Le boucher / Der Schlachter

Le boucher / Der Schlachter

Der durch seine Erlebnisse im Indochinakrieg traumatisierte Schlachter Popoul (Jean Yanne) verliebt sich in die einsame Lehrerin Hélène (Stéphane Audran), die sich zwar auf eine Freundschaft mit ihm einlässt, aber aufgrund einer schlimmen Erfahrung vor der Liebe zurückschreckt. Als sie auf die Leiche einer erstochenen jungen Frau stößt und daneben das Feuerzeug findet, das sie Popoul kürzlich schenkte, bricht für sie erneut eine Welt zusammen …

Le boucher / Der Schlachter

Claude Chabrol inszenierte den Film „Der Schlachter“ in Hitchcock Manier. Es ist von Anfang an klar, wer der Frauenmörder ist, der in der Umgebung des weltfremden kleinen Dorfes gesucht wird. In einem malerischen kleinen Ort, finden sich zwei Menschen, Helene gespielt von Stephane Audran und der unbeholfene, traumatisierte, aber liebenswerte Schlachter Popoul. Sie, die allseits beliebte Lehrerin, die im Dorf ein hohes Ansehen genießt und die jeder insgeheim zu lieben scheint. Wo sie auftaucht verzaubert sie das Umfeld mit ihrer umwerfenden liebenswerten Art. Auch der Schlachter Popoul verliebt sich auf einer Hochzeit im Dorf in sie. Er führt mit ihr ein unbeholfenes Gespräch, doch sie geht verständnisvoll mit ihm um, lacht mit ihm, ist irgendwie Glücklich und von ihm angetan. Das Verhältnis der beiden wird enger, doch keinesfalls Intim. Denn sie, die Schöne, aber doch unnahbare, die sich in Arbeit flüchtet, um aus der Welt in der sie lebt zu flüchten, die sie zwar liebt aber doch nicht versteht, vor allem nicht die Liebe.

Le boucher / Der Schlachter

Popoul speist mit ihr zu Abend, streicht ihr Wohnzimmer, geht mit ihr ins Kino, verbringt Zeit mit ihr. Er fragt sie auf einem Ausflug sogar, warum sie denn keinen Liebhaber hätte. Sie, kann darauf nur antworten, dass sie sehr enttäuscht worden sei, von einem Mann. Popoul fühlt sich gegen den Kopf gestoßen, zeigt dies nicht wirklich….Helene rettet die Situation, indem sie ihm ein Geschenk überreicht. Es ist ein Feuerzeug…er freut sich, denn vorher nahm er nur Streichhölzer. Warum er allerdings das Geschenk bekam, weiß er im ersten Moment nicht, doch als Helene ihm sagt, dass er Geburtstag hat, fühlt er sich beachtet. Als Zuschauer gewinnt man schnell gefallen an dem Zusammenspiel der beiden, lacht mit Ihnen und möchte, dass diese Zwei Menschen sich finden, ein Paar werden und die Liebe Leben. Doch es kommt alles anders. Unaufhörlich läuft das Geschehen auf einen unheilvollen Höhepunkt zu. Als Helene einen Ausflug mit ihrer Schulklasse macht, finden sie, als sie Rast machen, eine grausam ermordete Frau und Helene entdeckt am Tatort das Feuerzeug, das sie Popoul schenkte. Als dann Abends Helene verstört, einsam und traurig in ihrer Wohnung sitzt, kommt Popoul mit Kirschen vorbei, um sie zu trösten. Sie Essen zusammen, die Atmosphäre ist angespannt, lähmende Anspannung, man fühlt mit Helene, als sie schließlich fragt, ob sie Feuer haben kann, zündet Popoul ihr die Zigarette an, mit dem Feuerzeug, das Helene ihm schenkte…

Le boucher / Der Schlachter

Diese Momente sind es die immer wieder für eine immense Anspannung sorgen. Als Zuschauer möchte man nicht, das Popoul eine grausamer Mörder ist, er kann es doch auch gar nicht sein ? Ein Mensch der sich so rührend um einen Menschen wie Helene kümmert. Ein Kind, in dem Körper eines Erwachsenen. Infantiles Verhalten, entlarven ihn als einen sehr unsicheren Menschen, aber nicht als Mörder. In fast jeder Szene wünscht man sich, dass die beiden eine Beziehung anfangen, einfach Vergessen was passiert ist, die Vergangenheit hinter sich lassen, das Leben leben und die Dinge des Lebens so nehmen wie sie sind. Doch die Dinge des Lebens von Claude Sautet, ist ein anderer Film und auch dieser ist Konsequent in seiner Art. Chabrol schafft eine einzigartige Atmosphäre, das „Böse“, was in der Luft liegt, wie die Nebelschwaden um das kleine Dorf, wird perfekt durch die Musik von Pierre Jansen vertont, Chabrols Stammkomponist. Die Atmosphäre wechselt zwischen Dorfidylle und zwischen der Nacht, in der alles schläft und niemand weiß, was als nächstes passiert. Auffällig ist bei diesem Claude Chabrol Film wiederum, das fehlen der Klassischen Romantik, wie man sie von Sautet kennt, die durch Inszenierung und Romantische bzw. Tragische Musik untermalt wird. In der Schlachter, wird permanent nur „Neutrale“ Musik gespielt, dies führt dazu das, dass Verhältnis von Popoul und Helene nicht romantisiert wird und der Zuschauer sich somit seine eigene Meinung bilden kann, denn der Moralische Zeigefinger wird in diesem Werk, wie so oft bei Chabrol nicht erhoben, vielmehr, darf man seine eigene Studie machen.

Le boucher / Der Schlachter

Claude Chabrol lässt das tragische Ende offen, lässt den Zuschauer stehen in der Landschaft, ganz allein mit Stephane Audran, welche den Glauben an die Liebe verloren zu haben scheint, denn sie liebte einen liebenswerten, Mörder, der eigentlich keiner war, sein wollte ? All dies, ist Ansichtssache des Zuschauers. Melancholie wird nur durch die von Jean Rabier eingefangenen Bilder erzeugt, die restliche Melancholie, Tragik und Dramatik entsteht durch die Grandiosen Schauspieler und der hervorragenden Regie Claude Chabrols.

Sein oder nicht Sein….das war hier wirklich eine essentielle Frage….

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