Lurking Fear

5 Jahre sitzt John Martense unschuldig im Gefängnis. Nach seiner Entlassung eröffnet ihm ein Bestattungsunternehmer ein unverhofftes Erbe. Auf einer Karte ist der Weg zu einem alten Friedhof beschrieben, der sich in der Nähe der US-Kleinstadt Lefferts Corner befindet. Dort wird er von einer Gruppe Einheimischer überrascht, die unter der Führung von Cathryn Farrell und Dr. Haggis den Gottesacker in die Luft sprengen will. Das kommt für John Martense ebenso ungünstig wie die drei Ganoven, die ebenfalls auf das Erbe scharf sind. Die Situation eskaliert, und grauenhafte Kreaturen kriechen langsam empor: Eine Nacht des Schreckens bricht an! (Wicked-Vision Media)

Von seinen Schreckensgeschichten über die Großen Alten bis zu seinen bibbernden Erzählungen über Wahnsinn und Geisteskrankheit kann man H.P. Lovecraft eigentlich nur lieben. Auch wenn man nicht alle seine Werke gelesen, jedoch eine recht repräsentative Anzahl seiner schrägen Geschichten genossen hat, bekommt man schon ein gutes Gefühl für seine Hauptthemen, seine gruseligen Welt-Entwicklungs-Entwürfe und seinen unverschämten Rassismus. Lurking Fear basiert auf einer Kurzgeschichte, die sich ganz auf Lovecrafts zentrales Thema konzentriert: die soziale Dekadenz (die bei Lovecraft den genetischen und kulturellen Verfall bedeutet, im Gegensatz zur Opulenz, wie man den Begriff heute benutzt). Das Original ist im größeren Kanon der Lovecraftian Werke eher enttäuschend, während es dem perennierenden Klassiker The Shadow Over Innsmouth sehr ähnelt. Diesmal nur an Land und mit unter der Erde lebenden, kannibalistischen Sub-Humans (wo hat man das nur schon früher mal gelesen!?), anstatt Fisch-Menschen. Irgendwie fühlt sich die Erzählung verwässert an, nicht extrem genug in jeder Hinsicht und überhaupt nicht schaurig. Diese kurze Abschweifung ist relevanter, als es zunächst scheint, denn der Film Lurking Fear von 1994 befindet sich von Anfang an, aufgrund der mittelmäßigen Natur des Ausgangsmaterials, auf einem eher trashigen Weg. Man kommt in diesem Zusammenhang nicht umhin sich zu fragen, warum so ein verhältnismäßig langweiliges Stück für eine Verfilmung gewählt wurde, obwohl die weitaus interessanteren The Call of Cthulhu oder The Colour Out of Space längst reif für eine Adaption waren (und immer noch sind!). Diesen Punkt weiter auszuführen lohnt sich jedoch nicht, da der Film sowieso nur sehr lose auf Lovecrafts Erzählung basiert. Trotzdem hätte die Geschichte der untergegangenen Martense-Familie durchaus ein erfolgreiches Stück Horror-Kino sein können. Was jedoch aus Lurking Fear geworden ist, kann man wohl am ehesten als eine Horror-Komödie in der Art von Armee der Finsternis oder Geschichten aus der Gruft: Ritter der Dämonen beschreiben. Sich dem Geiste dieser Streifen annähernd macht Lurking Fear schon Spaß, obwohl er weder so komisch noch so horrormäßig rüberkommt, wie einer dieser Filme.

Der Plot spielt im Jahr 1994, einer Zeit von acid-washed Jeans und Baggy Denim-Shirts, die man in besagte Jeans steckte. Unser Held John Martense wird frisch aus dem Gefängnis entlassen und weiß nicht wo er hingehen soll, doch sein Weg führt ihn zu einem Freund seines Vaters, einem kleinen Gauner namens Knaggs, der ein Beerdigungsinstitut führt. Knaggs eröffnet Martense, dass er und Martense Senior in einer kleinen Stadt namens Leffert’s Corners einst einen Haufen Geld in einem Grab versteckt haben. Daraufhin macht sich Martense auf nach LC und der arme Knaggs bekommt weiteren Besuch, doch diesmal von Martense Sr.’s ehemaligen Partnern, die auch an das Geld gelangen wollen. Was weder der junge Martense, noch die Kriminellen wissen: Leffert’s Corners ist eine Stadt, die viel mehr zu bieten hat als Cash-Leichen. Konflikt: etabliert! Dem glücklichen, gebildeten und gesegneten Publikum ist selbstverständlich längst bewusst: LC wird von unterirdischen, menschenfressenden Monstern heimgesucht. Natürlich fügt sich alles so zusammen, dass Martense in der Nacht in LC auftaucht, in der einige Einheimische planen die Monsterbrut mit Dynamit, weiteren Waffen und allerschlimmster Schauspielerei für immer zu vernichten. Unter der Führung von Cathryn, einer Frau, die von dem Wunsch getrieben wird ihre ermordete Schwester zu rächen, sowie Dr. Haggis (JeffreyRe-AnimatorCombs), verschanzt sich der unorganisierte Haufen von B-Schauspielern in der örtlichen Kirche, unter der das Ghoul-Nest liegt und plant die Nacht abzuwarten, um dann alles in die Luft zu blasen?! Was ist das für ein phänomenaler Plan!? Warum nicht tagsüber das gesamte Dynamit in das Loch werfen und dann weglaufen als wäre der Teufel hinter einem her? SOLCHE FRAGEN RUINIEREN FILME, IHR NARREN! Also lieber nicht stellen…

