Zwei Särge auf Bestellung (A Ciascuno il Suo)

A Ciascuno il Suo (Zwei Särge auf Bestellung, die direkte Übersetzung wäre: Jedem das Seine, ein Spruch den man im Film auf einem Grabgesteck hängen sieht) ist ein politisches Drama von Elio Petri (Das 10. Opfer) aus dem Jahr 1967 mit Gian Maria Volonté (Quien Sabe), Gabriele Ferzetti (Spiel mir das Lied vom Tod) und Irene Papas (Die Kanonen von Navarone) in den Hauptrollen. Vor vielen vielen Jahren erschien dieser Film schon mal in der Elio Petri Edition von Koch Media. In meiner Kritik der Box (hier komplett zu lesen, und gibts auch noch zu kaufen) schrieb ich damals:

„Der Apotheker des kleinen Städtchens bei Palermo bekommt seltsame Drohbriefe – und dann stirbt er, zusammen mit dem Doktor Rossio. Erschossen bei der Fasanenjagd, befürchtet hatte er es. Der Palermer Professor Laurana, gespielt von Gian Maria Volonte, beginnt zu ermitteln. Anfangs sieht es nach einer Familienintrige aus, aber die Kreise ziehen sich weiter. Das ganze bekommt politische und kontroverse Ausmaße, und der Professor steht ziemlich bald selbst im Visir derer, die von einer Aufklärung des Falls zu viel zu verlieren haben…. Eine faszinierende krimi-politische Reise nach Italien, die zwar nicht den Spannungsbogen moderner Thriller aufweist, aber sich atmosphärisch geschickt eine Welt aufbaut von der man fast behaupten könnte, sie würde diversen Cliches über das alte konservative Italien gerecht…„

Die Morddrohungen gegen den örtlichen Apotheker Arturo Manno überraschen keinen seiner Freunde, da dieser als Casanova stadtbekannt ist. Wirklich ernst nehmen sie diese allerdings auch nicht, bis Manno, gemeinsam mit seinem Freund Dr. Antonio Roscio, bei der Jagd am frühen Morgen ermordet wird. Der Verdacht fällt auf den Vater und die zwei Brüder einer Minderjährigen, mit der Manno ein Verhältnis gehabt haben soll. Doch Professor Laurana, der zuvor einen der Erpresserbriefe gesehen hatte, glaubt nicht an die Schuld der Analphabeten aus einem heruntergekommenen Stadtteil, da die Buchstaben des Textes aus dem Osservatore Romano ausgeschnitten wurden – einer christlichen Zeitung, die nur wenige Abonnenten in dieser Gegend hat. Er bittet den befreundeten Anwalt Rosello darum, sich um die Verhafteten zu kümmern, und beginnt eigene Nachforschungen, auch motiviert durch seine heimliche Liebe zu der Witwe eines der Ermordeten – Luisa Roscio. Seine Spur führt ihn nach Palermo…

„Zwei Särge auf Bestellung (A ciascuno al suo)“ war der erste Film nach einem Roman von Leonardo Sciascia und spielt auf Sizilien, Sciascias Heimat. 1976 folgte noch eine weitere Zusammenarbeit zwischen Elio Petri und Leonardo Sciascia in „Todo modo“. Gemeinsam mit den Verfilmungen weiterer seiner Romane, „Der Tag der Eule“ von Damiano Damiani 1968, dessen Buchvorlage noch vor „Zwei Särge auf Bestellung“ entstand, und „Die Macht und ihr Preis“ von Francesco Rosi 1976, ergab sich ein komplexes Bild der politischen Situation Italiens in den 60er und 70er Jahren.

Interessanterweise sind nun alle Filme der alten Koch Media Box auch in HD erhältlich. Das Verfluchte Haus von VZ-M sogar als Schnäppchen, Die Arbeiterklasse kommt ins Paradies gibt es von Radiance Films, und sicher auch bald in Deutschland, nicht sicher ob auch die Petri Doku irgendwo enthalten ist die noch auf der Box war. Wer noch mehr von Elio Petri in HD möchte, muss teilweise leider nach wie vor noch zu Importen greifen. Beispielsweise ist Ermittlungen gegen einen über jeden Verdacht erhabenen Bürger zwar von Plaion Pictures angekündigt, aber wer weiß wann… bis dahin kann man die Criterion oder Italien Scheibe importieren. Property is no longer Theft wiederum gibt es von Arrow. Das aber nur als kurzer Exkurs.

Nochmal zurück zum Film, über dessen nochmalige Sichtung ich mich sehr gefreut hatte. Das von Bacalovs dezenter Musik untermalte Kriminaldrama entfaltet sich vor der malerischen Küstenkulisse und lässt einen brenzligen Mix aus Kirche, Politik, Mafia und Lokalkultur ans Tageslight kommen. Volonte, der hier als quasi Detektiv versucht aufzudecken, indem er wie eine Zwiebel Schicht für Schicht abträgt, ist gleichsam einsichtig wie auch naiv. Die Naivität wird ihm letztlich auch zum Verhängnis, denn so sehr er auf dem richtigen Weg ist, er unterschätzt dennoch fatal wie tief die Verstrickungen gehen und wie rücksichtslos das System – wie auch immer man es nennen möchte – seine Hindernisse aus dem Weg räumt. Ein eigentlich unglaublich deprimierender Film. Aber auch ein unterhaltsamer, gut gespielter und minutiös inszenierter.

Die BluRay von Explosive Media bringt den Petri Klassiker auf HD. Das Bild sieht eigentlich sehr gut aus (außer im Vorspann der Helikopterflug), schwächelt aber manchmal in dunklen Szenen und es gibt etwas Streifenbildung. Insgesamt ein guter Schritt von der DVD aber vielleicht nicht die Avantgarde der Neuabtastungen. Der Ton klingt total okay (Italienisch getestet), man hat außerdem die deutsche Synchro zur Auswahl. Untertitel gibt es auf Deutsch oder – sehr erfreulich – auch Englisch. Viele Extras sind nicht dabei. Da ist zum Einen der italienische Kinotrailer, dann ein Kurzinterview mit dem Romanautor Leonardo Sciascia (1min, italienische mit deutschen Untertiteln) und eine Bildergalerie.

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