. Die Stadtväter arbeiten insgeheim mit dem mexikanischen Banditen Santillana zusammen. Schon bald landen die McGregors im Gefängnis, aus dem sie aber entfliehen können. Ihr Entschluss steht fest: Sie müssen den Schurken das Handwerk legen … (Explosive Media)

Bei Die Sieben Pistolen des MacGregor handelt es sich um den ersten von Jolly Films produzierten Film, nachdem Sergio Leone der Firma „Tschüss“ gesagt hatte. Franco Giraldi – Regieassistent bei Für eine Handvoll Dollar – wurde aufgrund dessen nun zu Leones Nachfolger bestimmt. Giraldi (hier als Frank Grafield aufgeführt) wollte eigentlich eine reine Komödie drehen, doch den Produzenten war bewusst, dass das Publikum so einiges an roher Gewalt sehen wollte, weswegen der Streifen letztendlich als eine ziemlich unausgewogene Melange aus alberner Komödie und knallharter Action beschrieben werden muss. Außerdem hätte es hier zu dramatischen Folgen für die Geschichte des Genres kommen können, da Fernando Sancho in einer bestimmten Szene beinahe enthauptet worden wäre. Doch jetzt erstmal zum Film selbst. Die Ranch der schottischen Familie MacGregor wird von mexikanischen Banditen angegriffen, während die sieben Söhne auf ihren Feldern herumalbern. Also liegt es an den älteren Familienmitgliedern, die Ranch zu verteidigen. Als die Lage für die Schotten immer prekärer wird, kommt schließlich Königin Anne – eine kleine Kanone – zum Einsatz, wodurch auch die Söhne alarmiert werden und dem Rest des Clans zu Hilfe eilen. Selbstverständlich können die Schotten gerettet und die Mexikaner allesamt getötet werden.

Nach dem Überfall beschließt die Familie einen Teil ihrer Pferde in Las Mesas zu verkaufen, wo die Brüder jedoch in eine Saloon-Schlägerei verwickelt und von den korrupten Würdenträgern der Stadt ins Gefängnis geworfen werden. Dies geschieht natürlich nur, um ihnen problemlos ihr Vieh abnehmen zu können, da nicht nur der Sheriff (Antonio Molino Rojo, als Molino Rojo gelistet) mit dem mexikanischen Banditenführer Santillana (Leo Anchoriz) zusammenarbeitet. Selbstverständlich gelingt es den Brüdern aus dem Gefängnis auszubrechen und herauszufinden wer hinter den Vorgängen steckt. Um ihren Kontrahenten ein Schnippchen zu schlagen, infiltriert der älteste Sohn Gregor (Robert Woods) Santillanas Bande, die in Teilen auch schon für den Überfall auf die Ranch verantwortlich gewesen ist. Infolgedessen sieht man Gregor nun für den Rest des Films zwischen den Mexikanern und seinen Brüdern hin und her pendeln. Letztere informiert er über die Pläne der Verbrecher, damit man ihnen bei Banküberfällen etc. die Suppe versalzen kann, indem man den Lumpen ganz einfach zuvor kommt. Die Frage ist allerdings, wie lange wird dieses riskante Spiel gut gehen und wird es den Schotten am Ende gelingen ihre Gegner komplett auszuschalten sowie ihre Pferde zurückzubekommen?

Die meisten Szenen gestalten sich leider viel zu „spaßig“, wobei fröhlich gelacht und gegrinst wird, obwohl sich eigentlich gar kein richtiger Anlass dazu bietet. Zu beinahe jeder bedrohlichen sowie bleihaltigen Konfrontation werden „coole“ Sprüche vom Stapel gelassen, die in solchen Situationen nicht unangebrachter sein könnten. Die Gewalt steht währenddessen in krassem Kontrast zur „Komik“ und ist dabei als teilweise ziemlich grob zu bezeichnen. Zum Beispiel wird ein Mann von Pferden solange durch Feuer geschleift bis er sich nicht mehr rührt und Robert Woods wird von Santillana recht heftig ausgepeitscht, nachdem er als Verräter entlarvt worden ist. Die Eröffnungsszene, in der die Söhne die älteren Mitglieder ihres Clans aus der Belagerungssituation befreien, wird gegen Ende wiederholt bzw. umgedreht, denn jetzt sitzen die Junioren in der Falle und müssen von den Senioren gerettet werden. Die treffen nämlich gerade noch rechtzeitig im echten Kavalleriestil ein, inklusive schottischem Dudelsackspieler sowie Queen Anne im Schlepptau. Solche Szenen werden dann ständig von Ennio Morricones March of the MacGregors untermalt, der dem geneigten Publikum bereits nach kurzer Zeit total auf den Zeiger aber unglücklicherweise nicht mehr so leicht aus dem Ohr geht.

