Gli occhi freddi della paura / Cold Eyes of Fear

Der seriöse Anwalt Peter (Gianni Garko) lernt Anna (Giovanna Ralli), eine Italienerin von zweifelhafter Tugend, in einem Club kennen und nimmt sie in die Wohnung seines Onkels mit. Schon bald müssen sie jedoch feststellen, dass sie dort nicht allein sind, denn mit dem Pistolenmann Quill (Julián Mateos) wartet bereits jemand auf sie.

Bei der Inszenierung eines Avantgarde-Thrillers in einem Londoner Club toleriert die Italienerin Anna (Giovanna Ralli) gerade noch so das Geplänkel eines betrunkenen Engländers, der offensichtlich glaubt er habe an diesem Abend sehr gute Chancen sie abzuschleppen. Allerdings hat sie nicht die Absicht dies geschehen zu lassen und als ein anderer höflicher Engländer, der wohlhabende Neffe eines Richters, Peter Flower (Gianni Garko), ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht, heißt sie es mehr als willkommen, dass er vorgibt sein Getränk über ihr zu verschütten, damit sie einen Grund hat dem Betrunkenen entfliehen zu können. Daraufhin verbringen die beiden einen Teil des Abends damit sich die Sehenswürdigkeiten Londons anzusehen, doch Peter nimmt Anna letztendlich in die Wohnung seines Onkels mit, was er allerdings lieber nicht getan hätte.

Gli occhi freddi della paura beginnt mit einer kleinen Schummelei, da man zunächst einmal annimmt einen typischen giallo anzusehen, in dem eine junge Frau (Karin Schubert) von einem messerschwingenden mysteriösen Mann bedroht wird. Als der sie ihrer Unterwäsche mit dem Messer entledigt und anfängt sich mit ihr zu liebkosen, deuten alle Anzeichen darauf hin, dass es sich hier um eine weitere Frau in Gefahr handelt. Nun, dieser Streifen dreht sich auch um eine Frau in Gefahr, doch die wird nicht von Frau Schubert gespielt, da sich herausstellt, dass man einfach nur einen Teil eines Theaterstücks verfolgt hat, welches das Publikum (gemessen am Applaus) anscheinend großartig findet. Man mag anderer Meinung sein, besonders wenn man bedenkt, dass der Rest von Gli occhi freddi della paura auch als Theaterstück durchgehen könnte, da sich das meiste des Films innerhalb eines einzigen Sets abspielt.

Dieses Set besteht aus dem Haus von Peters Onkel, dem Richter Bedell (Fernando Rey). Peter glaubt mit Anna einen guten Fang gemacht zu haben und ist gerade sehr enthusiastisch dabei sich in sie zu verlieben, obwohl sie sich immer wieder aus seinen Fängen windet. Wie die beiden jedoch schnell feststellen müssen, halten sie sich nicht allein an diesem Ort auf, denn des Richters Butler (Leonardo Scavino als Leon Lenoir gelistet) fällt plötzlich tot neben ihnen auf das Bett, auf dem sie gerade am Schmusen sind. Außerdem bemerken sie die Anwesenheit eines Mannes (Julián Mateos), der mit einer Pistole bewaffnet ist. Er lässt sie auf unmissverständliche Art und Weise wissen, dass sie besser tun sollen was er ihnen sagt, doch was er eigentlich im Schilde führt, wird glücklicherweise nicht zu früh verraten. Was auch gut so ist, denn ansonsten würde der Film weniger als die Summe seiner Teile wirken.

Also werden Anna und Peter zu Quills Geiseln, während sich Peters Onkel als Schlüssel zu all dem entpuppt. Der verbringt praktisch den ganzen Film an einem anderen Ort, nämlich seinem Büro, wobei ihm auch eine „Ausrede“ zur Verfügung steht es nicht verlassen zu können, weil es von einem seiner Widersacher mit einer Sprengfalle versehen wurde. Da es sich um einen Film von Enzo G. Castellari handelt, kann man schon mal davon ausgehen, dass irgendwann eine Explosion losgeht, doch auch damit gelingt es dem Regisseur genauso zu schummeln, wie bei den ersten fünf giallo-Minuten, die ja letztendlich gar keine waren. Womit wollte sich der Regisseur also wirklich beschäftigten, wenn es sich nicht um Serienmörder etc. drehen sollte? Tatsächlich geht es um Polizeikorruption, die damals ein großes Thema in Italien und in gewissem Maße auch im restlichen Europa gewesen ist.

Das Ganze macht allerdings den Eindruck, als würde Castellari die Korruption der italienischen Gesetzesvertreter auf die Englands übertragen wollen, so als hätte er nicht den Mut sein Heimatland in solch wenig schmeichelhaftem Licht darzustellen. Auf der positiven Seite bedeutet dies einige nette Außenaufnahmen von London in den frühen siebziger Jahren mit all der Atmosphäre, die die Stadt impliziert, doch auf der anderen Seite wird dies tendenziell durch die Tatsache entwertet, dass der Rest des Streifens auf den Sound Stages Cinecittas gedreht wurde. Nach einer Weile taucht Frank Wolff (dieser Film erschien im Jahr seines tragischen Selbstmords) als Polizist auf, der Anna und Peter einen Ausweg aus ihrer misslichen Lage bieten könnte – oder eben auch nicht – wobei alles aufgrund von zu viel Gerede ins Stocken gerät und es sich für das Publikum immer schwieriger gestaltet seine Aufmerksamkeit aufrecht zu erhalten, je länger der Film dauert. Man wollte hiermit sicherlich ein ernsthaftes Thema anschneiden, doch dieser Film kann in seiner Ausführung bestenfalls als durchschnittlich bezeichnet werden.

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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