Sugar Hill

Sugar HillSugar Hill

Wer Harlem betritt, unterschreibt sein eigenes Todesurteil. Korruption, Gewalt, Verbrechen und der Kampf ums Überleben sind an der Tagesordnung – und nichts bringt soviel Geld wie das illegale Geschäft mit den Drogen. Schon als Junge wusste Roemello (Wesley Snipes) was er wollte: Die Straße, das Viertel, die Macht – und Rache. Rache dafür, dass seine Eltern Opfer eines Milieus wurden, das vom stärksten Clan der Stadt geprägt ist. Die Männer, nach deren Vorbild er zu dem wurde was er heute ist, warten nur auf die Gelegenheit, mit ihm und seinem Bruder abzurechnen… (filmArt)

Sugar Hill

Der Film beginnt mit einer Serie von Bildern des urbanen Lebens im Sugar Hill Bezirk von Harlem. Da diese Bilder aber alle in schwarz/weiß gehalten und die darauf abgebildeten Menschen allesamt glücklich zu sein und aus der Mittelklasse zu kommen scheinen, erkennt man schnell, dass es sich hier um Eindrücke aus der Vergangenheit handelt. Als nächstes lernen wir unsere beiden „Helden“ Raynathan und Romoello Skuggs kennen, die als Kinder mitansehen müssen wie sich ihre Mutter eine Überdosis Heroin spritzt und vor ihren Augen daran stirbt. Obwohl sie ein Junkie war hat die Mutter ihren Söhnen immer nur das Beste gewünscht, doch als wir in die Gegenwart wechseln verkündet Romoellos Stimme aus dem Hintergrund die bittere Wahrheit: “Der Junge den Du geliebt hast, ist zu dem Mann geworden den Du gefürchtet hast.“ Roemello (Wesley Snipes) und Raynathan (Michael Wright) kontrollieren den Drogenhandel in ihrem Bezirk und „genießen“ ein Leben mit exquisiter Kleidung und teuren Autos. In noblen Restaurants sind die besten Plätze für sie reserviert. Doch die Dinge beginnen sich zu verändern, als der lokale Mafioso Gus (Abe Vigoda) einem neuen Dealer (Ernie Hudson) Einzug in ihr Revier gewährt. Roemello will nicht nur daraufhin aus dem Geschäft aussteigen, sondern auch, weil er miterleben muß wie neben seiner Mutter auch sein Vater (Clarence Williams III), der einst ein talentierter Musiker gewesen ist, nach und nach an den Drogen zugrunde geht. Raynathan, der weniger intelligente aber emotionalere der beiden Brüder, ist allerdings fest entschlossen ihr Revier mit Waffengewalt zu verteidigen. In einem Nebenplot geht es um eine Liebesgeschichte zwischen Roemello und einer wunderschönen Frau (Theresa Randle), die sich in ihn verliebt aber nicht mit der Art wie er sein Geld verdient einverstanden ist.

Sugar Hill

Sugar Hill erinnert ein bisschen an New Jack City (beide Filme wurden von Barry Michael Cooper geschrieben), wobei ersterer in seinen besten Szenen etwas cleverer und reifer als der moderne Blaxploitation-Klassiker von Mario Van Peebles wirkt. Während sich New Jack City weitestgehend auf eine Cops-vs-Gangsters Geschichte beschränkt, erscheint Sugar Hill sehr viel komplexer zu sein. Es gibt kein Gesetz in Sugar Hill, höchstens das Gesetz der Straße und somit das des Stärkeren. Snipes‘ Roemello herrscht über die Stadt wie ein Gott und hält dabei das Schicksal von Tausenden in seiner Hand. Regisseur Leon Ichaso übertreibt es etwas, um dies auf den Punkt zu bringen. Snipes ist ständig auf Dächern und Veranden zu sehen, überall dort von wo aus er sein „Königreich“ überschauen und „regieren“ kann. Als visuelle Metapher ist dies zwar effektiv, wird aber manchmal ein wenig zu sehr ausgewalzt, was im Widerspruch zu Snipes‘ wundervoll verinnerlichten Vorstellung steht, die genug Verstand besitzt, um den Film tragen zu können. Sein Roemello ist das Ego zu der Identität von New Jack City’s Nino Brown.

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Durch die Bereitschaft des Skripts die Action zu drosseln, um die Charaktere Geschichten erzählen zu lassen, gibt es erstaunlich viele Szenen, die durch hervorragende schauspielerische Leistungen akzentuiert sind. Clarence Williams III als der ausgebrannte Vater zum Beispiel ist einfach unglaublich in seiner Darstellung und die Geschichte, die er Raynathan erzählt bevor er sich einen „Schuß“ setzt ist ein wahrer show-stopper. Auch Vigoda als gealteter Mafioso bringt eine klasse Leistung und hält einen tollen Monolog in dem er sich erinnert wie schön Harlem früher einmal war. Michael Wright’s Raynathan entwickelt sich während des Films. Zunächst erscheint seine Schauspielerei zu manisch, doch als man erkennt, dass dies nur ein Cover dafür ist wie sehr er von seinem Bruder abhängig ist, gewinnt sie an Tiefe und Wright trägt den Film für die letzten 20 Minuten.

Sugar Hill

Insgesamt läuft Sugar Hill mit über zwei Stunden etwas zu lang und der Plot hat auch einige verwirrende Momente zu bieten. Zum Beispiel die Geschichte um Ernie Hudson’s Ex-Boxer oder die Auftritte einiger Mobsters, deren Rollen nie vollständig erklärt werden. Theresa Randle hat auch eine sehr seltsame und eher zufällige Begegnung mit einem Basketball-Star (Vondie CurtisHalle), die im Skript aus symbolischen Gründen aufzutauchen scheint aber irgendwie nicht richtig in den Film passt. Im Großen und Ganzen funktioniert Sugar Hill aber trotzdem sehr gut für mich. Vielleicht gerade wegen der konsequenten Aura der Melancholie, die den gesamten Film ausfüllt. Im Gegensatz zu New Jack City ist Sugar Hill nicht schrill, sondern düster.

Sugar Hill

FilmArt ist mit Sugar Hill ein toller Auftakt zu ihrer neuen Cine Selection gelungen. Das Mediabook ist recht schön gestaltet, die technische Qualität der DVD auf gewohnt hohem Niveau und das Booklet von Oliver Nöding ansprechend verfasst. Ich freue mich schon darauf die Nummer 2 der Cine Selection zu rezensieren!

Sugar Hill

Bildformat: 1,85:1 (anamorph)
Sprachen: Deutsch (2.0 Stereo) & Englisch (2.0 Surround)
Laufzeit: ca. 118 Minuten
Untertitel: Deutsch
FSK: 16
Extras:
– Original Kinotrailer
– Booklet mit einer ausführlichen Filmanalyse von Oliver Nöding
– Digital Remastered & erstmals mit dem englischen Originalton!
– ERSTAUFLAGE IM MEDIABOOK – LIMITIERT AUF 1.000Stk.!

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Diese DVD wurde freundlicherweise von filmArt zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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