Der Werwolf / El retorno del Hombre Lobo / The Night of the Werewolf

Im Mittelalter versammeln sich ein Henker und seine Scharfrichter in einer prachtvollen Burg, um einer Hexe mittels Hinrichtung die Kräfte zu nehmen. Auch ihren Freund und dessen Helfer verschont der Henker nicht und alle drei verlieren ihr Leben vor den Augen einer blutgierigen Meute. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts übernimmt ein Erbe eines alten Adelsgeschlechts die Burg und findet in dem alten Gemäuer geheime Aufzeichnungen über einen mittelalterlichen Hexen-Prozess. Er stellt den Fund einer Universität für Archäologie zur Verfügung, die umgehend drei Studenten für weitere Nachforschungen entsendet. Die Studentin Maria wird von einem düsteren Zauber gefangen und verliebt sich in den Burgherren, doch sie ahnt nicht, dass dieser unbewusst das Erbe des hingerichteten Hexenmeisters in sich trägt. Jede Nacht verwandelt sich sein Körper in einen Werwolf, durstig nach Menschenblut und nicht mehr in der Lage, gegen das Böse anzukämpfen. Getrieben durch den inneren Zwang, das Grab der getöteten Hexe zu finden, um sie zu neuem Leben zu erwecken, durchstreift er die Nacht im Blutrausch und will um jeden Preis die Herrschaft des Bösen in der gesamten Welt erzwingen. (Subkultur Entertainment)

Im Ungarn des 16. Jahrhunderts wird die berüchtigte Gräfin Elisabeth Bathory zusammen mit ihren Gefolgsleuten (darunter der polnische Adlige Waldemar Daninsky aka Paul Naschy, der als Werwolf angeklagt ist) zum Tode verurteilt. Im zeitgenössischen Rom planen drei junge Frauen nach Ungarn zu reisen, um die Grabstätte der Gräfin Bathory zu erforschen – die Leiterin der Gruppe Erika bespricht den Plan mit ihrem Professor, der schockiert feststellen muss, dass sie sich überhaupt nicht für die historischen Aspekte interessiert, denn bei Erika handelt es sich um eine schwarze Hexe, die Bathory von den Toten auferwecken will. Als die Mädchen in den Karpaten ankommen, haben Grabräuber gerade erst versucht ein silbernes Kreuz aus einem Grab zu stehlen, nur um dabei einen Werwolf wieder zum „Leben“ zu erwecken und auf der Stelle von diesem getötet zu werden. Bei dem Werwolf handelt es sich selbstverständlich um den frisch restaurierten Waldemar Daninsky, der den Mädchen zu Hilfe eilt, als sie von einer Gruppe örtlicher Diebe überfallen werden. Nachdem er die Verbrecher mit seiner Armbrust in die ewigen Jagdgründe geschickt hat, lädt er die Mädchen zu sich auf sein Schloss ein, wo er sich von Erikas Plänen gestört fühlt, die, nachdem sie das Grab der Gräfin ausfindig gemacht hat, sofort mit den Ritualen beginnt, um das Böse auf die Welt los zu lassen.

Nach dem Niedergang des Euro-Horrors Mitte der 70er Jahre begann Paul Naschy damit sich an einer Reihe von dunklen Filmen zu versuchen, in denen er seinen Mangel an Glauben an die Menschheit sondierte, kehrte jedoch Anfang der 80er Jahre aufgrund eines Produktionsvertrags mit seinem Freund Masurao Takeda (der beträchtliche japanische Mittel für die Produktionen sichern konnte) zum Horrorfilm zurück. Naschy brachte seinen legendären Wolf nach sechsjähriger Abwesenheit wieder auf die Leinwand zurück, indem er sein eigenes Drehbuch von La noche de Walpurgis (Nacht der Vampire, 1971) für diesen Film adaptierte und ihm den Titel El retorno del Hombre Lobo (Die Rückkehr des Werwolfs) verpasste.

Die Geschichte beginnt auf vollkommen typische Art und Weise mit einem Rückblick auf eine hexenjägerartige Exekution der Hauptfiguren – eine Idee, die auf Mario Bavas La maschera del demonio (Die Stunde, wenn Dracula kommt, 1960) zurückzuführen ist und von Naschy des Öfteren verwendet wurde (einschließlich El espanto surge de la tumba / Blutmesse für den Teufel und El Retorno de Walpurgis / Die Todeskralle des grausamen Wolfes, beide von 1973) – bevor er in die Moderne überspringt, obwohl Naschy (wie bei den meisten seiner Drehbücher) den Film in einer sehr ländlichen Gegend spielen lässt, die eine Atmosphäre der klassischen Gothic-Ära versprüht. Die Handlung gestaltet sich nicht allzu detailliert, allerdings detailliert genug, um den Film in einem guten Tempo zu halten und viele Vampir- sowie Werwolf Angriffe stattfinden zu lassen, die sich zu einem sehr effektiven (wenn schon nicht gerade unerwarteten) Höhepunkt zusammenspitzen. Das ursprüngliche Drehbuch von Nacht der Vampire litt unter einer Reihe von klaffenden und ziemlich ablenkenden Handlungslöchern, doch Naschy gibt sich hier sehr viel Mühe, um dem Streifen einen reibungslosen Flow zu verleihen. Allerdings überrascht es schon enorm (angesichts der Ära, in der der Film gedreht wurde), dass sich El retorno del Hombre Lobo mit den Ausbeutungselementen, insbesondere den Sexszenen, ziemlich stark zurückhält und obwohl der rote Lebenssaft fließt, können sich die blutigen Effekte sicherlich nicht mit den zeitgenössischen italienischen Produktionen messen.

