Platoon to Hell / Dogtags – Il collare della vergogna / Dog Tags

In einem fast aussichtslosen Himmelfahrtskommando befreit ein Platoon amerikanischer Soldaten kriegsgefangene Kameraden aus der Hand des Vietcong. Als sie den verabredeten Treffpunkt mit dem Helikopter, der sie in Sicherheit bringen soll, erreichen, erhalten sie stattdessen einen weiteren Auftrag: das Auffinden eines abgeschossenen Hubschraubers und die Bergung der darin enthaltenen, kriegswichtigen Geheimdokumente. Mit Hilfe einer südvietnamesischen Familie, deren Mitglieder womöglich auch Spione des Vietcong sein könnten, bewegt sich das Platoon unter ständigem Feindbeschuss tief in das Gebiet des Vietcong. Als die Soldaten am Ende ihrer Kräfte tatsächlich das Wrack des abgeschossenen Hubschraubers in einem See unter einem Wasserfall finden, müssen sie entdecken, dass die zu rettende Fracht nicht etwa aus Geheimdokumenten, sondern aus vier Kisten voller Gold besteht, das sich skrupellose Offiziere der Armee unter den Nagel reißen wollen. Die überlebenden Soldaten beschließen, diesen Schatz für sich zu behalten – in ihrer Freude über den neu gewonnenen Reichtum übersehen sie beinahe, dass der Vietcong auch dieses Wrack und den gesamten Wasserfall durch feine Drahtseile und Minen gesichert hat… (CSG Computer Service Gallinnis GmbH)

Vietnamstreifen bekamen Mitte der 80er Jahre ihren zweiten filmischen Wind. Seien es die übertriebenen Heldentaten aus Rambo II – Der Auftrag (1985) oder der Oscar-prämierte Platoon (1986) – der Zehntausend-Tage-Krieg bedeutete ein großes Geschäft – wobei die Italiener natürlich nicht lange brauchten, um auf diesen Zug auf zu springen. Sie legten ihre full metal jackets an und reisten auf die Philippinen, um Filme wie Strike Commando (Cobra Force, 1987) und Colli di cuoio (Leathernecks, 1988) zu produzieren. Keiner dieser Titel kann jedoch mit dem Wahnsinn und der vollkommenen Verrücktheit von Romano Scavolinis Vietnam-Flick Platoon to Hell (1988) mithalten.

Der Film entfaltet sich wie ein Theaterstück mit Titeltafeln, die zwischendurch immer mal wieder hochgehalten werden. Prolog: Ein Reporter aus NYC reist nach Vietnam, um eine wilde Geschichte zu verfolgen, die ihm ein Funker über einen abgestürzten Hubschrauber und seine ungewöhnliche Fracht erzählt hat. Dort angekommen trifft er einen Mann, der ihm die Geschichte erzählt, die er als Junge erlebt hat. Erster Akt – Die Fakten: Die Soldaten Cecil (Clive Wood) und Jack (Peter Elich) retten einige Kriegsgefangene und begeben sich zu einem geheimen Treffpunkt, wo sie jedoch erfahren, dass sie nicht wie geplant von einem Hubschrauber abgeholt werden, sondern auf eine weitere Mission gehen müssen, um einen abgestürzten Hubschrauber, der zehn Meilen entfernt abgeschossen wurde, zu lokalisieren.

Zweiter Akt – Die Flucht: Die Männer verlieren alle Gefangenen, denen sie zur Flucht verholfen haben, mit Ausnahme eines Mannes (Baird Stafford), der sich allerdings schon bald eine schwere Beinverletzung zuziehen wird. Sie lokalisieren den Hubschrauber und finden Container für Dokumente, in denen sich tatsächlich gestohlenes Gold befindet. Alle drei Männer beschließen nun erstmal eine Pause einzulegen und das Gold zu stehlen (die haben bestimmt Stoßtrupp Gold gesehen). Doch, um das bewerkstelligen zu können, müssen sie zunächst einen alten Mann, seine Tochter und ihren Sohn in ihre Gewalt bringen, damit die drei ihnen dabei helfen können. Dritter Akt – Die Verfolgungsjagd: Die abtrünnigen Soldaten wurden von Captain Newport (Mike Monty) mit Hilfe eines Ortungsgerätes ständig überwacht, weswegen er jetzt einige Söldner in einer Titty-Bar rekrutiert, um das Gold zurückzuerobern. In einem riesigen Feuergefecht geht alles zur Hölle, wobei alle am Kampf beteiligten sterben, außer unseren beiden Hauptdarstellern. Sie reißen sich ihre Erkennungsmarken, die sogenannten dogtags vom Hals und werfen sie auf den Boden. Epilog: Der Reporter zeigt sich über die Geschichte enorm erstaunt, während ihm der junge Mann einen kleinen Goldbarren als Beweis vorlegt, dass seine Geschichte auch wahr ist.

Hört sich nach ziemlich gewöhnlicher Namsploitation-Kost an, oder? Nun lasse man sich von dieser kurz und einfach gehaltenen Zusammenfassung nicht allzu sehr täuschen. Bei Platoon to Hell handelt es sich um einen recht seltsamen Flick. Romano Scavolini wurde hauptsächlich durch den notorisch schmuddeligen Slasherfilm Nightmare (aka Nightmares in a Damaged Brain, 1981) bekannt und nimmt dessen Trash-Faktor mit hinüber ins Vietnamkriegs-Genre. Der Film ist wirklich blutig geraten und zeigt die schrecklichen Resultate aus den Begegnungen mit einigen Sprengfallen. Es gibt auch eine grafische Beinamputationsszene zu bestaunen, in der einer der Jungs, die das Absägen erledigen, seine Arbeit unterbrechen muss, während er sich über dem Bein erbricht. Daraufhin folgt eine Szene, in der sich der jetzt Bein lose Mann vor Schmerzen windet und die weibliche Geisel der Meinung ist, das Beste was sie jetzt für ihn tun könne, wäre ihn mit einem Handjob zu verwöhnen.

