In meiner Wut wieg‘ ich vier Zentner / Là dove non batte il sole / The Stranger and the Gunfighter

Der reiche chinesische Bankier Wang stirbt bei einem Banküberfall in Kalifornien, als Dakota auch ihn ausraubt und ihm 1000 Dollar sowie vier Fotos von Frauen abnimmt. Die Familie Wangs befindet sich in China in der Gewalt eines Kriegsherrn, der all sein Geld Wang anvertraute, der es in Amerika gewinnbringend anlegen sollte. Um das Leben der Familie zu retten, begibt sich nun der junge Wang Ho nach Amerika. Eine aufgefundene Notiz eröffnet ihm, dass der Weg zu einem Schatz in chinesischen Buchstaben auf den Hintern von vier jungen Damen tätowiert sei, die Wang das Leben versüßten. Wang Ho befreit Dakota aus dem Gefängnis, in das dieser mittlerweile geworfen worden war, und macht sich mit ihm und unter Zuhilfenahme zahlreicher Tricks und nach einigen gefährlichen Abenteuern auf die Suche nach den vier Frauen. (Explosive Media)

Ein junger Chinese wird in den Fernen Westen geschickt, um herauszufinden, was aus dem Vermögen seines verstorbenen Onkels geworden ist. Die auf die Hinterteile von vier Damen tätowierten Informationen geben Aufschluss über den Verbleib des „Schatzes“. Lee van Cleef schließt sich ihm als sein Führer an, wobei die beiden Männer schließlich auch zu Kumpels werden. Der Film repräsentiert eine komische Variante von Soleil rouge (Rivalen unter roter Sonne, 1971), die sich zwar oft recht albern gestaltet, es dank der Chemie zwischen den beiden Stars und ein paar (wenigen) gelungenen Witzen aber trotzdem versteht zu unterhalten. Es handelt sich hier um einen von etlichen Hybridfilmen aus den Siebzigern, die von manchen Liebhabern auch als Soja-Western bezeichnet werden. Die Referenzen des Streifens sind schon mal ziemlich beeindruckend, denn zu den Produzenten gehören Carlo Ponti und Run Run Shaw, während in den Hauptrollen sowohl Lee van Cleef, als auch Lo Lieh zu sehen sind, der damals zu den charismatischsten Darstellern des Kung-Fu-Genres zählte. Das Drehbuch tischt den geneigten Zuschauern eine der bereits bestens bekannten Schatzsuche-Geschichten über ein verstecktes Vermögen auf, das nur dann gefunden werden kann, wenn man sich fähig zeigt die Informationen entschlüsseln zu können, die vier verschiedenen Frauen (einer Russin / Patty Shepard, einer Italienerin / Femi Benussi, einer Amerikanerin / Erika Blanc und einer Chinesin / Karen Yeh) anvertraut worden sind. Der italienische Titel des Films lautet Là dove non batte il sole, was zu Deutsch so viel bedeutet wie Dort, wo die Sonne nicht scheint und genau diese Stelle ist es, wo den Frauen die besagten Informationen von einem Chinesen namens Wang, dem Besitzer des „Schatzes“, tätowiert wurden.

In der Eröffnungsszene versucht ein Dieb namens Dakota einen Raub zu begehen, doch der Safe ist nur sehr schwierig zu knacken, während jede neue Sicherheitsvorrichtung von einem Foto einer Frau begleitet wird, die ihren wohlgeformten Hintern in Richtung Kamera streckt (WTF?!). Schließlich beschließt Dakota den Safe in die Luft zu jagen, doch dann taucht plötzlich der Besitzer, ein Chinese namens Wang, auf und wird durch die Explosion getötet. Dakota soll daraufhin wegen Raubes und Totschlags gehängt werden, doch Wangs Neffe Wang Ho Chiang ist zur Stelle und rettet ihn. Der wurde nämlich nach Amerika geschickt, um das Vermögen seines Onkels aufzuspüren. Die beiden begeben sich nun auf die Suche nach Onkel Wangs ehemaligen Geliebten, um die Botschaften auf ihren Ärschen (ein Wort, das die deutsche Synchro inflationär zum Einsatz bringt. Man könnte ein Trinkspiel veranstalten und wäre dabei relativ schnell hinüber) zu entschlüsseln und erregen dabei selbstverständlich die Aufmerksamkeit von geldgierigen Halsabschneidern, wie einer Gruppe von mexikanischen Banditen und einem falschen Priester namens Yancey Hobbitt (Julian Ugarte als Julian Hugarte gelistet), der mit einer mobilen Kirche durch den Westen reist.

