Ein Stossgebet für drei Kanonen / Professionisti per un massacro / Los Profesionales De La Muerte / Red Blood Yellow Gold

Ein Major der Südstaatenarmee, Lloyd, hat eine Ladung Gold in seinen Besitz gebracht, mit dem General Sibley Waffen und Munition kaufen wollte. Mit seinen Männern flieht Lloyd zur mexikanischen Grenze. Sibley befiehlt daraufhin drei zum Tode verurteilten Soldaten sich auf die Spur der Diebe zu begeben. Sollte ihnen die Gefangennahme Loyds und die Wiederbeschaffung des Goldes gelingen, würde das Todesurteil aufgehoben. Erschwert wird die Aufgabe der drei Männer durch das Eingreifen der mexikanischen Banditen um ihren Anführer El Primero, in deren Hände die kostbare Fracht fällt. (Explosive Media)

Ex-Prediger Tim Dooley (George Hilton), Pferdedieb Fidel Ramirez (George Martin) und Gentleman-Gauner Chattanooga Jim (Edd Byrnes) sind drei Kriminelle, die sich während des Bürgerkriegs den Reihen der Südstaaten angeschlossen haben. Beim Verkauf von gestohlenen Waffen an die Union wird das Trio auf frischer Tat ertappt und soll durch ein Erschießungskommando exekutiert werden. Allerdings rettet ihnen General Sibley (Carlo Gentili) in letzter Minute das Leben und bietet ihnen die Chance sich rehabilitieren zu können, indem sie ein Vermögen in Gold aufspüren, das der verräterische Major Loyd (Gerard Herter) gestohlen hat und sich damit auf dem Weg nach Mexiko befindet. Unter der Aufsicht (schließlich sind sie immer noch „Gefangene“) des konföderierten Offiziers Tennessee Logan (Milo Quesada) nehmen sie die Verfolgung auf, doch es gibt verschiedene Konkurrenten im Kampf um das Gold, darunter eine Horde ebenso gemeiner wie hässlicher Mexikaner.

Genauso wie Ammazzali tutti e torna solo (Töte alle und kehr allein zurück, 1968) und Una ragione per vivere e una per morire (Sie verkaufen den Tod, 1972) basiert dieser Film auf der Prämisse von Robert Aldrichs Das dreckige Dutzend (1967), wurde aber auch gleichermaßen von Sergio Leones Il buono, il brutto, il cattivo (Zwei glorreiche Halunken, 1966) sowie Enzo G. Castellaris Vado… l’ammazzo e torno (Leg ihn um, Django, 1967) beeinflusst. Ein Stossgebet für drei Kanonen erweist sich als ein pikareskes Abenteuer vor dem Hintergrund des Amerikanischen Bürgerkriegs, das eine bunte Mischung aus ironischem Humor und gewalttätiger Action sowie ein paar Schauspieler aus Castellaris Film übernommen hat. Einige hinzugefügte Horrorelemente und drei Frauen von seltener Hässlichkeit verleihen dem Film gelegentlich ein ungraziöses, beinahe absonderliches Aussehen, so als hätte kein geringerer als Hieronymus Bosch höchstselbst das Casting und die Kostümgestaltung übernommen.

Manche Liebhaber meinen bei Ein Stossgebet für drei Kanonen würde es sich um Nando Ciceros besten Western handeln, doch da sind wir anderer Meinung. Der Film scheint zwar alle wichtigen Italo-Western Zutaten zu beinhalten, doch irgendwie möchte hier kein richtiger Funke überspringen. Die ersten fünfzehn Minuten – in denen das Trio seine verbrecherischen Tricks vorführt, während die soldatischen Kameraden gerade versuchen den Feind abzuwehren – bereiten noch etwas Spaß, doch danach verliert der Film recht schnell seinen Fokus. Immerhin gibt es ein paar vereinzelt gute Momente zu „bestaunen“, doch der Humor gleitet zu oft in Slapstick ab (vor allem während der Schlägereien), während sich die Gewalt einfach zu extrem gestaltet, um in diesem Kontext funktionieren zu können. In einer Szene wird zum Beispiel eine junge Frau mit dem Anblick ihrer toten Familienmitglieder (inklusive Kinder) konfrontiert, die von Major Loyd und seiner Bande von Halsabschneidern auf brutalste Art und Weise abgeschlachtet wurden. Diese Szene ist als außergewöhnlich gut sowie kraftvoll zu bezeichnen, doch unserer bescheidenen Meinung nach kann man eine solche Sequenz nicht mit Kneipenschlägereien im Stile von Continuavano a chiamarlo Trinità (Vier Fäuste für ein Halleluja, 1971) vermischen.

Letztendlich ist das jedoch alles Geschmackssache, denn der Film mag zwar inkonsistent sein, doch er ist nie langweilig und auf jeden Fall als extravagant zu beschreiben. Dank Francisco Marins Kinematographie sieht er echt klasse aus und auch die gute Besetzung lädt zum Jubeln ein, wobei George Hilton als „entmachteter“ Priester sowie Sprengstoffexperte brilliert und George Martin mit einem Haarschnitt im mexikanischen Stil verunstaltet worden ist. Edd „Kookie“ Byrnes (77-Sunset-Strip, 1958 – 1964) spielt genauso gut wie in seinen weiteren Italo-Western Auftritten, während Gerard Herter seinen Major Loyd wie einen dieser abscheulichen Spaghetti-Western Bösewichte anlegt, die er im Laufe seiner Karriere zuhauf porträtiert hat.

José Bodalo behauptet sich in dieser Sammlung von Kuriositäten ganz gut als ältester Sohn einer verdorbenen Familie mexikanischer Banditen, angeführt von niemand geringerem als Bloody Mama. Und dann hält sich hartnäckig das Gerücht, dass Sylvester Stallone an dieser Produktion beteiligt gewesen sei. Einige Leute behaupten er habe hier eine kleine Rolle gespielt (als Soldat), während andere sagen, er habe den Streifen mit produziert (auf dem Cover einer französischen DVD wird er als einer der Produzenten aufgeführt). Das alles scheint sehr unwahrscheinlich zu sein, doch andererseits: Woher kommen diese Gerüchte?

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1, 16:9 – 1.77:1
Alterseinstufung:‎ Freigegeben ab 16 Jahren
Regisseur:‎ Cicero, Nando
Laufzeit: 1 Stunde und 32 Minuten
Darsteller: Hilton, George, Byrnes, Edd, Quesada, Milo, Randall, Monica, Herter, Gerard
Sprachen: Deutsch, Spanisch, Italienisch, Englisch
Untertitel: Deutsch, Englisch
Studio: Explosive Media

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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