Slaughter

Ex-Green-Beret Slaughter (Jim Brown) erfährt, dass seine Eltern durch eine Autobombe starben. Der Anschlag geht auf das Konto eines Gangstersyndikats, der Auftraggeber war ein gewisser Rinaldi. Slaughter will Vergeltung, am Flughafen kommt es zu einem Massaker. Doch mit seinem Rachefeldzug stört der Vietnamveteran langjährige Polizeiermittlungen, denn Rinaldi selbst war nur ein kleiner Fisch. Nun muss sich Slaughter mit dem Beamten Price (Cameron Mitchell) zusammentun und ihm helfen, die wahren Schuldigen zu fassen: den Oberboss Felice und dessen rechte Hand Hoffo (Rip Torn). Dazu muss sich Slaughter an Hoffos Freundin Ann (Stella Stevens) heranmachen… (Wicked-Vision)

„Slaughter’s gonna blow your mind! Slaughter does not waste his time!“ singt Keyboard-Ass Billy Preston zu Beginn des Streifens und bringt Slaughter damit sofort auf Hochtouren. Der Film ist zu den absurd unterhaltsamsten Blaxploitation-Flicks der siebziger Jahre zu zählen, in dem der titelgebende Ex-Green Beret (Jim Brown) seine Eltern durch eine Autobombe verliert, die vom Mob orchestriert wurde. Slaughters Rachefeldzug endet mit einem hohen Bodycount, doch sein Hauptziel, Mobster Dominic Hoffo (Rip Torn), flieht nach Südamerika. Glücklicherweise schickt der rassistische Finanzagent A.W. Price (Cameron Mitchell) unseren Helden nach Mexiko, um das geheime Verbrechersyndikat zu zerschlagen. Mafia-Chef Mario Felice (Norman Alfe) setzt Hoffos sexy Freundin Ann (Stella Stevens) auf Slaughter an, um ihn auszuspionieren, allerdings verliebt sie sich stattdessen in den großen Mann mit starkem Körperbau aber sanften Persönlichkeit. Es ist wohl mehr als unnötig zu erwähnen, dass dies Hoffo überhaupt nicht gefällt, weswegen zahlreiche Schlägereien, Schießereien und auch Sexszenen folgen.

Im Gegensatz zu vielen der schwarzen Actionhelden, die von der Blaxploitation-Welle ins Leben gerufen wurden, war Jim Brown bereits ein etablierter Star. Brown, ein ehemaliger American Football Profi, der weithin als einer der größten NFL-Spieler aller Zeiten gilt, gab sein Spielfilmdebut mit dem Western Rio Conchos (1964) und konnte auch eine bemerkenswerte Rolle im klassischen Kriegsfilm Das dreckige Dutzend (1967) ergattern. Hollywoods ersten interracialen Filmkuss teilte er mit Raquel Welch in 100 Gewehre (1969) und erschien als Hauptprotagonist in seinen eigenen Star-Vehikeln von Year of the Cricket (Kenner, 1967) bis El Condor (1970) und dem auf ungerechtfertigte Art und Weise wenig beachteten …tick… tick… tick… (1970). Man könnte durchaus die Meinung vertreten, dass Brown die beständigste aller schwarzen Action-Ikonen darstellt, da er in dem intensiven Drama Fingers (Finger – Zärtlich und brutal, 1978) einen denkwürdigen Auftritt hatte, sich in I’m Gonna Git You Sucka (Ghettobusters, 1988) selbst parodierte, eine Vorstellung von überraschendem Pathos ablieferte, während er außerirdische Invasoren in Mars Attacks (1996) verkloppte, in Original Gangstas (1996) ein beeindruckendes Comeback zusammen mit einer ganzen Reihe von Blaxploitation-Veteranen feierte und einen Chefcoach in Oliver Stones Footballdrama Any Given Sunday (An jedem verdammten Sonntag, 1999) spielte. Insgesamt eine ziemlich beeindruckende Karriere.

Nachdem Shaft (1971) den Blaxploitation-Ball ins Rollen gebracht hatte, nahmen die Drive-In Könige von American International Brown für dieses Non-Stop-Action-Fest unter Vertrag. In der Rolle des Slaughter, dem mürrischen Helden mit – sei man ehrlich – einem albernen Namen, treibt Brown den ganzen „shoot first, ask questions later“ Ethos, der von Shaft und Dirty Harry (1971) populär gemacht wurde, auf die Spitze. Es vergeht kaum ein Moment, ohne dass er jemanden verprügelt, tritt oder misshandelt, selbst Freunde wie sein Sidekick Harry (Don Gordon, dessen unglückliche Versuche bei den Frauen zu landen, lauwarmen comic relief bereitstellen) bleiben davon nicht verschont. Brown spielt Slaughter als jemanden, der anscheinend jede Chance genießt, sich prügeln zu können. Er bleibt sogar unbeeindruckt, als er erfährt, dass er einen unschuldigen Mann erschossen hat! Zweifellos machte ihn seine Einstellung, sich nichts vom „Weißen Mann“ gefallen zu lassen, bei einem städtischen Publikum beliebt, ebnete im Nachhinein jedoch auch den Weg für Karikaturen von wütenden „schwarzen“ Männern wie B.A. Baracus des A-Teams.

