L’assassino è ancora tra noi / The Killer is Still Among Us

Christiana (Mariangela D’Abbraccio) ist eine Studentin, die am College Kriminologie studiert. Nachdem sie sich von einem brutalen Mord und der Verstümmelung eines jungen Paares in einer abgelegenen Gasse für Liebende faszinieren lässt, beginnt Christina mit ihrer eigenen Investigation der Morde. Während sie Hinweise sammelt, die sie hoffentlich zur Identität des Mörders führen können, beginnt sie seltsame Parallelen zwischen dem Täter und ihrem Freund Alex (Giovanni Visentin) aufzudecken. Als der Mörder erneut zuschlägt, befürchtet Christiana zunehmend, dass sie tatsächlich mit einem verkommenen Sexmörder zusammenlebt…

Es ist schwer zu glauben, dass Ernesto Gastaldi am Drehbuch dieses eher unbeholfenen Thrillers beteiligt war. Die Handlung gestaltet sich ziemlich formelhaft, während die Produktionswerte darauf hin deuten, dass der Film mit einiger Eile zusammengeschustert wurde. Gastaldi, Camillo Teti und Giuliano Carnimeo ließen sich von der realen Mordserie des sogenannten „Monsters von Florenz“ inspirieren. Diese Verbrechen ereigneten sich zwischen 1968 und 1985 und umfassten acht Mordanschläge, bei denen es sich ausschließlich um Paare handelte, die beim Liebesakt überrascht wurden. Die Identität des Mörders (oder der Mörder) wurde nie eindeutig geklärt, obwohl drei Männer verhaftet und des Verbrechens angeklagt wurden (1996). Der darauf folgende Prozess geriet in Italien zu einer Sensation. Die Geschichte wurde etwas „offizieller“ in dem giallo Il mostro di Firenze (Night Ripper – Das Monster von Florenz, 1986) sowie in einer weniger sensationellen gleichnamigen TV-Miniserie von 2009 dramatisiert.

Der Film schließt mit einer Erklärung, dass er als Warnung für junge Menschen dienen soll (wovor? Parken in abgelegenen Gebieten und Knutschen?) und gleichzeitig einen Appell an die Polizei richtet, weiterhin alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um solchem Blutvergießen Einhalt zu gebieten. Doch, obwohl dies sicherlich gut gemeint ist, wirkt es im Kontext eines Films, der solch offen sensationelle Bilder zeigt, vage heuchlerisch. Bedenkt man außerdem, dass die Verbrechen noch frisch im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert waren – und dass die Wunden, die die Freunde und Familien der Opfer erlitten hatten, noch nicht einmal die Gelegenheit hatten, zu verheilen – hinterlässt dies tatsächlich einen sehr bitteren Nachgeschmack. Der Film beginnt mit einer Szene, die in einem durchschnittlichen amerikanischen Slasher-Film nicht fehl am Platz gewesen wäre. Ein junges Paar parkt in einer verlassenen Gegend, um ein wenig knutschen zu können und wird kurzerhand von einem Psychopathen entsorgt.

Der Mörder neigt dazu auf stumpfe Effizienz zu setzen und die Opfer aus nächster Nähe zu erschießen, bevor er (oder sie?) sich Zeit nimmt, die Körper der Frauen mit einem Messer zu verstümmeln. Dieses letzte Element kommt gegen Ende ziemlich energisch ins Spiel, was Sensationslust von der ekelhaftesten Sorte zur Folge hat, die höchstens noch in Giallo a Venezia (1979) zu finden ist, wenn der Mörder die Brustwarze eines Opfers abschneidet, bevor er auch ihre Genitalien verstümmelt. Dabei handelt es sich um eine widerliche Szene, doch – ironischerweise – verleiht sie dem Film nach der vorangegangenen Stunde von Langeweile einen plötzlichen Lebensschub. Diese set-pieces sind eindeutig den Verbrechen aus Il mostro di Firenze nachempfunden, wobei sie nicht daran sparen, die ekelhafte, sexualisierte Natur einiger der Morde hervorzuheben. Leider wird ein Großteil des Films auf eine faule sowie willkürliche Art und Weise abgewickelt. Die Charaktere gestalten sich langweilig, während ihre Beziehungen nicht glaubwürdig rüberkommen.

