Ronin

Ronin

Ronin ist ein Actionthriller von John Frankenheimer aus dem Jahr 1998. Worum es geht: Der mysteriöse Sam (Robert de Niro), der etwas stille Besorger Vincent (Jean Reno), der Hacker Gregor (Stellan Skarsgard), der Ex-Soldat Spence (Sean Bean) und der Fahrer Larry (Skipp Sudduth) werden von der geheimnisvollen Deirdre (Natascha McElhone) für einen Coup angeheuert. Sie dürfen wenig wissen, stellen keine Fragen und werden gut bezahlt. Profis. Sie sollen einen Koffer entwenden den der Russische Ganove Mikhi (Feodor Atkine) mit sich herumträgt. Schon bei der Vorbereitung des Coups, wo es unter anderem darum geht, die richtigen Waffen zu besorgen und die Gegend zu scouten, wird Spence rausgeworfen. Als der Coup dann steigt, geht alles schief: Verrat. Eine blutige Verfolgungsjadt entbrennt, bei der sie letztlich den Koffer sichern, überleben und den Verräter stellen müssen… um dann wieder zu verschwinden. Die Finger mitten drin: der IRA Strippenzieher Seamus (Jonathan Pryce).

Ronin

Mit dem Film Ronin verbindet mich eine interessante Erinnerung, es war nämlich eine der ersten DVDs die ich besaß. Damals, als wir noch alle super enthusiastisch wegen des Formats waren: MGM brachte damals regulär seine Filme mit vielen Untertitel und Tonspuren heraus und der Film hatte sogar das Feature der verschiedenen anwählbaren Kameraperspektiven. Das gibt es heute gar nicht mehr, da es sich als Gimmick entpuppte, das niemand wirklich nutzte oder breaucht. Aber die Ronin DVD damals hatte das. Ich habe diese sogar in der Schule für ein Referat genutzt bei der es um die Vorstellung des Formats DVD ging. Boah ist das lange her, und etwa genauso lange auch vermutlich, seitdem ich den Film das letzte mal gesehen habe.

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John Frankenheimer (The Train) lieferte mit Ronin kein zweites Heat ab, und auch kein French Connection II oder The Challenge, andere Filme für die er bekannt ist. Ronin ist eher ein Aufguss alter euro-Thriller im Stil von Melville. Ziel war es einen klassischen Euro-Gangsterthriller zu machen, komplett mit der dazugehörigen Melancholie, Coolness und zeitgenössischen Props sowie Locations. Das hat auch zum Ergebnis dass der Film wirklich sehr nach den 90ern aussieht, sind doch die Autos, Gegenstände, Technologien und Themen sehr stark in dieser Dekade verankert.

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Das hat auch einen guten Grund. Der Film spielt in der post-Mauerfall Zeit und die Ronin des Films sind die von Geheimdiensten geschassten alten Schergen die in der neuen Zeit so nicht mehr gebraucht werden. Ihre alten Herren sind entweder entmachtet oder haben anderes im Sinn. Dabei ist der Film eher unpolitisch, gleichwohl erkennt man die Zusammenhänge mit dem Nordirland-Konflikt und der kalte Krieg wirft auch noch lange Schatten. Das alles ist aber nur Kulisse, denn der Film ist eher eine Charakterstudie und ein Actionthriller.

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Für ersteres half David Mamet (Heist) der hier unter Pseudonym wohl ein wenig das Drehbuch frisiert hat. Seine Handschrift ist sehr stark erkennbar, vor allem in den Memetismen gepfefferten Dialogen und den Kniffen und Wendungen der Story. Der stille Geheimdienstler (de Niro), der sich mit ihm anfreundende Franzose (Reno), der wortkarge Fahrer (Sudduth), der großmaulige Ex-Soldat (Bean), der deutsche Hacker (Skarsgard) und die irische Planerin (McElhone), alles sehr ausgefeilte Persona die hier aufeinandertreffen ohne dass sie jeweils viel über einander wissen, und den Zuschauenden geht es ähnlich. Das klappt in dem Film erstaunlich gut, lässt aber das Ende etwas stark konstruiert wirken.

Für zweiteres werden die Verfolgungsjagden kurzerhand zum Markenkern des Films. Sie sind ebenfalls im Stil alter europäischer Actionfilme gemacht: keine Effekt, keine getuneten Boliden, sparsame Schnitte, und viel Realismus: da geht alles mögliche Kaputte und wie es in der Realität auch wäre, kommen viele unschuldige dabei zu Schaden. Diese realistischen Verfolgungsjagden in europäischen Settings, mit Hollywood-untypischen europäischen Automarken statt Rennautos, das sieht man später bei Besson oder den Bourne Filmen und vielen anderen wieder, war aber erstmal fürs Publikum ungewohnt. Das funktioniert insgesamt sehr gut und ist hohe Actionfilm-kunst, nur die Schießereien finde ich rückblickend betrachtet etwas schlecht gemacht.

