Leben und Sterben in L.A.

Leben und Sterben in L.A. (To Live and Die in L.A.) ist ein Crime Thriller von William Friedkin (Sorcerer) aus dem Jahr 1985 mit William Petersen (C.S.I.) in der Hauptrolle.

Secret Service Agent Richard Chance (Petersen) ermittelt in Los Angeles in größeren und kleineren Kriminalfällen, für die die Bundesbehörde zuständig ist (mehr dazu hier). Als sein Partner Jim (Michael Greene), der kurz vor der Pensionierung steht, bei einer eigenmächtigen Ermittlung draußen in der Wüste tot aufgefunden wird, führt die Fährte zu dem Geldfälscher Eric Masters (Willem Dafoe). Chance setzt alles daran, ihn zur Strecke zu bringen. Zusammen mit dem Neuling John (John Pankow) macht er sich daran, verdeckt zu ermitteln und dem Gangster eine Falle zu stellen. Die Situation wird besonders brenzlig, als die beiden etwas waghalsigen Cops eigenhändig versuchen an Geld zu kommen um den geheimen Deal mit Masters durchzuziehen. Sie werden zur Zielscheibe und merken dass sie mit etwas wenig Feuerkraft in den Kampf gezogen sind…..

Was für ein Film. Die legendäre Verfolgungsjagd über die Los Angeles Autobahnen – und zwar gegen die Verkehrsrichtung – ist eine Glanzleistung des für immer meisterhaften Buddy Joe Hooker, Hollywoods famosester Autostunt-Fachmann. Es ist der Höhepunkt des Action-Feuerwerks, das der Film aufspannt, obwohl es kein wirklicher Actionfilm im klassischen Sinne ist. Vielmehr ist To Live and Die in L.A. ein energetischer, rasanter Thriller, bei dem der Gemütszustand des Adrenalin-Funkies Chance auf den Zuschauer übergeht.

Friedkins gefeierter 80er Krimi ist energetisch, er ist cool, er ist brutal, er ist auch sehr frustrierend, atmosphärisch und vor allem rasant. Angetrieben von typischer (zugegebener Maßen nerviger) 80er Musik von Wang Chung inszeniert er ein Katz-und-Maus Spiel vor der industriellen Kulisse der Millionenmetropole, dabei eher Long Beach und die Mojave Wüste als der Glanz und Glamour von Hollywood oder Beverly Hills – auch wenn Chance sich scheinbar ein Strandhaus in Malibu leisten kann. Naja, das waren auch die 80er. So ganz genau mit Recht und Gesetz scheint Chance es im Film ohnehin nicht ganz zu nehmen. Übrigens einige gute Nebenrollen, John Turturro, Debra Feuer, Dean Stockwell, Robert Downey Sr, runden die Cast ab.

Willem Dafoe ist ein würdiger Gegner von William Petersen. Die Charaktere der beiden gehen beide durchaus über Leichen um zu erreichen was sie wollen. Dabei ist Masters gar nicht so klassisch böse wie denkbar, immerhin scheint er sich teilweise eher als ruchloser Geschäftsmann und gescheiterter Künstler (eine etwas diabolische Hitler-Analogie des Exorzist-Machers) aufzuführen. Allemal sadistisch, aber er findet in Chance einen Herausforderer, der – wenn auch motiviert durch Rache an seinem Partner, alles daran setzt ihn zur Strecke zu bringen. Doch es wären nicht die düsteren 80er von William Friedkin, wenn das so einfach wäre.

Wunderbar allemal die visuelle Inszenierung (von Paris, Texas DP Bobby Müller) des ganzen, bei der sich Fans von cineastischen Großstadt-Opern (Michael Mann lässt grüßen) wohl fühlen dürften. Das von Smog und Abendsonne kupfergolden eingetauchte Los Angeles ist Friedkins Vorort zur Hölle, ein tödlicher Moloch aus Stahl und Blech, und gleichzeitig die Spielwiese der sportlichen Agenten, die gefühlt mit Auto und zu Fuß schnell mal die halbe Metropole zurück legen, und das ohne mit der Wimper zu zucken eben auch gerne mal entgegen der Fahrtrichtung. So gesehen ist To Live and Die in L.A. die coolste verdammte Geisterfahrer-Meldung der Kinogeschichte, und für mich einer der ganz ganz großen Großstadt-Krimis der Filmgeschichte. Petersen spielt einfach die coolste Socke, der Film macht Spaß, er hat “Punch” und verpasst einem einen ordentlichen Kick, der bis zum Abspann anhält.