Christianas Arbeit als Doktorandin bringt frischen Wind in ein „Genre“, das zu dieser Zeit nicht gerade damit überladen war, doch mit diesem recht interessanten Aspekt der Handlung wird nichts Sinnvolles veranstaltet. Christiana erfüllt zwar die Funktion der hartnäckigen Amateurdetektivin, aber darüber hinaus wurde ihr keine Tiefe verliehen, weswegen es ihr nicht gelingt viel Sympathie, geschweige denn Interesse zu generieren. In einer für so viele Filme der 80er Jahre typischen Maßnahme lernt sie den Polizeipathologen Alex kennen und liegt nur eine Stunde später mit ihm im Bett. Ihr Bettgeflüster impliziert, dass sie sich tief ineinander verlieben, nachdem sie sich nur wenige Stunden gekannt haben. Es wird allerdings ungemütlich, als Alex versucht Christiana unter Druck zu setzen, ihre Ermittlungen einzustellen. Beinahe wirkt es so, als hätte Regisseur/Co-Autor Camillo Teti eine Checkliste mit Klischees für Gastaldi vorbereitet und ihn ermutigt, sie alle einzubauen, eines nach dem anderen.

Der einzige wirkliche Geistesblitz kommt ganz am Ende, wenn der Film plötzlich selbst-reflexive Züge annimmt, wobei es sich um eine unvorhersehbare Entwicklung handelt, die den Film seiner erwarteten Auflösung beraubt. Die gesamte Produktion ist als eher nachlässig ausgeführt zu bezeichnen. Giuseppe Bernardinis Fotografie erweist sich als düster, während es ihr an Atmosphäre fehlt. Tetis Regieführung wird nur (gerade so) zum Leben erweckt, wenn sie die ekelerregenderen Aspekte der Verbrechen graphisch darstellt. Dialogszenen ziehen sich endlos in die Länge und obwohl der Film unter 90 Minuten läuft, scheint er viel länger zu dauern. Da helfen auch eine langweilige Besetzung sowie ein sofort wieder vergessener Soundtrack nicht weiter. Auf der positiven Seite sind Roberto Paces spezielle Make-up-Effekte mit ihrem bemerkenswerten Realismus zu verzeichnen. Regisseur Camillo Teti wurde 1939 geboren. In den 60er und 70er Jahren arbeitete er intensiv als Produktionsleiter und Assistent, wobei L’assassino è ancora tra noi sein Debüt als Autor sowie Regisseur markierte. Später führte er nur noch sporadisch Regie, darunter der Zeichentrickfilm Titanic – La leggenda continua (Mäusechaos unter Deck der Titanic, 2000) und produzierte Filme wie Fabrizio De Angelis‘ Killer Crocodile (Der Alligator, 1989) und Giannetto De Rossis Killer Crocodile 2 (Killer Krokodil II – Die Mörderbestie, 1990).

„Based on a series of heinous and still unsolved serial murders committed in Florence throughout the 70s and 80s, Camillo Teti’s (Killer Crocodile) directorial debut, THE KILLER IS STILL AMONG US, blends true crime and stylish thriller, while playing through a series of unflinchingly shocking and brutal murders. Co-scripted by giallo legend Ernesto Gastaldi (My Dear Killer), this low key and very nasty giallo comes to Blu-ray for the first time from Vinegar Syndrome, newly restored in 4K from its 35mm original negative.“

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Directed by: Camillo Teti
Starring: Mariangela D’Abbraccio, Giovanni Visentin, Riccardo Parisio Perrotti, Luigi Mezzanotte
1986 / 83 min / 1.66:1 / Italian Mono with English Subtitles

• Region Free Blu-ray
• Newly scanned & restored in 4K from its 35mm original camera negative
• Commentary track with author & critic Rachael Nisbet
• Original theatrical trailer
• Inside sleeve artwork
• Newly translated English subtitles

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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