Die fliegende Guillotine 2 / Can ku da ci sha / Palace Carnage

China leidet unter der Herrschaft des brutalen und gnadenlosen Kaisers Yung Cheng. Dank einer fast unbesiegbaren Waffe, der fliegenden Guillotine, gelingt es ihm immer wieder, unliebsame Feinde aus dem Weg zu räumen. Eine Gruppe von Helden lässt sich davon jedoch nicht beirren und sammelt sich zum finalen Schlag gegen den Kaiser. Jener hat jedoch seine tödliche Wunderwaffe bereits weiterentwickeln lassen und so manch ein Kopf wird von den Schultern gerissen werden, bevor der blutige Showdown bevorsteht. (Shock Entertainment)

Oberflächlich betrachtet scheint Die fliegende Guillotine 2 nichts falsch machen zu können. Es handelt sich dabei um eine Fortsetzung von Ho Meng-Huas Riesenerfolg Die fliegende Guillotine (ebenfalls einer seiner besten Filme) von 1975, in der Ti Lung die Hauptrolle spielt, während sich Kang Cheng (immer beeindruckend und zuverlässig) und Shan Hua (ein weniger erfahrener Regisseur, aber einer, der sich mit der Herstellung von lustigen Filmen auskennt, siehe: Zhong guo chao ren / Invasion aus dem Inneren der Erde, 1975) für die Regie verantwortlich zeichnen. Beim Betrachten von Palace Carnage erkennt man jedoch recht bald, dass alle diese Elemente sehr deutlich voneinander getrennt sind und nicht genau so zusammenarbeiten, wie sie eigentlich sollten. Eine ordentliche Geschichte sowie „unser Star“ Ti Lung sind kaum vorhanden, wobei der Film eindeutig mit vielen Produktionsproblemen behaftet war. Kang Chengs entschlossener, starker Stil scheint überall ein wenig durch, der Großteil des Films entspricht jedoch ganz offensichtlich nicht seinen üblichen Standards. Anscheinend hat Cheng die Dreharbeiten auf halbem Weg verlassen, ebenso wie die Stars des Originalfilms – Chen Kuan-Tai und Liu Wu-Chi. Shan Hua und Ti Lung kamen als Ersatz an Board, um zu retten, was noch zu retten war.

Die kaum vorhandene Geschichte von Die fliegende Guillotine 2 lässt sich darauf reduzieren: Der Kaiser (Ku Feng) ist immer noch hinter Ma Tang (Ti Lung) her, doch er muss die fliegende Guillotine verbessern lassen, da Ma Tang einen Weg gefunden hat, die tödliche Waffe besiegen zu können. Währenddessen infiltriert die Tochter eines kaiserlichen Beamten, Na Lan (Shih Szu), die kaiserliche Akademie der fliegenden Guillotinen, um die Blaupausen der schrecklichen Waffe für Ma Tang zu stehlen. Die Handlung des gesamten Films lässt sich im Wesentlichen also in zwei Sätzen zusammenfassen. Die Imperialen wollen die Rebellen vernichten, während sich die Rebellen verschwören, um die korrupten Beamten zu bekämpfen. Das ist wirklich schon alles. Ma Tang hält sich im Hintergrund der Ereignisse auch meistens außerhalb des Bildschirms auf, sodass der Film weder eine Geschichte noch einen Haupthelden hat. Was in Ordnung gehen würde, wenn es jemanden gäbe, der seinen Platz einnimmt. Na Lan tut das zwar irgendwie, der Streifen konzentriert sich jedoch mehr auf den Kaiser und seine Schergen, als auf alles andere.

Was Die fliegende Guillotine 2 vor einer vollkommenen Katastrophe bewahrt, ist die Tatsache, dass der Streifen auf jeden Fall trotzdem noch Spaß macht (vorausgesetzt, man hat sich bereits in den Filmstil der Shaw Brothers verliebt). Die Innovationen sowohl für die fliegende Guillotine als auch für ihre Gegenwaffe gestalten sich recht interessant und einzigartig. Trotz des ansonsten schlechten Drehbuchs sind die Charaktere gut definiert worden und verdienen es eigentlich in einem besseren, vollständigeren Film aufzutauchen. Shih Szus Arbeit kann man normalerweise immer zu schätzen wissen und wie ihre Figur hier (zusammen mit einer Schar ihrer Freundinnen) den Umgang mit der neuen Guillotine erlernt, ist wirklich gut gelungen und unterscheidet den Film von anderen. Ihre extravaganten lila Kostüme tragen enorm zu ihrem Charme bei. Das wichtigste Element, das den Film über Wasser hält, ist allerdings seine Aktion.

Die von Tang Chia choreografierte Aktion in Die fliegende Guillotine 2 ist als ausgezeichnet zu beschreiben. Das bedeutet nicht, dass die Qualität nicht wie beim Rest des Films variiert (das zweiminütige Ende in Zeitlupe ist schon ein bisschen übertrieben), doch im Großen und Ganzen handelt es sich um großartigen Martial Arts Stoff. Alles, was mit Ti Lung zu tun hat, kann als erstklassige Waffenarbeit für diese Zeit bezeichnet werden, besonders während des langen Finales. Das ist nämlich in mehrere Stufen, Waffen und Kämpfer eingeteilt und beinhaltet eine fantastische Hand-zu-Hand Konfrontation zwischen Ti Lung und Ku Feng. Tang kann seiner Fantasie in diesem Film beinahe freien Lauf lassen, da er sich tief in Wuxia-Territorium wagt, auf das der Originalfilm nur hingewiesen hatte. Man könnte sich vorstellen, dass dies auf den Erfolg aller Chor Yuen-Filme zurückzuführen ist, die das Wuxia-Genre wiederbelebten, doch es sind keine konkreten Beweise dafür vorhanden. Die fliegende Guillotine 2 ist zwar kein großartiger Film, es handelt sich jedoch um eine actionreiche Fortsetzung, die es trotz all ihrer Fehler bestens versteht zu unterhalten. Vermutlich wird der Film bei der zweiten Betrachtung besser gefallen, wenn man keinen vollständigen Ti Lung Film erwartet. Als erster Shaw Brothers Film des Jahres 1978, repräsentiert der Flick sehr wahrscheinlich nicht das beste Debüt, doch das geht in Ordnung. Shaw veröffentlichte in diesem Jahr noch 20 weitere Kampfkunstfilme, darunter einige der besten und wertvollsten Klassiker des Genres. Zum Beispiel: Die 36 Kammern der Shaolin, Das blutige Schwert der Rache, Die unbesiegbaren Fünf, Das Höllentor der Shaolin, Vier gnadenlose Rächer und Der Schrei des gelben Adlers.

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  • Seitenverhältnis : 16:9 – 2.35:1
  • Alterseinstufung : Nicht geprüft
  • Regisseur : Kang, Cheng, Shan, Hua
  • Medienformat : Breitbild
  • Laufzeit : 1 Stunde und 32 Minuten
  • Darsteller : Lieh, Lo, Feng, Ku, Hung, Wei, Lung, Ti, Szu, Shih
  • Untertitel: : Deutsch
  • Studio : Shock Entertainment

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Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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