Sartana – Bete um Deinen Tod / … Se incontri Sartana prega per la tua morte / If You Meet Sartana … Pray for Your Death

Sartana - Bete um Deinen TodZwei betrügerische Bankiers einer Kleinstadt im Westen beauftragen eine Bande von Mexikanern, einen Goldtransport zu überfallen, setzen aber gleichzeitig den Killer Lasky und seine Männer auf die Mexikaner an. Da taucht ein schwarzgewandeter mysteriöser Fremder namens SARTANA auf, der sein Kommen stets mit der traurigen Melodie einer Spieluhr ankündigt. Auch er ist auf der Jagd nach dem Gold und versteht es geschickt, die unterschiedlichen Parteien gegeneinander auszuspielen und dafür zu sorgen, dass es dem Bestattungsunternehmer nicht langweilig wird… (Colosseo Film)

Sartana - Bete um Deinen Tod

Mit günstigsten Mitteln umgesetzt, wurde Sartana – Bete um Deinen Tod einer der lukrativsten und einflussreichsten Vorstöße in der Geschichte des Spaghetti-Western. Der Film trieb die Industrie in Richtung eines eher ironischen Ansatzes des Genres (der bald zu Parodie und Slapstick wurde), präsentiert den charismatischen (und rätselhaften) schwarz gekleideten Antihelden Sartana und multiplizierte das Gehalt seines Stars um einen Faktor von zehn: Gianni Garko wurde für 2 Millionen Lire verpflichtet, konnte aber schon bald 20 Millionen für die gleiche Rolle in den Fortsetzungen verlangen. Umgerechnet immerhin noch 200.000$. In Italien war zu dieser Zeit fast jeder ein Millionär.

Sartana - Bete um Deinen Tod

Sartana – Bete um Deinen Tod bedeutet praktisch die Geburtsstunde des Untergenres von ironischen Spaghetti-Western mit nahezu unverständlichen Drehbüchern. Einen Sartana-Film zu sehen kann genauso verwirrend sein, wie die neuesten Entwicklungen in der Quantenphysik verstehen zu wollen. Die Geschichte dieses ersten Sartana-Films entfaltet sich mehr oder weniger wie folgt: mehrere Würdenträger des Städtchens, darunter der Bankdirektor, organisieren einen Versicherungsbetrug, indem sie a) Tampico und dessen mexikanische Bande anheuern, um eine Truhe voller Geld zu stehlen, b) Lasky und dessen amerikanische Bande rekrutieren, um die Mexikaner zu töten, und c) Lasky beauftragen alle seine eigenen Männer zu töten (und alleine zurück zu kommen). Vielleicht sollte Lasky aber gar nicht seine eigenen Leute umbringen, sondern tat dies einfach, um die Bezahlung nicht teilen zu müssen? Wie auch immer, um die Dinge noch komplizierter zu gestalten, ist die Geldtruhe voller Steine, als sie von Lasky geöffnet wird, und es taucht auch noch ein mysteriöser Fremder namens Sartana auf, der nun damit beginnt seine Nase in alle möglichen Angelegenheiten zu stecken. Einige Leute werden den Film wohl schon mehrere Male angeschaut haben, um die unentwirrbare Handlung zu entwirren, doch ist es eher wahrscheinlich, dass alle Interpretationen noch lose Enden hinterlassen werden.