Obwohl vier Autoren genannt werden, wurde das Drehbuch fast ausschließlich von Fernando Di Leo (als Fernand Lion gelistet) und Enzo dell’Aquila (als Vincent Eagle aufgeführt) nach einer Idee von Duccio Tessari verfasst. Das Skript erweist sich als sehr lebendig und ereignisreich, wobei vor allem zwei großartige Szenen herausstechen: der Messerkampf zwischen Woods und Anchoriz auf einem Wasserrad und ein wirklich gut umgesetzter Zugangriff, bei dem Fernando Sancho beinahe seinen Kopf verloren hätte (und das Publikum einen der schillerndsten Bösewichte des Genres). Die Szene wurde in der Nähe von Guadix gedreht, wo Sancho in dem Moment auf das Dach des Zuges klettert, als dieser gerade die Eisenbahnbrücke mit extrem niedrigem „Dachgestänge“ passiert, die in vielen Filmen, die in dieser Gegend gedreht wurden, zu sehen ist. Die Sequenz schaffte es in den Film und ist etwas schmerzhaft anzusehen, auch wenn man weiß, dass Sancho dabei glücklicherweise nicht verletzt wurde. Dennoch war die Produktion nicht vollständig vor Unfällen gefeit, denn sowohl Manuel Zarzo (David MacGregor, als Manolo Zarzo gelistet) als auch Alberto Dell’Acqua (Dick MacGregor, als Albert Waterman aufgeführt) brachen sich während der Dreharbeiten mehrere Rippen, konnten sich aufgrund des engen Drehplans allerdings keinerlei Pausen leisten und mussten eben einfach so weitermachen.

Da sich die meisten hier mitspielenden Darsteller entweder als Stuntmen oder Zirkusartisten erweisen, sind die Actionszenen dementsprechend ziemlich spektakulär ausgefallen, wobei das Schauspiel insgesamt als angemessen beschrieben werden kann. Robert Woods macht in einer für ihn eher ungewöhnlich leichtherzigen Rolle eine wirklich gute Figur, während Die Sieben Pistolen des MacGregor gleich zwei großartige Bösewichte auf Lager hat, nämlich Leo Anchoriz als der bitterböse Santillana und Fernando Sancho als seine tollpatschige rechte Hand Miguel. Ennio Morricone nutzt Schlagzeug und Dudelsack für einen der seltsamsten Soundtracks seiner Karriere voll aus. Der Titelsong besteht aus dem weiter oben bereits erwähnten Marsch, der von I Cantori Moderni di Alessandroni gesungen wird. Die Sieben Pistolen des MacGregor wurde größtenteils in Colmenar Viejo (in der Nähe von Madrid) und Guadix im August sowie September 1965 gedreht. Die MacGregor-Ranch wurde in Dehesa de Navilvillar (sieben Kilometer von Colmenar Viejo entfernt) aufgebaut und auch in mehreren anderen Filmen genutzt. Die Sieben Pistolen des MacGregor war (komischerweise) auf Anhieb ein Erfolg, weswegen kurz darauf mit Sette donne per i MacGregor (Eine Kugel für MacGregor, kommt Ende September auch von Explosive Media) eine Fortsetzung geplant sowie umgesetzt wurde. Robert Woods taucht in diesem Sequel allerdings nicht mehr auf, angeblich weil Agata Flori (Rosita Carson als Agatha Flory gelistet) laut Woods zwar eine nette Person gewesen sein soll, aber selbst nach zwei Tagen Training nicht mit einer Waffe umgehen konnte.

Bei Amazon bestellen oder streamen

Seitenverhältnis: 16:9 – 2.35:1
Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur:‎ Giraldi, Franco
Medienformat: ‎Breitbild
Laufzeit: 1 Stunde und 36 Minuten
Darsteller: Woods, Robert, Sancho, Fernando, Flori, Agata, Anchoriz, Leo, Zarzo, Manuel
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Studio: Explosive Media

Wer noch mehr zur Veröffentlichung, deren Qualität und den Extras erfahren möchte, der liest am besten jetzt im Anschluss noch Sebastians Besprechung auf der SWDb!

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …