Policeman Luc Merenda / Il commissario Verrazzano / Deadly Chase / Play Cop

VHS – Edition

Luc Merenda ist der Policeman! „Der Baron“, Chef einer Buchmacher- und Waffenschieberbande, weiß, dass ihm Policeman Luc Merenda auf der Spur ist. Daraufhin versucht er, den Polizeimann auszuschalten. Auf sich allein gestellt, bleibt diesem nur noch eins: DAS SPIEL ZUR ERÖFFNUNG. (BB Video)

Kurzinhalt inkl. Spoiler !!!

Kommissar Verrazzano (Luc Merenda) – ein dynamischer junger Polizist mit einer Schwäche fürs Glücksspiel – erhält Besuch von der faszinierenden Giulia Medici (Janet Agren), der Besitzerin einer Kunstgalerie, die ihn bittet den Todesfall ihres Bruders Walter wieder aufzurollen, der vor ein paar Monaten etwas voreilig als Selbstmord zu den Akten gelegt worden war. Verrazzano beginnt im Glückspiel-Milieu herumzuschnüffeln und wird dabei vom Brigadier Baldelli (Giacomo Rizzo) unterstützt. Von seinem Vertrauten Civetta (Edmondo Tieghi) erfährt er, dass die Organisation derzeit von Alberto Volci (Isarco Ravaioli), „Dem Baron“, im Auftrag neuer Bosse geleitet wird, deren Identität unbekannt ist. Der Fall gestaltet sich allerdings noch komplizierter, als Cora Venier Verelli (María Baxa), Walters Witwe und inzwischen mit dem wohlhabenden Marco Verelli (Chris Avram) verheiratet, ihrerseits Verrazzano kontaktiert. Während der Polizist immer tiefer in das Mysterium eintaucht, versucht jemand ihn aufzuhalten, indem er zuerst seine Katze Ciro und dann seine Geliebte Rosy (Luciana Paluzzi) umbringt. Nach Rosys Tod von dem Fall abgezogen, findet Verrazzano heraus, dass Giulia und Verelli Geschäftspartner sind und bekommt von einer Tänzerin namens Giorgia (Patrizia Gori) aufschlussreiche Fotos zugespielt. Nachdem nun auch Cora von den Verbrechern entsorgt worden ist, stellt der Kommissar mit Civettas Hilfe (der dabei jedoch ums Leben kommt) Volci eine Falle. Nach einer Verfolgungsjagd durch Rom stehen sich Verrazzano und Volci in einem Vergnügungspark gegenüber, wobei Volci getötet wird. Es war Volci, der Medici ermordete und es wie einen Selbstmord aussehen ließ, doch die Anstifter waren Giulia und Marco, die sich als Liebespaar erweisen. Verrazzano schleicht sich in Verellis Haus und wartet dort auf die beiden Mörder. Verelli will Verrazzano gerade umbringen, wird aber von Giulia erschossen, die dem Kommissar somit das Leben rettet.

Der zweite der beiden Filme, die Franco Prosperi 1978 für den Produzenten Pino Burrichi drehte (der erste war La settima donna / Junge Mädchen zur Liebe gezwungen, der auch einige Monate zuvor herauskam), Policeman Luc Merenda, repräsentiert einen eigenartigen Hybriden, der sich trotz seines aggressiven italienischen Titels (der sich auf den gleichnamigen Kommissar konzentriert, so als würde es sich um den x-ten Maurizio Merli Klon handeln) doch tatsächlich vom hundertprozentigen poliziotteschi und dessen abgenutzten Schemata entfernt und sich der melancholischen, kontemplativen Ader des Film Noir nähert. Franco Bottaris Drehbuch bewegt sich auf typischem hard-boiled Territorium à la Raymond Chandler, als unser Protagonist Besuch von einer schönen Frau erhält, die ihn mit einem Fall beauftragt, der sich wie ein (zugegebenermaßen eher ermüdender) Krimi entfaltet – es gibt sogar einen Selbstmord in einem verschlossenen Raum zu untersuchen – inklusive der letztendlichen Aufklärung des Rätsels durch unseren Helden, der es sehr gut versteht diese in bestem Agatha Christie Stil zu verkünden. Dennoch kommt es auch zu ein paar guten Dialogzeilen während des ganzen Prozesses: „Es ist nicht einfach, reich zu sein“, seufzt Giulia (Janet Agren); „Wenn man arm ist, kann es auch zu Schwierigkeiten kommen.“ witzelt Verrazzano.