Sartana - Bete um Deinen Tod

Ursprünglich war Guido Zurli (der auch am Drehbuch mitgeschrieben hatte) als Regisseur vorgesehen, zerstritt sich jedoch mit dem Produzenten Aldo Addobati und wurde letztendlich durch Gianfranco Parolini ersetzt. Angeblich war es Zurli, der Gianni Garko an Board brachte, nicht Parolini. Dies könnte den Mangel an akrobatischen Action-Szenen erklären, eine der Hauptcharakteristiken von Parolinis sogenannten „Zirkuswestern“. In den ersten Entwürfen für die Figur stellte sich Sartana eher etwas Zorro-artig dar, wurde aber von Garko und Parolini weiterentwickelt. Sie waren sich schnell einig, dass es klug sei, Sartanas Hintergrundgeschichte im Dunkeln zu belassen, um das Publikum sowie seine Gegner ins Grübeln darüber zu bringen, wer und/oder was er denn nun ist: ein Kopfgeldjäger, ein Versicherungsagent oder sogar ein Geist? Einer seiner Gegner, Lasky, schreibt ihm übernatürliche Kräfte zu, während das Finale, das in der Werkstatt des Totengräbers spielt, stark von Horrorfilmen beeinflusst ist. Parolini, der die Bond-Filme verehrte, kam auf die Idee der ultra-coolen Requisiten, wie den vierläufigen Derringer mit dem Spielkartenzylinder. Eine weitere Quelle der Inspiration war der Cartoon Mandrake der Magier, daher der Mantel und Sartanas mysteriöse Erscheinungen. Der Film brachte vier Fortsetzungen hervor, aber wie Zurli zerstritt sich auch Parolini bald mit Addobbati, weswegen die Fortsetzungen von Giuliano Carnimeo gedreht wurden.

Sartana - Bete um Deinen Tod

Der erste Sartana fällt enorm gewalttätig aus, und obwohl er bereits mit einem gewissen Augenzwinkern ausgestattet ist, fehlt ihm die unbeschwerte Note der Carnimeo Nachfolger genauso, wie bessere Produktionswerte. Trotz des Einsatzes der bekannten Villa Mussolini als Hazienda des mexikanischen Bösewichts Tampico, wirkt der Film durch die Verwendung von Sandgruben, um eine Wüstenlandschaft darzustellen, gegebenenfalls ein wenig billig und verleiht dem Streifen gelegentlich ein etwas hässliches Aussehen. Doch von allen Sartana Filmen bietet dieser hier die aufregendste Mischung aus schwarzem Humor und Gewalt, und hat gleichzeitig auch die beste Nebenbesetzung zu bieten: Klaus Kinski, William Berger, Fernando Sancho und Sidney Chaplin. Berger übertreibt es zuweilen ein wenig als schleimiger Womanizer Lasky, der allerdings heimlich homosexuell zu sein scheint? Während Fernando Sancho als José Manuel Francisco Mendoza Montezuma de la Plata Carezza Rodriguez, allgemein bekannt als Tampico, die Zeit seines Lebens hat. In erster Linie ist es selbstverständlich Garkos Film. Niemand kann eine Zeile wie „Ich bin dein Sargträger“ aufsagen wie Gianni Garko, der einzig wahre Sartana. Sergio Leone hatte damals seine Zweifel über den Film angemeldet, als er mitbekam, wie die Menschen auf der Straße den Titel in „Se incontri Sartana, digli che è un stronzo“ (Wenn du Sartana triffst, sag ihm, dass er ein Arschloch ist) umgewandelt hatten. Für Leone war das ein Zeichen dafür, dass die glorreichen Tage des Genres vorbei waren. Nichtsdestotrotz weiß Sartana – Bete um Deinen Tod exzellent zu unterhalten und darf in keiner Italo-Western Sammlung fehlen.

Sartana - Bete um Deinen Tod

Bei Amazon kaufen

  • Darsteller: Gianni Garko, William Berger, Klaus Kinski, Sydney Chaplin, Fernando Sancho
  • Regisseur: Gianfranco Parolini
  • Untertitel: Deutsch
  • Region: Region B/2
  • Format: 2.35:1, HD 1080P
  • FSK: Freigegeben ab 16 Jahren
  • Studio: Colosseo Film
  • Produktionsjahr: 1968
  • Spieldauer: 96 Minuten

Bonusmaterial:
Mondo Garko – Interview mit Gianni Garko (ca. 42 Minuten); Galerie seltener Artworks

Im Film-Retro-Shop bestellen

Diese BluRay sowie das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von Colosseo Film zur Verfügung gestellt.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

Das könnte dich auch interessieren …