Die schwarze Windmühle

The Black Windmill

The Black Windmill (Die schwarze Windmühle) ist ein britischer Spionagethriller von Don Siegel aus dem Jahr 1974 nach dem Roman Seven Days to a Killing.

Der Sohn von MI6 Agent Major Tarrant (Michael Caine) wird just gekidnappt als er einen Schmugglerring versucht zu infiltrieren. Als die Kidnapper seine Chefs ans Telefon wollen und genau die Summe and Geld fordern, mit der sein Vorgesetzter Harper (Donald Pleasance) Diamanten für einen aufgesetzten Schmuggel-Deal gekauft hat, wittert Tarrant eine seltsame Verschwörung. Während Tarrant versucht seinen Sohn wieder zu bekommen, wird ihm von Strippenziehern innerhalb des Geheimdiensts eine Nähe zu den Kidnappern unterstellt und Beweismittel untergeschoben. Jetzt wird er von seinen Leuten gejagdt während er den Kidnappern nachstellt, eine Hetzjagd die ihn von London nach Paris und wieder zurück führt…. 

Don Siegel (The Lineup, The Beguiled oder Hell is for Heroes) steht drauf, Don Siegel ist drin. Der Name steht für Qualität, und so ist es auch hier – auch wenn es sich womöglich um einen eher weniger in der Breite bekannten Film aus seinem Ouevre handeln dürfte. The schwarze Windmühle ist ein trocken erzählter Thriller ohne Schnörkel, getimet wie ein Uhrwerk, langsam an Fahrt gewinnend und am Ende mit einem furiosen Finnish. Der in amerikanischer Krimiware groß gewordene Siegel war 74 schon ein Gigant, was ihn an dem Stoff gereizt hat ist mir nicht ganz klar.

The Black Windmill

Ich vermute, es hatte ihn gereizt vor dem etwas dubiosen Hintergrund (Windmühlen, britische Spionagebürokratie, Ärmelkanal) einen spannenden Film zu machen und man hatte möglicherweise wegen Michael Caine auch das Budget, Siegel hier viele Freiräume zu bieten. Im Gegensatz zu den – finde ich – eher langweiligen Ipcress Filmen geht es hier schon etwas mehr zur Sache, auch wenn Caine hier eher eine blasse Figur abgibt. Was den Film aber ausmacht ist eine geschickte Genre-Kombo: da wäre ein klassischer Entführungsfall einerseits, ein Verschwörungskrimi im britischen Geheimdienst andererseits, sowie eine Verfolgungsjadg über den Ärmelkanal und ein Kampf gegen irische Terroristen andererseits. Also einige bunte Zutaten, was auch wieder gut zu Siegel passt: expect the unexpected.

So darf trotz der ruhigen Natur des Films, der schon vom Vorspann weg nicht gerade Aufregung verspricht, ziemlich  zu Anfang etwas explodieren, es wird an Chauvinismus und auch an Nackedei nicht gespart, und unser „Held“ ist ein eher mürrischer, jedenfalls aber nicht besonders charmanter Brite, ein früher Caine der eine Rolle spielt die man auch Charles Bronson hätte geben können vermutlich. Den Holte sich Siegel zwei Jahre später für Telefon.

The Black Windmill

The Black Windmill basiert auf dem Roman von Clive Egleton, aber das Drehbuch von Leigh Vance (kaum bekannter Auftragsschreiberling der diverse TV-Serien beschnuppert hat) kann daraus kein Meisterwerk backen. Es ist Siegel zuzuschreiben würde ich sagen, dass der Film den oben skizzierten Spagat zwischen den Genres hinbekommt, ohne sich zu verlieren, aber auch das gelingt Siegel nicht vollkommen. Die Abstecher nach Frankreich wirken etwas aufgesetzt, vielleicht weil man es spannend fand, das Hovercraft zu filmen. Tarrant ist schwer zu durchschauen, man war sich wohl nicht ganz sicher welcher Typus von Caine-Charakter es hätte sein sollen. Da gibt es wie gesagt eine Prise Ipcress, aber auch einen klitze kleinen Hauch von Alfie, aber relativ wenig The Italian Job. Kurzum: von Caine ist man schon damals besseres gewohnt.

Ich fand den Film fesselnd, um nicht zu sagen doch relativ spannend, aber nicht überragend. Handwerklich ist Die Schwarze Windmühle sehr solide, vor allem in der Kamera. Siegel komponiert auch aus langweiligen Szenen (oder vermeintlich unwichtigen Momenten) penibel choreographierte Theaterstücke auf der Leinwand, was in Summe einfach enorm viel an Qualität für den Film herausholt.

The Black Windmill

Der Film erscheint im Juni bei Koch Films im Mediabook in zwei Varianten (eine davon unten abgebildet). Das Bild kann sehr überzeugen, mit viel Kontrast und schönen Farben. Gestochen Scharf kommt das ganze meist daher und es ist eine Freude den Film so zu sehen, ander als viele Filme aus der Zeit sonst eben bislang aussahen, grau und blass oder leicht blaustichtig. Der Ton (Englisch getestet) klingt sehr solide und lässt auch die subtilen leisen Szenen gut zuer Geltung kommen. Auch die deutsche Synchronfassung ist mit dabei, sowie Untertitel auf Deutsch und Englisch. In Sachen Extras gibt es eine volle Breitseite. Zum einen einen Audiokommentar von Siegel über Siegel, und zwar keinem geringeren als Mike Siegel (Pendechos!). Der Kommentar ist wie man es von Mike ja gewohnt ist sehr informativ und gut recherchiert, und von der ersten Minute an voller Insider-Wissen und Enthusiasmus. Don Siegel war ja, wie am Anfang erwähnt, ein Mentor von Sam Packinpah, und Mike ist ja ausgewiesener Peckinpah-Experte. Mike führt uns durch einen wilden Streifzug in die Hollywood-Geschichten der involvierten Personen, ebenso lohnenswerter Zeitvertreib wie den Film zu gucken. Dazu kommt ein unterhaltsames Interview mit Michael Caine (10min) aus dem Jahr 2013 vom Filmfest München bei dem es aber nicht um diesen Film geht sondern um seine Karriere insgesamt (leider nicht in voller Länge), ein aktuelles mit Joss Ackland (9min) der mehrere Filme mit Siegel gemacht hatte (und der jüngeren Generation eher aus Lethal Weapon 2 bekannt ist), sowie ein längeres mit Kameramann Ousama Rawi (Zulu Dawn, Pulp) (20min). Außerdem Trailer, Radiospots und eine Bildergalerie.

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Die schwarze Windmühle BluRay

Die Bluray wurde uns freundlicherweise von Koch Films zur Verfügung gestellt.

Sebastian

Gründer und Inhaber von Nischenkino. Gründer von Tarantino.info, Spaghetti-Western.net, GrindhouseDatabase.com, Robert-Rodriguez.info und FuriousCinema.com

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