Optisch ist der Film als ein echter Leckerbissen zu beschreiben. Paul Naschy übernahm bei dieser Produktion gleich mehrere Aufgaben und führte u.a. zum ersten Mal Regie bei einem seiner Werwolf-Filme. Er badet den Streifen in wunderschönem Licht und tollen visuellen Effekten, die wirklich dazu beitragen, der Produktion eine richtige Gothic-Atmosphäre zu verleihen, die dem Besten von Mario Bava und Terence Fisher schon recht nahe kommt. Die Vampir- und Werwolf-Effekte sehen sehr gut aus, wobei der Film eine wundervolle, lange Werwolf-Verwandlungssequenz zu bieten hat, die die berühmte Szene aus American Werewolf (1981) vorausdatiert (obwohl hier die erstaunlichen Rick Baker-Effekte selbstverständlich fehlen). Allerdings werden die alten Universal-Horror-Timelapse-Verwandlungssequenzen für den Rest des Films vollkommen überbeansprucht, was den Flow des Streifens vernichtend verlangsamen lässt. Eine Verwandlungssequenz wäre als Hommage an die Lon Chaney Filme akzeptabel gewesen, doch diese Sequenzen werden gleich mehrmals verwendet, sogar inmitten von ansonsten schnell ablaufenden Szenen. Die Musik, bestehend aus einer Vielzahl von Library-Tracks, wurde gut ausgewählt, einige Tracks erinnern an die James Bernard Hammer-Partituren, während die Anfangs- und Schlusskredits unter einigen absurd optimistischen Melodien laufen, die wahrscheinlich wieder eine Hommage an Nacht der Vampire darstellen sollen.

Naschy befindet sich hier in sehr prächtiger Form (seine Schauspielerei hat sich sogar seit seinen beliebten Auftritten aus den 70er Jahren erheblich weiterentwickelt), wobei er sowohl als menschlicher Waldemar, als auch als animalischer Werwolf stark aufspielt. Viele Schauspieler aus Naschys früherem El carnaval de las bestias (Human Beasts, 1980) sind auch hier wieder an Board, darunter die schöne Azucena Hernández als Karen, Silvia Aguilar, die als böse Erika sehr überzeugend rüberkommt und Julia Saly in einer recht anspruchsvollen Rolle als Gräfin Elisabeth Bathory. Night of the Werewolf repräsentiert mehr als nur eine Hommage an die klassischen Gothic-Horrorfilme der 60er und 70er Jahre, er stellt eine echte Konkurrenz zu ihnen dar – Naschy würzt den Film mit erstaunlicher Bildsprache und Atmosphäre, die ihresgleichen suchen. Obwohl das Drehbuch viele Ideen von Nacht der Vampire wieder aufgreift, gestaltet es sich glücklicherweise doch genügend anders, um interessanter und erfolgreicher zu sein, als einige der anderen „originellen“ Horrorfilme, an denen er mitgearbeitet hat. El retorno del Hombre Lobo zählt sicherlich zu den besten Paul Naschy Filmen und kann allen klassischen Horror-Fans wärmstens empfohlen werden.

Subkultur Entertainment spendiert diesem Paul Naschy Flick eine tolle Blu-Ray Veröffentlichung, die als limitierte Edition (500 Stück) sowohl unzensiert, als auch ungeschnitten daher kommt. Das Bild wird uns im 1.78:1 (1080p / 23.976fps / AVC) Format präsentiert, ist sehr gut restauriert worden und lässt kaum Raum für Beschwerden. Der Ton bietet mit der deutschen und der spanischen zwei Spuren (DTS-HD MA 1.0), die beide angenehm zu hören sind. Hierfür können deutsche Untertitel zugeschaltet werden. Als Extras beinhaltet die Edition eine Bildergalerie, einen Trailer, Deleted Scenes und englische Credits. Die tolle Veröffentlichung hat außerdem noch ein Wendecover zu bieten. Jeder Euro-Horror Liebhaber und Paul Naschy Fan sollte sie in seiner Sammlung haben!

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  • Seitenverhältnis: 16:9 – 1.77:1, 16:9 – 1.78:1
  • Alterseinstufung: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Regisseur: Naschy, Paul
  • Laufzeit: 1 Stunde und 33 Minuten
  • Darsteller: Naschy, Paul, Aguilar, Silvia, Hernandez, Azucena, Saly, Julia, Alcon, Pilar
  • Untertitel: Deutsch
  • Sprache: Deutsch (PCM Mono), Spanisch (PCM Mono)
  • Studio: Subkultur Entertainment

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Die Screenshots stammen nicht von dieser Edition !!!

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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