Browns Rolle ist zugegebenermaßen ziemlich eindimensional und idiomatisch angelegt worden, wobei seine muskulöse Präsenz eher zu einer Comicbuch-Parodie passt, die mit einer amüsanten Brise an makaberem Humor gewürzt wurde. Seine interraciale Romanze mit Stella Stevens sorgt für willkommene Freundlich- und Zärtlichkeit, ganz zu schweigen von einigen rassigen Szenen, die mehr von den beiden Stars enthüllen, als Fans erwarten würden, mit ironischem Subtext, wobei Slaughter eine versklavte weiße Frau emanzipiert. Stevens heizt den männlichen Zuschauern mit einer Reihe von aufschlussreichen Outfits ordentlich ein und legt eine recht lebhafte Präsenz an den Tag, obwohl die Rolle des Sex Kätzchens eine Verschwendung ihres beträchtlichen schauspielerischen Talents darstellt. Auf der anderen Seite zog die arme Marlene Clark den kürzeren Strohhalm und musste sich mit einer vergleichsweise blöden Nebenrolle zufrieden geben. Ihr Charakter bleibt schlecht definiert und leidet darunter, nackt aus Slaughters Hotelzimmer geworfen zu werden (“Get your skinny ass out of here!”).

Starrett, dessen Exploitation-Output als eher uneinheitlich zu bezeichnen ist, arbeitet mit einem seltsam inkonsistenten Regiestil, der von raffinierten Sequenzen bis hin zu Inszenierungen direkt aus einer Seifenoper wechselt und außerdem von schwachen Tonaufnahmen und gelegentlich verwirrender Nachbearbeitung beeinträchtigt wird. Trotz seiner desorientierten Tendenz, sich bei mehreren Actionszenen für extreme Fischaugenobjektive zu entscheiden, sorgen die set pieces (einschließlich einer klimatischen, energiegeladenen Verfolgungsjagd) dafür, dass dieser Film als weitaus lebendiger beschrieben werden kann als Shaft. Sollte man nach purer Action suchen, Slaughter liefert auf beeindruckende Art und Weise ab. Geht es einem eher um Logik und Nuancen, so sollte man sich einen anderen Film anschauen. Die letzten Worte seien Billy Preston überlassen: “My advice to you is this. If you shoot at him, brother, do not miss!” Right on !!!

Wicked-Vision veröffentlicht Slaughter als Nummer 01 ihrer Black Cinema Collection in einer Scanavo BD-Box (Blu-Ray und DVD) inkl. Sammelschuber, der auf 1.500 Stück limitiert ist. Bild (16:9 – 1.85:1; 16:9 – 1.77:1) und Ton (Deutsch + Englisch Dolby Digital 2.0 Mono) bewegen sich auf ziemlich hohem Niveau, da kann man sich absolut nicht beschweren. Besonders, wenn man den Streifen bis jetzt nur in einer abgenudelten und leicht geschnittenen VHS-Version mit deutschem Ton gesehen hat. Deutsche oder englische Untertitel können zugeschaltet werden. Insgesamt handelt es sich bei Slaughter wieder einmal um eine äußerst gelungene Edition mit nettem und interessantem sowie umfangreichem Bonusmaterial, die bei Liebhabern und Freunden von Blaxploitation-Filmen enorm gut ankommen sollte.

Extras:
• hochwertiger matter Sammelschuber mit Druckveredelung
• 24-seitiges Booklet mit einem Essay von Christoph N. Kellerbach
• Audiokommentar mit Dr. Gerd Naumann und Christopher Klaese
• Featurette: „Der Gangster als stilbewusster Antiheld“ mit PD Dr. Andreas Rauscher
• Deutscher Kinovorspann
• Originaltrailer
• Bildergalerie

Slaughter bildet den Auftakt der Black Cinema Collection. Eine zehnteilige Reihe, die dem Zuschauer einen Einblick in jene Phase der Kinogeschichte gibt, in der die schwarze Popkultur zu einem globalen Phänomen wurde und den Zeitgeist massiv prägte.

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.85:1, 16:9 – 1.77:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Starrett, Jack
  • Laufzeit: 1 Stunde und 32 Minuten
  • Darsteller: Brown, Jim, Stevens, Stella, Torn, Rip, Mitchell, Cameron, Gordon, Don
  • Untertitel: Deutsch
  • Sprache: Deutsch (Dolby Digital 2.0 Mono), Englisch (Dolby Digital 2.0 Mono)
  • Studio: Wicked Vision Distribution GmbH

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Diese Edition sowie das Bildmaterial (teilweise) wurde uns freundlicherweise von Wicked-Vision zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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