So kommt es also, dass Martense und die Gauner in der Kirche konvergieren sowie in einen Kampf mit den Monstern verwickelt werden. Es entwickelt sich einiges an dümmlichem Geplänkel und fürchterlich überzogen dargebotenen Einzeilern; eine Gruppe nimmt die andere Gruppe gefangen und anschließend kehrt sich das Ganze um. Martense schlägt sich schließlich auf die Seite der „Guten“, trotz seines schäbigen Hirten Aussehens und den oben genannten acid-washed Jeans. Die Ghouls töten selbstverständlich ein paar Leute und einige bringen sich gegenseitig um, der Bodycount bleibt allerdings trotzdem relativ niedrig und da es sich um einen ’90er Film handelt, gibt es auch einige schreckliche Explosionseffekte zu bestaunen! Lurking Fear ist einfach nur ein lächerlicher, lächerlicher Film, während man wohl behaupten kann, dass er in dieser Tatsache schwelgt. Als Komödie nicht lustig und als Horror nicht gruselig, doch zusammen genommen und mit dem Bonus der allgemein niedrigen Produktionswerte und fürchterlich schrecklichen Schauspielerei ist der Film als Ganzes überraschend angenehm zu konsumieren. Viele Szenen sind so schlecht, sodass sie schon wieder gut sind, zum Beispiel wenn der Verbrecher Pierce eine Leiche in Knaggs‘ Beerdigungsinstitut aufschneidet, um einen Haufen Koks aus dem Inneren zu bergen; oder wenn Martense den abgetrennten Arm eines Leichnams als Fackel benutzt. Angesichts der Tatsache, dass Lurking Fear keine Ansprüche an einen guten Film stellt, grübelt man nichtsdestotrotz immer noch über die Entscheidungen nach, die die Filmemacher getroffen haben. Warum den Schauplatz modernisieren, anstatt ihn in den frühen 20er Jahren zu belassen? Warum macht man die Hauptfigur zu einem Mitglied der Martense Familie, anstatt einen Außenseiter zu etablieren, der nicht mit den entarteten Ghouls verbunden ist? Warum wird das ganze Ding als endgültiger Kampf gegen die Monster inszeniert, anstatt die verzweifelte Suche nach der Wahrheit des Originals darzustellen? Alles egal, denn es gibt eine überflüssige Schlamm-Wrestling-Szene auf dem Friedhof zu verfolgen, die damit endet, dass Cathryn (Ashley Laurence, bekannt aus Hellraiser) auf eine Dynamitstange schießt, was wiederum eine Kette von Explosionen auslöst. Cathryn hechtet, in einer der misslungensten Choreographien überhaupt, ungefähr zwei Sekunden zu spät aus dem Weg, während die Explosionen irgendwie die Grabsteine in Brand setzen; im Regen wohlbemerkt. Der tote Cthulhu in R’lyeh hätte keinen herrlicheren Käse erträumen können!

Wicked-Vision Media bringt Lurking Fear als Nr. 1 im Rahmen ihrer neu gestarteten Full Moon Collection im Mediabook als BluRay- / DVD-Combo mit drei unterschiedlich limitierten, verschiedenen Cover-Motiven heraus. Über den Film lässt sich sicherlich wieder einmal diskutieren, über die Qualität der Veröffentlichung allerdings nicht. Das Bild präsentiert sich im 1,78:1 (1080p) Format und macht einen klasse Eindruck, während es beim Ton ebenso nichts zu meckern gibt. Hier stehen die deutsche und die englische Spur (DTS-HD Master Audio 5.1) zur Auswahl, wobei man deutsche Untertitel zuschalten kann. Die Extras bestehen aus einem 36-seitigen Booklet mit enorm informativem Text von Daniel Perée, sowie der Kurzgeschichte „Die lauernde Furcht“ von H.P. Lovecraft, diversen Trailern (Deutscher Trailer, US-Trailer, Alternativer Trailer) und einer Bildergalerie. Vervollständigt und veredelt werden die Boni durch einen Audiokommentar mit Regisseur C. Courtney Joyner (mit dt. und engl. Untertiteln), einen weiteren Audiokommentar mit Jörg Kopetz und Daniel Perée vom Wicked-Vision Magazin, geschnittene Szenen und dem Videozone-featurette: Hinter den Kulissen von „Lurking Fear“. Insgesamt eine sehr gelungene Mediabook-Edition, die für Fans aller Lovecraft Verfilmungen und Freunde des gepflegten Trash-Films ganz bestimmt interessant sein sollte.

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  • Darsteller: Paul Mantee, Ashley Laurence, Jon Finch, Blake Bailey, Jeffrey Combs
  • Regisseur(e): C. Courtney Joyner
  • Sprache: Deutsch (DTS HD 2.0 Stereo), Englisch (DTS HD 2.0 Stereo), Englisch (DTS-HD 5.1)
  • Untertitel: Deutsch, Englisch
  • Region: Alle Regionen
  • Bildseitenformat: 16:9 – 1.77:1
  • FSK: Nicht geprüft
  • Studio: Wicked-Vision Media
  • Produktionsjahr: 1994
  • Spieldauer: 76 Minuten

 

Dieses Mediabook sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision Media zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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