Die BluRay von Capelight ist eine der Veröffentlichungen dieses Jahr, auf die ich mich am meisten gefreut hatte. Das Mediabook kann sich (wie immer) sehen lassen, das schöne Booklet mit dem sehr guten Text von Stefan Jung sollte man allerdings erst nach der Sichtung des Films lesen.

Man hat die Wahl zwischen zwei deutschen Tonspuren, einmal als DTS 2.0 und einmal DTS-HD MA 5.1, im letzteren Format ist auch das der Originaltonspur (getestet), Untertitel optional auf Deutsch oder Englisch. Besonders viel Surround-Sound sollte man sich hier nicht erwarten, aber die Spur kracht ordentlich, klingt dynamisch und man kann auch die Dialoge gut genug verstehen. Die Musik kommt erst richtig zur Geltung. Friedkin ist im Audiokommentar voll des Lobes auf die digitale Restauration dieses Films und ist der Meinung, dass die digitalen Versionen dann auch besser aussehen als die 35mm Prints damals. Wobei mir nicht klar ist ob der AK völlig neu ist oder schon für eine DVD existierte. Jedenfalls sieht der Film farblich wirklich klasse aus, bietet soliden Kontrast und Schärfe und bringt guten Film Look, auch wenn das digitale Rauschen teilweise sehr auffällig ist, mir ist da nicht immer ganz Wohl bei der Sache, ob das nun klassisches „Filmkorn“ ist, oder das DNR hier wild geworden alles noch etwas auffälliger macht. Jedenfalls sollte das Bild jeden umhauen der nicht gerade einen 35mm Projektor zuhause hat und eine Frische Kopie des Films (also niemand).

An Extras gibt es einen Audiokommentar von Friedkin, in dem er relativ unabhängig vom Geschehen der aktuellen Szene über das Entstehen und die Hintergründe des Films berichtet. Ein sehr informativer, motivierter und interessanter Audiokommentar von einem grandiosen Regisseur und Storyteller. Dann gibt es noch Making-of von MGM namens „Counterfeit World“ (29min) das maximal ein paar Jährchen alt ist, und auch seinen Namen verdient. Mit vielen Interviews wird man in die Hintergründe des Filmes eingeführt und man erfährt auch viel vom Dreh. Die Menge an tatsächlichen Szenen und Fotos vom Dreh sind zwar begrenzt aber ingesamt ergibt sich hier ein sehr gutes Bild vom Entstehen des Films, und für alles andere gibt es ja die restlichen Extras. Besonders wichtig sind hier noch einige tiefere Interviews, teilweise von Shout! Factory, mit Petersen („Taking a Chance“, 20min, sehr neu und sehr interessant), Dylan Brown („Doctor for a Day“, 8min, auch sehr neu, aber die Rolle war ja nur eine Minute im Bild), Debra Feuer („Renaissance Woman in L.A.“, 14min, auch neu und ziemlich interessant da es eine recht mysteriöse Rolle im Film ist, über die die restlichen Dokus und Interviews nur wenig Worte verlieren), Wang Chung („So in phase“, 12min, ich muss sagen, da ich die Musik nicht mag, fand ich das auch wenig interessant und nahm es zähneknirschend hin) und Buddy Joe Hooker („Wrong way“, 35min, nochmal zu den Verfolgungsjagden, meines Erachtens einer der wichtigsten Aspekte wenn man sich mit dem Dreh dieses Films beschäftigen will).

Hinzu kommen eine entfallene Szenen (2min Einführung und 2min Material) sowie das nicht verwendete, auf Bitten des Studios gedrehte, alternative Ende (2:30 mit Einführung und 6min Aufnahme, davon aber 4min Abspann), der Originaltrailer und der dt. Trailer. Auf der DVD ist der Film einmal noch in Matschauflösung für die HD-Verweigerungsfraktion (kleiner Scherz, aber wirklich... upgrade!).

Fazit: Zugreifen. Ein bahnbrechender Klassiker des 80er Kinos in gewohnt hochwertiger Aufbereitung von Capelight. Ich glaub ich muss den gleich nochmal sehen, die Extras machen einen immer so neugierig auf all die Details die einem nicht immer auffallen…

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Die BluRay wurde uns freundlicherweise von Capelight zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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