Das Haus an der Friedhofmauer / Quella villa accanto al cimitero / House by the Cemetery

Norman, ein junger Historiker, ist mit seiner Frau Lucy und seinem kleinen Sohn Bob von New York nach Boston umgezogen, um dort gewisse Forschungen weiterzuführen. Sein Vorgänger hatte dort Selbstmord begangen. Norman mietet ein Haus, welches ihm die Agentin Laura vermittelt. Seit dem Tode Petersons, der vorher dort wohnte, steht das Haus in einem schlechten Ruf. Nicht zuletzt auch, weil vor über hundert Jahren ein gewisser Dr. Freudenstein darin lebte und seitdem wirklich unheimliche Dinge geschehen. Der kleine Bob wiederholt täglich, dass er ein kleines Mädchen kenne und treffe, aber niemand hat es je gesehen. Und irgendetwas scheint auch im Keller des Hauses zu lauern! Stück für Stück kommt die Familie dem alten Geheimnis ihres Hauses näher. (X-Rated)

Ein junges Paar nutzt das derzeit unbewohnte Oak Mansion in Boston als Liebesnest, doch als das Mädchen nach ihrem Freund ruft, antwortet der nicht. Dafür gibt es auch einen guten Grund, wie sie bald feststellen muss, als sie ihn mit eingeschlagenem Kopf an einer Tür hängen sieht und als ob das nicht schon schlimm genug wäre, kommt der Täter mit einem Messer von Hinten auf sie zu, rammt es ihr in den Kopf und schleift die Leiche anschließend in den Keller. Einige Zeit später wird das Haus an den Psychiater Norman Boyle (Paolo Malco) und dessen Frau Lucy (Catriona MacColl) vermietet. Noch bevor sie dort einziehen sieht ihr kleiner Sohn Bob (Giovanni Frezza) auf einem Foto des Hauses ein junges Mädchen (Silvia Collatina), das ihn warnt er solle nicht an diesen Ort kommen.

Für viele Fans prägen Lucio Fulcis Horrorfilme und Thriller den italienischen Stil der siebziger und achtziger Jahre. Außerhalb seines Heimatlandes wurde er allerdings erst mit seinem von Zombie (Dawn of the Dead, 1978) inspirierten Woodoo – Die Schreckensinsel der Zombies (Zombie 2, 1979) zu einer wahren Berühmtheit. Seitdem spaltet er die Schocker-Enthusiasten in zwei Lager: das eine bewundert ihn für seine aufrichtige Huldigung von blutig übertriebenem Gore, während ihn das andere für einen lumpigen Lieferanten von billiger sowie kitschiger Routinearbeit mit einem fiesen Hang zur Frauenfeindlichkeit hält.

Man könnte teilweise für beide Seiten argumentieren, doch mit Das Haus an der Friedhofmauer hat Fulci einen seiner weniger anstößigen Horrorfilme geschaffen, wobei das jetzt nicht heißen soll, dass er hier auf die blutgetränkten set-pieces der vorherigen Filme seiner eher losen Trilogie, die außerdem aus Ein Zombie hing am Glockenseil (1980) und Die Geisterstadt der Zombies (1981) besteht, verzichtet hat. Als Co-Drehbuchautor ließ sich Fulci möglicherweise von Stanley Kubricks The Shining (1980) beeinflussen, da der kleine Bob über übersinnliche Kräfte verfügt.

