Fahr zur Hölle, Gringo / Al infierno gringo / Land Raiders / The Day of the Landgrabber

Vince Carden (Telly Savalas) hasst die Indianer und macht sich als Großgrundbesitzer die Ländereien zu eigen, von denen er sie vertrieben hat. Die Regierung schickt die Kavallerie, um die Gegend zu befrieden; als Carden erfährt, dass der Plan besteht, dem Stamm eine Reservation zur Verfügung zu stellen, intensiviert er seine mörderischen Unternehmungen; einen von ihm unternommener Postkutschenüberfall schiebt er den Indianern in die Schuhe. Als der lange abwesende Bruder von Vince, Paul (George Maharis), nach Hause zurückkehrt, entbrennt eine in früheren Jahren entstandene Rivalität um eine gemeinsam Bewunderte wieder. Sie tun sich jedoch zusammen, um die Siedler am Forge River vor einem Angriff der Apachen zu bewahren. Dann stehen sie sich in einem Duell gegenüber. (Explosive Media)

Bei Fahr zur Hölle, Gringo handelt es sich um einen billig produzierten amerikanischen Western, der in Europa gedreht worden ist. In seiner Heimat wurde er ungefähr zur gleichen Zeit wie Butch Cassidy and the Sundance Kid (Zwei Banditen), The Wild Bunch – Sie kannten kein Gesetz und Little Big Man veröffentlicht, weswegen er daher weitgehend unbeachtet blieb. In Europa versuchte der Film auf den Zug der Italo-Western aufzuspringen, konnte aber auch in Übersee keinen richtigen Eindruck hinterlassen. Die Rolle des Bösewichts übernimmt Telly Savalas, der in den kommenden Jahren zu einer festen Größe in Spät- und Pseudo-Italos werden sollte.

Er spielt einen Landbaron mexikanischer Abstammung, dessen Geburtsname Vincente Cardenas ist, er ihn aber in Vince Carden umgeändert hat, weil er sich von seinen mexikanischen Wurzel entfernen und als ein echter „Gringo“ erkannt werden möchte. Außerdem will er mit aller Macht die Grenzregion von Apachen befreien und setzt deshalb für jeden ihm gebrachten Skalp ein Kopfgeld aus. Sein Bruder Paolo (George Maharis) ist vor Jahren von zu Hause geflohen, nachdem er für den Tod seiner Verlobten Luisa (Jocelyn Lane) verantwortlich gemacht wurde, die das Kind eines anderen Mannes in sich trug. Der unschuldige Paolo kehrt nun jedoch in seine Heimatstadt zurück, um sich mit seinem sterbenskranken Vater zu versöhnen sowie seine mexikanische Herkunft anzuerkennen. Die beiden Brüder sind sich allerdings nicht grün und als Vince versucht einen Krieg zwischen den „Weißen“ und den „Roten“ zu provozieren – indem er einen Angriff auf die Postkutsche organisiert und die Apachen dafür verantwortlich macht – kommt es zu einem gewalttätigen Höhepunkt.

Fahr zur Hölle, Gringo hat eine recht umfangreiche, von Rückblenden geprägte Geschichte und jede Menge brutale Action zu bieten; wird also so gut wie nie langweilig, doch wie den meisten dieser hybridartigen Western aus den späten 60ern und frühen 70ern mangelt es ihm doch ziemlich an Authentizität. Regisseur Nathan H. Juran und einige Schauspieler seiner Besetzung arbeiteten hauptsächlich fürs Fernsehen (Maharis ist vor allem als Buzz Murdock aus der Fernsehserie Route 66 bekannt), was erklären könnte warum Land Raiders weitgehend wie ein Fernsehfilm aussieht, auch wenn dieser mit Prisen von recht grober Gewalt gewürzt worden ist, einschließlich Skalpierungen und einem blutig brutalen Überfall auf ein Indianerdorf. Hier und da wurde sogenanntes Stock-Footage-Material eingefügt, um den Eindruck einer Großproduktion zu erwecken, doch der Effekt ist eher als kontraproduktiv zu beschreiben.

Telly Savalas als einen Mann mexikanischer Abstammung zu akzeptieren, fällt schon ziemlich schwer, aber als fieser Schurke kommt er schon sehr gut rüber. Außerdem gestaltet es sich etwas schwierig Savalas und Maharis als Brüder anzusehen (Kain und Abel im Wilden Westen, oder wie!?), da sie hier aus vollkommen unterschiedlichen Welten zu stammen scheinen, im wirklichen Leben aber ironischerweise beide griechischer Herkunft waren. Fahr zur Hölle, Gringo ist als eine eintönige Angelegenheit zu bezeichnen. Die meisten Plot-Elemente – wie etwa Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppierungen und Identitätsprobleme – werden nur angeschnitten und nie wirklich ausführlich behandelt, während die meisten Handlungsstränge unterentwickelt wirken, was zu einem eher unzusammenhängenden Ganzen führt. Der Film hat zwar schöne Musik von Bruno Nicolai und ein paar bekannte europäische Gesichter zu bieten (u.a. Fernando Rey als Priester), doch wirkliche Italo-Western-Atmosphäre will nicht aufkommen. Wer diese Art von Filmen jedoch fies und brutal mag, könnte eventuell dennoch interessiert sein.

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Regisseur: Juran, Nathan
Laufzeit: 1 Stunde und 41 Minuten
Darsteller:‎ Savalas, Telly, Maharis, George, Dahl, Arlene, Landgard, Janet, Rolfe, Guy
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Sprache: ‎Deutsch (PCM2 .0), Englisch (PCM2 .0)
Studio: ‎Explosive Media

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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