Heisser Süden (The King and Four Queens)

The King and Four Queens

The King and Four Queens ist ein Western von Raoul Walsh (The Lawless Breed, Distant Drums) aus dem Jahr 1956 mit Clark Gable und Eleanor Parker in den Hauptrollen.

Dan Kehoe (Gable) erfährt von einem Goldschatz, den die McDade Gang wohl auf ihrer Flucht versteckt hat bevor man sie zur Strecke brachte. Angeblich sitzt nun Ma McDade und die jeweiligen Witwen der Gangmitglieder auf deren abgelegenen Farm auf diesem Gold. Niemand kennt das genaue Versteck, aber vermutlich wohl eine der Frauen. Ma McDade erwartet, dass das einzig überlebende Gangmitglied, ihr eigener Sohn, früher oder später zur Ranch zurückkommt. Kehoe infiltriert die Ranch unter falschen Motiven, macht sogar mit dem Sheriff einen Deal, und versucht das Vertrauen der Ladies zu gewinnen, sie gar gegeneinander auszuspielen, um an das Geheimnis zu kommen. Die einsamen Witwen sind leichte Beute für den stattlichen Mann, doch die Mutter wittert seine wahre Motivation….

The King and Four Queens

Eingefangen in schönen Bildern von Lucien Ballard entfaltet sich dieser eher routinierte Walsh Western wie ein maßgeschneidertes Vehikel für seinen Star. Gable, zu dem Zeitpunkt bereits mitte fünfzig (er starb nur kurze Zeit später, 1960), ist mimt einen besonders männlich anmutenden Gauner und Charmeur und wird umgarnt von nicht ein, nicht zwei, nicht drei, sondern gleich vier jungen hübschen Damen. Dabei erinnert das Ganze ein wenig an Don Siegels The Beguiled (mit Clint Eastwood): der verletzte Fremde, die Frauen die sich alle in ihn vergucken, ein Geheimnis, Intrigen und eine Hausälteste an deren Machtposition gerüttelt wird. Gar nicht unähnlich fand ich.

The King and Four Queens

The King and Four Queens, so der passende Originaltitel, ist mit 84 Minuten recht knackig. Gable produzierte den selbst übrigens (das erklärt vielleicht einiges). Als der Film in Deutschland ins TV kam, erhielt er übrigens eine neue (hier nicht enthaltende) Synchro, abweichend von der 1957 auf der Leinwand hörbaren. Auch der Titel war im TV anders: Poker mit vier Damen (wobei dieser doch irgendwie näher an der Wahrheit liegt als „Heißer Süden„, auch wenn das natürlich auch nicht ganz falsch ist). Die Besetzung ist gut: Eleanor Parker als Sabina, Jean Willies als Ruby, Barbara Nichols als Birdie, Sara Shane als Oralie und Jo van Fleet als Ma McDade. Roy Roberts spielte den Sheriff, doch die Handlung spielt eigentlich fast gänzlich auf der Farm und zeigt Kehoe wie er parallel alle Damen bezirzt um an das Gold zu kommen. Unterhaltsam, kurzweilig, aber unterm Strich nicht so besonders fand ich.

The King and Four Queens

Die BluRay von Explosive Media füllt hierzulande eine weitere Westernlücke in HD, das ist sehr erfreulich. Beim Vorspann sieht man etwas, was ich noch nie bei einem alten Film auf BluRay gesehen habe. Dafür muss ich etwas ausholen.

Normalerweise ist es so, dass die digitalen Nachbearbeitungsalgorithmen, die über den abgetasteten Film „fahren“, recht gut darin sind, Bilder so zu bearbeiten dass ursprünglich intendierte Schärfen, Kontraste, Objekte und Farben halbwegs den ursprünglichem Look des Films entsprechen. Dazu gehören (aber nicht nur und hoffentlich dezent genug dass kein Filmkorn abhanden kommt) ein Rauschfilter, die Nachschärfung von Kanten oder das Entfernen von Verdreckung und Bildschäden (KI-gestützte Techniken können das heutzutage erkennen, weil das z.B. unerwartete bzw. statistisch abweichende Bildinhalte sind, bei teuren Restaurationen geschieht das oft auch teils händisch, ganz händisch und aufwändig bei den Studios die das restaurieren). Nun ist es bei der Sichtung alter Filme auf BluRay in der Regel so, dass der Vorspann oft recht schlecht aussieht, bzw. die Filmaufnahmen die den Vorspann begleiten. Weil: hier liegt die Nachbearbeitungs-Aufmerksamkeit, sei es händisch oder automatisiert, auf den Texttafeln oder Grafiken. Erst wenn der Vorspann rum ist, sieht man die Filmaufnahmen in restaurierter Pracht. Es ist technisch normalerweise schwer bis unmöglich, beides gleichermaßen restauriert zu bekommen.

The King and Four Queens

Sorry für das lange ausholen. Hier sehe ich glaube ich zum ersten mal einen Versuch, das umzudrehen: mir scheint als hätte man die Filmaufnahmen des Vorspanns restauriert, die Texte aus dem alten Vorspann ausgeschnitten, und wieder darüber gelegt. Ich kenne leider nicht wie der Film ansonsten oder damals aussieht bzw. aussah, aber jedenfalls sieht das hier so aus. Gut denkbar dass ich mich irre, aber wenn ich richtig liege, ist das ein interessanter Fall. Ich habe leider keine Artikel gefunden die diesen Eindruck bestätigen könnten, aber jedenfalls ist das nicht das Werk von Explosive Media, denn Screenshots zu Folge sah auch die Olive Films BluRay (USA) beispielsweise schon so aus. Das Studio hat das also wohl so aus ihren Archiven heraus restaurieren lassen. Oder ich liege falsch.

The King and Four Queens

Aber zum Punkt: Das Bild sieht ziemlich großartig aus, das muss man sagen. Bearbeitung ist sichtbar, aber der Film sieht wunderbar aus, tolle Farben, Kontraste und Details. Bei Übergängen wird das Bild dennoch manchmal etwas unscharf, das ist aber fast immer so. Auch der Ton klingt total solide, hier bekommt man wie immer auch eine deutsche Synchronfassung falls man das wollen sollte. Untertitel gibt es auch sowohl Deutsch als auch Englisch. Bei den Extras ist nur der Trailer und eine Galerie an Bord.

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Die BluRay wurde uns zur Verfügung gestellt. Screenshots Quelle.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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