La última señora Anderson / The Fourth Victim

Ein wohlhabender Engländer findet seine dritte Frau tot auf. Nachdem die Polizei festgestellt hat, dass auch seine ersten beiden Ehefrauen plötzlich verstorben sind, wird ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Inzwischen zieht eine neue Nachbarin Nebenan ein, die sich sehr für Arthur zu interessieren scheint.

Anschaubar, wenn auch recht zahm, fad und letztendlich vergessenswert. So präsentiert sich dieser kleine italienisch-spanisch Co-produzierte giallo von Regisseur Eugenio Martín (Pánico en el Transiberiano / Horror Express, 1972 und Una vela para el diablo / Die Saat der Angst, 1973). Der gutaussehende, zurückgezogen lebende britische Playboy Arthur Anderson (Michael Craig) ist mittleren Alters und es fällt ihm schwer eine Frau zu behalten. Tatsächlich hat er in den letzten Jahren nicht weniger als drei Frauen verloren, alle durch tragische „Unfälle“. Seine erste Frau starb bei einem Autounfall (defekte Bremsen), seine zweite stürzte auf einer Baustelle zu Tode und seine letzte Frau Gladys wird zu Beginn des Films tot im Swimming Pool aufgefunden.

Eine spätere Autopsie von Ehefrau Nummer drei bringt ans Tageslicht, dass sie mit einer tödlichen Dosis an Barbituraten vollgestopft war, bevor sie ihr tödliches Bad nahm. Die Tatsache, dass Anderson über 160.000 Pfund Versicherungsgeld für seine drei ehemaligen Ehefrauen angesammelt hat, lässt ihn enorm verdächtig erscheinen, weswegen er wegen Mordes vor Gericht gestellt wird. Aufgrund fehlender Beweise und den Zeugenaussagen von Arthurs treuem Dienstmädchen Felicity Downing (Miranda Campa), die von Gladys‘ Drogensucht und Selbstmordneigungen berichtet, wird Arthur von allen Anklagepunkten freigesprochen. Inspektor Dunphy (José Luis López Vázquez) von Scotland Yard ist allerdings nicht sonderlich von Andersons Unschuld überzeugt und beschließt der Sache weiterhin auf den Grund zu gehen.

In der gleichen Nacht, in der er vom Prozess nach Hause kommt, findet Arthur seine seltsam freundliche aber gleichzeitig aggressive Nachbarin Julie Spencer (Carroll Baker) – die er bisher noch nicht kennengelernt hatte – badend in seinem Pool vor. Zunächst verscheucht er sie, doch die beiden fühlen sich schließlich zueinander hingezogen, verlieben sich, gehen eine romantische Beziehung ein und heiraten schon ziemlich bald. Wird das nun auch für die vierte Frau Anderson den Tod bedeuten? Und was hat es mit der skurrilen Frau mit Sonnenbrille und schwarzem Umhang (Marina Malfatti) auf sich, die draußen vor dem Haus herumschleicht? Man könnte jetzt mit Leichtigkeit die offensichtlich falsche Identität von Bakers Charakter offenbaren, verraten was sie wirklich vorhat und die Wendungen des dritten Aktes vorwegnehmen, weil man das alles sehr wahrscheinlich schon mindestens einmal (oder auch mehrmals) gesehen hat. Doch hier soll nicht allzu sehr ins Detail gegangen werden, weil das alle Freuden verderben würde, die der Film zu bieten hat, so klein sie auch sein mögen.

The Fourth Victim erweist sich als albern, ist jedoch recht kompetent in Szene gesetzt worden und braucht über eine Stunde, um beim Publikum größeres Interesse wecken zu können, doch selbst dann hat er nicht allzu viel an Mysterium oder Aufregung zu bieten. Die Musik ist allerdings nicht schlecht und die Besetzung macht sich ziemlich gut. Carroll Baker war nach ihrer Oscar-nominierten Darbietung im umstrittenen Baby Doll (Baby Doll – Begehre nicht des anderen Weib, 1956) ein großer Hollywood-Star gewesen, doch ihre Karriere unternahm nach dem Scheitern des Biopics Harlow (1965) einen Sturzflug, so dass sie Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre in Europa landete, wo sie hauptsächlich in gialli aufgetreten ist, von denen einige zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung ein X-Rating hatten, nach heutigen Maßstäben jedoch als recht mild zu bezeichnen sind. Weitere gialli mit Carroll Baker sind zum Beispiel Orgasmo (1969), Il dolce corpo di Deborah (Der schöne Körper der Deborah, 1968), Paranoia (A Quiet Place to Kill, 1970), Così dolce… così perversa (So Sweet… So Perverse, 1969) und Il coltello di ghiaccio (Knife of Ice, 1972). Obwohl Baker hier gut genug abschneidet, stellt die größte Überraschung Marina Malfatti in ihrer vielleicht besten giallo-Rolle dar.

Sie hinterließ weder in Hauptrollen (wie in La notte che Evelyn uscì dalla tomba / Die Grotte der vergessenen Leichen, 1971) noch in Nebenrollen (wie in Sette orchidee macchiate di rosso / Das Rätsel des silbernen Halbmonds, 1972, wo sie nichts anderes zu tun hat, als sich auszuziehen und zu sterben), nachhaltigen Eindruck, doch hier verkörpert sie den interessantesten Charakter und liefert als Psycho sehr effektive Arbeit ab. Es lohnt sich also nicht so richtig diesem Streifen nachzujagen, es sei denn, man ist ein Giallo-Komplettist. Bis jetzt war es äußerst schwierig gewesen an den Film heranzukommen, denn er wurde weder in Deutschland, noch in den USA auf Video oder DVD veröffentlicht. Es gab zwar eine französische sowie italienische VHS-Veröffentlichung, doch stellte eine griechische VHS-Auswertung (Englisch mit griechischen Untertiteln) die einzige Quelle des Films unter Sammlern in Europa dar. Unter dem Label Master Home Video auf den Markt gebracht, kam der Streifen mit einem irreführenden Cover daher, das mit sexuell anzüglichen Abbildungen glänzt, obwohl der Film in Wirklichkeit keine Nacktheit und fast gar keine Gewalt zu bieten hat.

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  • Aspect ratio: 2.35:1
  • Audio: English Mono / Italian Mono
  • Closed Caps
  • Region A

Special Features:

  • Eugenio Martín, Auteur: Interview With Eugenio Martín Biographer Carlos Aguilar
  • Deleted Scene
  • Trailer

Bluntwolf

Bluntwolf ist ein Filmliebhaber aus der goldenen Mitte Deutschlands. Sein Spezialgebiet ist das italienische Kino der 60er bis 80er Jahre, insbesondere Italowestern, Giallo und Polizio. Er ist der Chefredakteur von Nischenkino und gehört dem Redaktionsteam der Spaghetti-Western Database an.

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