Ronin

Ronin erschien im Sommer in den USA bereits als 4K UltraHD BluRay, nun legt Capelight hierzulande nach. Man hat die Wahl zwischen einem 3-Disc Mediabook incl. BluRay und einem 2-Disc Steelbook (UHD und Bonus Disc), beides wird ab 7. Dezember beim Label direkt erhältlich sein und neben der UHD auch eine reguläre BluRay sowie eine Disc mit Extras enthalten. Im Januar dann überall.

Das Bild (UHD getestet) sieht sehr gut aus. Zwar erhält das zugrundeliegende Material den „kühlen“ MGM-Look der 70er bis 2000 Jahre (der von manchen Firmen im Wege der Restauration auch oft wärmere Farbbalance spendiert bekommen hat um moderne Sehgewohnheiten zu treffen, aber das ist eine andere Geschichte), sieht aber im Vergleich zu früheren Auswertungen eben viel höher aufgelöst und von Farben, Texturen und Kontrasten her dem Film viel näher aus. Es fehlt das letzte Stück Schärfe aber die meisten Szenen sehen spitze aus. Der Film ist kühl, wirkt kühl und kennt auch wenig helle und farbenfreudige Momente, daher ist es gut, dass hier Kontraste funktionieren und diverse Grau-, Braun-, Schwarz- und Blautöne von der Farbspanne der HDR/DolbyVision Präsentation profitieren können. Der Film sah noch nie so gut aus und kann hierüber vieles an technischer Finesse ausspielen.

Der Ton (Englisch getestet) klingt ebenfalls gut, aber nicht überragend. Was zudem auffällt ist, dass das Sound Design schlicht nicht ausgezeichnet ist und man hier in Kombination mit dem hochaufgelösten Bild auch sieht wie unzureichend das teilweise auch ist, nicht zuletzt bei Schießereien. Die Dialogverständlichkeit ist auch nur gut, aber nicht sehr gut. Insgesamt rummst es ordentlich und die vielen eher ruhigen Teile des Films klingen dennoch ansprechend, aber unterm Strich war nicht komplett happy. Deutsch ist auch mit dabei, beide Spuren als 5.1 Variante, bei denen sich der Raumklang aber einigermaßen in Grenzen hält. Es gibt optionale deutsche Untertitel und auch Englische, steht aber nicht auf dem Cover (wohl aber im Menü; und das gilt für UHD und BluRay).

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Zu den Extras. Auf der UHD ebenso wie auf der regulären BluRay findet man den Audiokommentar mit Frankenheimer, den Kinotrailer, sowie den internationalen Trailer. Den Audiokommentar kannte man schon von der DVD und der ist recht aufschlussreich was Entstehen, Dreh und Erfahrungen des Films anbelangt. Frankenheimer ist nicht der größte Entertainer aber man kann bei Liebe zum Film viel aus diesem Kommentar ziehen, nicht zuletzt wenn man sich z.B. für die Verfolgungsjagden interessiert, die Autos und vieles mehr.

Die Bonus-BluRay letztlich enthält eine Reihe von Dreingaben die auch schon auf der DVD enthalten waren. „The Ronin Cutting Room“ (18:56) ist ein Featurette mit Interviews zum Schnitt und der Post-Production des Films. Bei „The Driving of Ronin“ (15:29) geht es logischerweise um die Verfolgungsjagten und Autostunts. An der Stelle sei gesagt dass es für die Extras hier auch Untertitel gibt. „Composing the Ronin Score“ (11:52) beschäftigt sich mit dem Score des Films. „Natascha Mc Elhone – An Actor’s Process“ (14min) ist ein Interview mit ihr, die den Film in weiten Teilen durchaus auch tragen muss, vor allem am Anfang, während ihre Figur später dann eher in den Hintergrund tritt. Through the lens“ (17:57) ist ein Making-Of das sich mit der Kamerarbeit beschäftigt. „The Venice Film Festival Interviews“ (20:43) sind diverse Interviews, von denen sich einige oder Teile davon auch bzw. zusätzlich in Featurettes wiederfinden. Dort wurden die kompletten Interviews also gemacht. „Ronin – Filming in the Fast Lane“ (17:45) ist ein Behind the Scenes Featurette mit vielen Interviews und Aufnahmen vom Dreh. Dann gibt es noch ein alternatives Ende (1:49) und hinzu kommt ein eingeklebtes 24-seitiges Booklet das einen ganz okayen Aufsatz zum Film enthält, aber keine acht Seiten Text umfasst letztlich.

Diese Veröffentlichung wurde uns zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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