Der Film stellt eine bizarre Mischung aus Komödie, Kampfsport- und geradliniger Italo-Western-Action dar, die sich zwar als recht unausgegoren erweist, jedoch nicht ganz ohne Unterhaltungswert daherkommt. Ein Großteil des Komödienanteils muss als ziemlich albern beschrieben werden, doch ein paar inspirierte Witze verstehen es dennoch zu zünden. Das Skript gestaltet sich eher eintönig, verschwendet jedoch nie zu viel Zeit an einer Stelle und führt die beiden Helden mit bewundernswertem Tempo von einem set-piece zum nächsten. Sie gelangen sozusagen von einem Hintern zum anderen und landen letztendlich im Versteck des Oberbösewichts, das sich in einem alten Missionsposten befindet. Der Film versucht sein Bestes aus dem Gegensatz zwischen dem höflichen, pflichtbewussten „Ostler“ und dem selbstsüchtigen, schelmischen „Westler“ zu machen, ohne jedoch ernsthafte soziokulturelle Aussagen zu treffen. Tatsächlich trifft Rudyard Kiplings berühmter Satz East is East and West is West, and never the twain shall meet im Finale des Films nicht zu, denn van Cleef besteht darauf seinem neuen Kumpel beim Missionsposten zur Seite zu stehen (und ihn schließlich nach China zu begleiten!).

Lo Lieh war dank seines Auftritts im Martial-Arts-Klassiker Tian xia di yi quan (auch bekannt unter den Titeln Five Fingers of Death oder Zhao – Der Unbesiegbare, 1972) zum Star geworden. Er hatte in den sechziger Jahren zwar in vielen Kampfkunstfilmen mitgewirkt, ist aber dennoch kein echter Kampfkünstler gewesen. Lieh wurde in Indonesien geboren und begann erst im Erwachsenenalter mit dem Kampfsport. Offensichtlich wusste Regisseur Margheriti nicht, was er mit den Kung-Fu Actionszenen anfangen sollte, denn er setzt hierbei weitestgehend auf Slapstick (die Comedy-Western-Welle war bereits in vollem Gange) und unterstreicht diesen mit albernen Soundeffekten. Oder haben an dieser Stelle etwa die Shaw Brothers Studios schlampige Arbeit geleistet!? Die miserablen Kampfsequenzen bringen den Film beinahe zum Erliegen, doch Lo Liehs lockerer Charme und die Chemie mit van Cleef retten ihn letztendlich übers Ziel. Van Cleef zeigt sich hier von seiner hanswurstigsten Seite, trägt eine Perücke, signiert Damenhinterteile mit einem X und singt sogar ein Lied. Er scheint hier in recht guter Verfassung zu sein, was eigentlich auch kein Wunder darstellt, lässt er sich doch zu jeder möglichen Gelegenheit ein Glas Whiskey einschenken.

In meiner Wut wieg‘ ich vier Zentner (was soll das eigentlich für ein Titel sein!?) stellt eine sehr gemischte Angelegenheit dar. Der Film ist alles andere als großartig, doch Alejandro Ulloas Fotografien der Drehorte in Almeria verleihen dem Film ein überragendes Aussehen und dank eines Drehbuchs, das die Vorgänge in Bewegung hält sowie ein paar wenigen guten Witzen, erweist er sich auf überraschende Art und Weise doch als einigermaßen unterhaltsam. Selbst der lahme „running gag“ bei dem Lo Lieh viermal den Ort studiert, an dem die Sonne niemals scheint, wird durch eine urkomische Szene gerettet, in der er die heilende Wirkung von Akupunktur an Femi Benussis schmerzendem Hinterteil unter Beweis stellt. Wenn die Shaw Brothers doch nur einen Experten für die Chorographie der Kampfsequenzen geschickt hätten…

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Seitenverhältnis:‎ 16:9 – 2.35:1
Alterseinstufung:‎ Freigegeben ab 18 Jahren
Regisseur: Margheriti, Antonio
Medienformat: Breitbild
Laufzeit: 1 Stunde und 40 Minuten
Darsteller: van Cleef, Lee, Lieh, Lo, Benussi, Femi, Blanc, Erika, Barri, Barta
Sprachen: Deutsch, Englisch, Italienisch
Untertitel: ‎Deutsch, Englisch
Studio: ‎Explosive Media

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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