WIE BITTE!?! Ja, während dieser wirklich extrem bizarren Szene, holt sie ihm einen runter, ihr Vater sitzt weinend daneben und der Sohn hört einem der Soldaten zu, der über ein Geisterhaus schwafelt. Tatsächlich fasst diese Szene so ziemlich den gesamten Film zusammen, da Scavolini seinen Kuchen haben und ihn auch essen möchte. Er schenkt seinem Publikum Bilder mit denen er sich auf die Schrecken des Krieges konzentriert: ein Mann muss eine feindliche Frau mit einer Machete töten; der „schwarze“ Soldat (Jim Gaines) verliert irgendwann seinen Verstand und spricht jeden mit den Worten: „Yessssss, sirrrrrrr!“ an. Und dann gibt es noch die Sequenz, in der die verlassene Festung (in der unsere Helden Zuflucht suchen) in die Luft gejagt wird (mit einer wirklich beängstigend wirkenden Pyrotechnik). Scavolini konnte sich wohl nicht entscheiden, ob er Platoon oder doch lieber Rambo 2 imitieren wollte, also kopierte er gleich beide Filme.

Natürlich können die Bestrebungen bezüglich des Exploitation-Aspekts nicht die schrecklichen, von Scavolini begangenen Erzählfehler entschuldigen. Zum Beispiel: Wie konnte der Junge über die Geschehnisse bescheid wissen, die den Soldaten widerfahren sind, bevor sie seine Familie als Geiseln genommen haben und dies dann alles dem Reporter erzählen? Der Film ist voll von bizarrer Logik wie dieser. Einen weiteren großartigen Beweis dieser äußerst speziellen Art von Logik liefern die GIs, die von Captain Newport auf Schritt und Tritt überwacht werden. Man könnte eigentlich annehmen sie müssten klug genug sein, um das RIIIIIESIGE Ortungsgerät aus ihrer Tasche zu entfernen, sobald sie sich für eine Aufteilung der Gruppe entschieden haben? „Vielleicht wussten sie nicht, dass ein solches Gerät überhaupt vorhanden war“, könnte man sich in diesem Zusammenhang fragen. Nun, Scavolini ließ eine Dialogzeile einbauen, die Cecil verlauten lässt: „Verdammt, ich habe vergessen, das Ortungsgerät zu entsorgen.“ Bitte,WAS!?!

Unabhängig von diesen Fehlern erweist sich der Film als sehr genießbar und mutet schon beinahe hypnotisch an. Das Casting ist als ziemlich gelungen zu bezeichnen, mit besonderer Erwähnung von Baird Stafford, der den unvergesslichen Psychopathen in Nightmare verkörpert. Darüber hinaus wurden für den Flick einige erstaunliche Schauplätze gewählt und einiges an effizienten Produktionswerten aufgeboten. Das Set mit dem abgeschossenen Hubschrauber unterhalb eines Wasserfalls sieht sehr gelungen aus, während die Bambusbrücke, an der unsere Helden entlangklettern müssen, alles andere als stabil rüberkommt. Tatsächlich gibt es in diesem Film jede Menge beängstigende sowie äußerst gefährliche Situationen zu überstehen. Das explodierende Dorf lässt sogar die Schauspieler wirklich Angst vor den riesigen Explosionen haben. Selbst das arme kleine Kind rennt mit riesigen Feuerbällen an den Fersen herum. Das letzte Feuergefecht ist ebenfalls als verrückt zu beschreiben und beinhaltet eine Einstellung, bei der Monty nicht allzu glücklich aussieht, kurz bevor eine Rakete in dem Hubschrauber hochgeht, in dem er gerade sitzt. Würde man von Italienern, die auf den Philippinen Low-Budget-Kriegsfilme drehen, weniger erwarten!?

Bei Amazon bestellen

  • Seitenverhältnis: 4:3 – 1.33:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Romano Scavolini
  • Medienformat: Dolby, PAL, Surround-Sound, Breitbild
  • Laufzeit: 1 Stunde und 28 Minuten
  • Darsteller: Clive Woods, Baird Stafford, Robert Haufrecht, Clive Woods, Baird Stafford
  • Sprache: Deutsch (Mono)
  • Studio: CSG Computer Service Gallinnis GmbH

Bei Vinegar Syndrome bestellen

Regisseur: Romano Scavolini
Besetzung: Clive Wood, Baird Stafford, Robert Haufrecht, Peter Elich, Mike Monty, Jim Gaines, Robert Marius
1987 / 111 min / 2.39:1 / Englisch 2.0 Stereo

Extras und Besonderheiten:

  • Region Free Blu-ray
  • Newly scanned & restored in 4K from its 35mm interpositive
  • The Dogs of War (52 min) – an interview with writer/director Romano Scavolini
  • Accepting the Mission (8 min) – an interview with executive producer Arthur Schweitzer
  • Alternate Ending from the International version
  • Original theatrical trailer
  • Original video trailer
  • Original TV spot
  • Reversible sleeve artwork
  • Newly SDH subtitles

Die Screenshot stammen von Vinegar Syndrome

Derzeit leider nicht beim Film-Retro-Shop auf Lager

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert