Zum Krepieren befohlen / Giugno ’44 – Sbarcheremo in Normandia / Commando Attack

VHS – Edition

Ein amerikanischer Kommando-Trupp wird kurz vor der alliierten Offensive 1944 in der Normandie abgesetzt. Der Auftrag: Einen deutschen Armee-Sender, der die Ladung verraten könnte, zum Schweigen zu bringen… (VPS-Video)

Nach dem großen internationalen Erfolg von Robert Aldrichs The Dirty Dozen (Das dreckige Dutzend, 1967) begannen italienische und spanische Regisseure sehr ähnlich aussehende Actionfilme herauszubringen. Zum Krepieren befohlen ist wahrscheinlich zu den schlechtesten Kommandofilmen der späten 60er Jahre zu zählen, der sich nur durch die Anwesenheit der Bildschirmlegende Michael Rennie (!) und einer hervorragenden Musik von Bruno Nicolai auszeichnet. Ein amerikanisches Kommando hat drei Tage Zeit, um einen in der Normandie versteckten Radiosender zu lokalisieren sowie zu zerstören. Das „Kommando“ besteht allesamt aus Freiwilligen, meistens Außenseitern und Exzentrikern, die sofort an den Bodensatz des berühmten Dirty Dozen erinnern.

Regisseur León Klimovsky scheint bei keinem Aspekt seines Films viel Wert auf Genauigkeit zu legen. Er möchte einfach nur genügend Action abliefern, um jeden bluthungrigen Zuschauer zufrieden stellen zu können, und Das dreckige Dutzend imitieren, um so schnell wie möglich viel Geld zu verdienen. Die Amerikaner tragen „falsche“ NATO-Uniformen, das einzig Richtige daran sind die Helme. Ein Offizier trägt eine blaue Nachkriegsuniform der Luftwaffe, obwohl die amerikanische Luftwaffe bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht als unabhängiger Zweig der Streitkräfte existierte. Amerikaner sowie Deutsche sind gleichermaßen mit modernen Waffen ausgerüstet, darunter Maschinenpistolen der Marke Beretta und G3-Sturmgewehre.

Bei einem actionbasierten Film geht man normalerweise davon aus, der Regisseur würde zumindest sicherstellen, dass seine Kampfszenen ordentlich choreographiert sind und somit anständig aussehen. Klimovsky ignoriert stattdessen jeglichen Realismus. Die Amerikaner wandern durch die französische Landschaft, töten Dutzende deutscher Soldaten (die auf bequeme Art und Weise immer dann auftauchen, wenn das Tempo droht nachzulassen) und sprengen ein paar Panzer, andere Kettenfahrzeuge und Lastwagen in die Luft! Während das deutsche Gebietskommando nicht bemerkt, dass feindliche Einheiten auf ihrem Territorium gelandet sind? Die deutschen Soldaten werden als völlig inkompetent dargestellt, die ihre Waffen scheinbar nicht ziehen, abfeuern, geschweige denn zielen können und sich einfach von wesentlich kleineren und unzureichend ausgerüsteten sowie bewaffneten alliierten Truppen niedermähen lassen.

Was ein klimatisches Ende sein sollte, verwandelt sich in ein unverschämtes Das dreckige Dutzend Rip-Off, wenn das Kommando ein riesiges französisches Schloss in einem Kettenfahrzeug angreift, den Ort zusammenballert und Horden von heranstürmenden deutschen Soldaten tötet. Diese Sequenz zeigt wahrscheinlich die ungewollt witzigsten Szenen des Films, die erste ist die Aufnahme eines explodierenden animierten (!) Schlosses und die zweite ist eine Szene eines deutschen Soldaten, der an der Kamera vorbeirennt, Körper in Flammen und vor Qual schreiend – doch das Feuer sieht einfach nur künstlich aus, wobei der Schrei nicht vorgetäuschter klingen könnte. Die gesamte Einstellung kommt enorm unnatürlich rüber. Der Film soll eigentlich im besetzten Frankreich spielen, doch wo sind die Kopfsteinpflasterdörfer und französischen Bauern, die den größten Teil der Normandie ausmachen? Wie in Umberto Lenzis La legione dei dannati (Die zum Teufel gehen, 1969, mit Curd Jürgens und Wolfgang Preiss) wandern unsere Helden durch eine verlassene Landschaft, die von Steinbrüchen nur so übersät ist. Es ist offensichtlich, dass der gesamte Film in Spanien gedreht wurde und das Ganze hier nicht wie das besetzte Frankreich aussieht.

Die Charaktere sind schlecht entwickelt. Der Kommandoführer ist Sgt. Blynn (Michael Rennie, La battaglia di El Alamein / Königstiger vor El Alamein), der sich doch tatsächlich selbst ernst zu nehmen scheint. Er muss einige Zeilen aufsagen, die sich mächtig anhören sollen und die er mit Überzeugung zum Besten gibt, trotz der Abgeschmacktheit der Umgebung. Seine Vorstellung während der letzten Aufnahmen erweist sich als vollkommen überzogen und sollte für reine unbeabsichtigte Heiterkeit nicht verpasst werden. Bob Sullivan – ein europäisches Pseudonym, das man keinem Schauspieler zuordnen kann – sowie Guido Lollobrigida, Aldo Sambrell, Juan Luis Gagliardo und Jose Manuel Martin zeigen gute Leistungen, können aber aufgrund des schwachen Drehbuchs nie viel ausrichten. Der Schnitt ist als schlecht zu bezeichnen, die Regieführung als nicht optimal und die Szenerie als schwach. Action-Sequenzen wurden schlecht gedreht und schlecht inszeniert, während kein menschliches Drama vorhanden ist, was dies ausgleichen könnte. Bruno Nicolais großartige Musik ist das einzig Gute an diesem Streifen, abgesehen von einer aufrichtigen Leistung Michael Rennies. Regisseur Klimovsky sollte es bald darauf mit Hora cero: Operación Rommel (Panzerschlacht an der Marne, 1969) viel besser machen.

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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