Diese befähigen ihn nämlich mit einem aus der Vergangenheit stammenden jungen Mädchen namens Mae per Telepathie in Verbindung zu treten. Wie sich später herausstellt hat Mae auch mit dem mysteriösen Dr. Freudstein, Oak Mansions ursprünglichem Bewohner, zu tun. Dr. Freudstein hält sich währenddessen noch immer in dem Haus auf, denn dank kaum erklärter Experimente ist es ihm gelungen sein Leben auf eine unbestimmte Art und Weise zu verlängern, was ihn jedoch auch in einen mörderischen Wahnsinnigen verwandelt hat. Er ist also derjenige, der im Keller sein blutiges Unwesen treibt, allerdings nur zeitweise, denn wenn sich die Charaktere zu bestimmten Gelegenheiten dorthin wagen, gibt es nirgendwo eine Spur von ihm zu entdecken. Wohin verschwinden er und seine Opfer denn jedes Mal? Keine Ahnung aber Das Haus an der Friedhofmauer beschäftigt sich sowieso nicht mit so banalen Angelegenheiten, wie einer Handlung, die auch logischen Sinn ergibt.

In jedem anderen Genre würde dies einen Nachteil darstellen, doch hier im Bereich des Horrors erweist sich das Ganze als ein willkommener Bonus, da Fulci das, was ein gewöhnlicher Chiller hätte sein können, in ein – im wahrsten Sinne des Wortes – albtraumhaftes Werk verwandelt. Sicher, so etwas Elementares wie Logik wird vollkommen über den Haufen geworfen, doch gelingt es dem Film eine Atmosphäre echten Deliriums aufzubauen, die es wirklich in sich hat. Natürlich bewegt sich Das Haus an der Friedhofmauer währenddessen auf recht dünnem Eis und gestaltet sich zuweilen ein wenig „lächerlich“. Zum Beispiel, wenn das Kindermädchen mindestens einen Liter Blut vom Küchenboden aufwischt und Lucy diesen Vorgang für gegeben hinnimmt ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Sollte man sich nicht an solchen Dingen stören, so gestaltet sich der Film auf seltsame Art und Weise atmosphärisch dicht und ziemlich unterhaltsam. Das erfundene Zitat von Henry James am Ende setzt diesem grotesken Streifen dann noch die Krone auf. Walter Rizzatis Musik stellt hier einen enormen Pluspunkt dar.

Extras:

  • Audiokommentar von Dr. Gerd Naumann, Christopher Klaese und Marco Gessner
  • Audiokommentar von Filmhistoriker Troy Howarth
  • tenebrarum-Booklett von Martin Beine / Booklet von Pelle Felsch und Prof. Dr. Marcus Stiglegger
  • Videofeature von Prof. Dr. Marcus Stiglegger
  • Special mit Antonella Fulci
  • Special mit Massimo Antonello Geleng
  • Special mit Giorgio Mariuzzo
  • Special mit Gianetto de Rossi
  • Meet the Boyles: Interview mit Catrriona Maccoll und Paolo Malco
  • Children of the Night: Interview mit Giovanni Frezza und Silvia Collantina
  • Tales of Laura Gittleson: Interview mit Dagmar Lassander
  • A Haunted Ghost Story: Interview mit den Autoren Dadano Sacchetti und Elisa Briganti
  • Calling Dr. Freudstein: Interview mit Stephen Thrower
  • House Quake: Interview mit Autor Giorgio Mariuzzo
  • To build a better Death Trap: Interview mit Kameramann Sergio Salvati, Sepecial Make-up Effects Artist Maurizio Trani, Sepcial Effect Artist Gino de Rossi und Darsteller Giovanni de Nava
  • Interview mit Catriona MaColl
  • My time with terror: Interview mit Carlo de Mejo
  • Bonusszene
  • Deutscher Trailer
  • US Trailer
  • Italienischer Trailer
  • TV Spot
  • Werbematerial
  • Alter deutscher Vorspann
  • Alter deutscher Abspann

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Freigabe: ungeprüft
Fassung indiziert: Nein
Laufzeit: ca. 86 Min.
Verpackung: Mediabook
Bildformat: 2,35:1 (2160p)
Tonformat: Deutsch (Unbekannt 2.0 Mono), Englisch (Unbekannt 2.0 Mono), Italienisch (Unbekannt 2.0 Mono)
Untertitel: Deutsch, Englisch

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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