Der Kommissar des Titels repräsentiert einen hard-boiled Helden in Verkleidung, denn obwohl er Polizist ist, verbringt er seine Freizeit sehr gerne in illegalen Glücksspiellokalen sowie auf Rennbahnen, wobei ihn nur die Ergebnisse der Pferderennen interessieren und er sich als ein ziemlicher Frauenheld erweist. Policeman Luc Merenda stellt Luc Merenda – der hier weniger hölzern und entspannter rüberkommt, als in anderen Filmen dieser Zeit – eine Reihe von beeindruckenden weiblichen Äquivalenten gegenüber, von der elegant aussehenden Janet Agren bis zur Tänzerin Gloria Piedimonte, von der reifen Luciana Paluzzi bis zur sinnlichen Maria Baxa. Letztere erweist sich als die auffälligste aller Frauen, dank ihres denkwürdigen ersten Auftrittes, als sie oben ohne vor dem fassungslosen Verrazzano aus einem Swimmingpool auftaucht. Selbstverständlich haben sie und Merenda auch die obligatorische Liebesszene miteinander zu bestreiten.

Im Vergleich zu den von Gerechtigkeit besessenen Charakteren, die Merli verkörpert, ist Verrazzano als eine angenehmere Erscheinung zu beschreiben. Er ist aufmerksam und elegant, allerdings auch ziemlich schlampig (er vergisst sich zu rasieren und trägt seine Krawatte ständig ungebunden), während er die Gesellschaft seines persönlichen Harems genießt. Allerdings scheint er seiner Katze Ciro verbundener zu sein, genauso wie Philip Marlowe (Elliot Gould) in Robert Altmans The Long Goodbye (Der Tod kennt keine Wiederkehr von 1973 und Ray Lovelock in L’avvocato della mala / Gangbuster von 1977). Die Eröffnungssequenz spielt nämlich auf recht amüsante Art und Weise mit den Erwartungen des Publikums, wenn man hören kann, wie sich Verrazzano mit romantischem Gerede bei jemandem entschuldigt, den er wohl mitten in der Nacht versehentlich aufgeweckt hat, als er zu einer seiner Glücksspielrunden aufbrechen möchte, nur um herauszufinden, dass sich seine Worte an Ciro richten.

Prosperis Regieführung erweist sich wie immer als enorm professionell, wobei eine Szene – der Raubüberfall im Arbeitszimmer des Notars – aufgrund des bemerkenswerten Einsatzes von Handaufnahmen aus der Vogelperspektive an die Eröffnungssequenz aus Junge Mädchen zur Liebe gezwungen erinnert, wenn auch mit weniger beeindruckenden Ergebnissen. Luciana Paluzzis Todesszene – die abrupt und unerwartet inmitten einer vermeintlich romantischen Sequenz stattfindet, in der der Frau aus einem vorbeifahrenden Auto in den Kopf geschossen wird, während sie und Verrazzano sich auf einer Autobahn befinden – stellt ein weiteres Highlight dar. Einen eher seltsamen sowie beinahe surrealen Moment repräsentiert dagegen die Sequenz, in der Merenda (mit einem weißen Overall bekleidet) über einen Schießübungsplatz marschiert und auf sehr menschlich aussehende Puppen mit bleichen Gesichtern zielt, die sein Feuer sogar erwidern (das Ganze soll wohl computergesteuert erscheinen, in einem dieser naiven Augenblicke, die das geringe Wissen über Roboter und dergleichen aus dieser Zeit offenlegen).

Der offensichtlichste Unterschied zu den poliziotteschi besteht in der Sequenz, in der es Verrazzano gelingt eine Bande von Kriminellen aufzuhalten. Was ein paar Jahre zuvor zum Höhepunkt des Films geworden wäre, wird hier mit ein paar Zeitlupenaufnahmen und einer mittelmäßigen Verfolgungsjagd im Eiltempo abgehandelt. Allerdings muss dabei auch dem niedrigen Budget zumindest eine Teilschuld angerechnet werden, denn Pino Buricchi (ein ehemaliger Buchhalter, der zum Produzenten wurde) war definitiv zu den B-Film-Figuren zu zählen. Andere Szenen – wie die im Polizeibüro, in der Verrazzano eine Patronenkugel untersucht – kommen ebenfalls ziemlich ungleichmäßig rüber, während die kurze Sequenz in Nizza dringend benötigtes Touristenmaterial (und sich oben ohne sonnende Frauen) bereitstellt, um die Laufzeit zu verlängern. Mit seinem schlechten Abschneiden an den Kinokassen stellte Policeman Luc Merenda einen Beweis für Merendas schnellen kommerziellen Abstieg sowie den des Genres selbst dar und spielte sogar noch weniger als 500 Millionen Lire ein.

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  • Artikel-Nr.: V16399
  • Bildformat: 2,35:1
  • Spielzeit: ca. 82 Minuten
  • Sprache: Deutsch
  • TV-Norm: PAL
  • Zustand: guter bis sehr guter Zustand – Einleger
  • Herstellerinfos: BB Video
  • Tonformat Analog: Mono
  • Medium:
  • FSK-Logo:
https://www.youtube.com/watch?v=mkBacMdycNc

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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